Zebras, Antilopen & Co.: Südafrika will Wildfleischproduktion massiv ausbauen

Südafrika plant, die Wirtschaft anzukurbeln und die Natur zu schützen. Nur ein kleiner Teil des jährlich produzierten Wildfleisches gelangt bisher in den Handel oder Export – doch das soll sich ändern.
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Strauße sind durchaus mit Vorsicht zu genießen.Foto: Rossillicon / iStock
Epoch Times28. Juni 2024

Die Schlachterei in Bela Bela ist eine von wenigen Fleischbetrieben in Südafrika, die sich auf Wildfleisch spezialisiert haben. Die Regierung will den Sektor deutlich ausbauen und damit nicht nur Jobs schaffen, sondern auch zum Klima- und Artenschutz beitragen.

„Wir möchten Ihren Teller bereichern, indem wir Bio-Wildfleisch aus der freien Wildbahn anbieten“, sagt Khorommbi Matibe vom südafrikanischen Umweltministerium.

Von Natur aus mageres Fleisch

Derzeit werden in Südafrika pro Jahr etwa 60.000 Tonnen Wildfleisch produziert. Nur ein Bruchteil davon landet in Supermärkten und Metzgereien. 90 Prozent dieses Fleisches werden der Regierung zufolge informell erlegt und konsumiert.

Noch schwächer ist das Export-Geschäft mit Wildfleisch. So wurden 2019 nur gut 3.000 Tonnen Straußen-, Krokodil- und Zebrafleisch in die Europäische Union, nach China und in die Vereinigten Arabischen Emirate ausgeführt.

Im Bild ein Impala, ein Springbock. Die Regierung Südafrikas will eine Million Hektar staatliches Land für die Wildfleisch-Produktion bereitstellen. Foto: DewaldKirsten / iStock

Das soll sich nach dem Willen der Regierung ändern. Ende vergangenen Jahres veröffentlichte sie dazu eine Strategie, im März gab sie das Ziel aus, dass der Umsatz mit Wildfleisch von 4,6 Milliarden Rand (256 Millionen Euro) im Jahr 2020 bis 2036 auf 27,6 Milliarden Rand steigen soll.

In wirtschaftlich benachteiligten Gebieten sollen dadurch Arbeitsplätze geschaffen und die Arbeitslosenrate von derzeit landesweit 32,9 Prozent etwas gesenkt werden.

Darüber hinaus gibt es laut Matibe weitere gute Gründe, statt Rind öfter mal Springbock oder das Fleisch anderer Antilopenarten auf den Grill zu legen.

Da solche Wildtiere bei der Verdauung deutlich geringere Mengen des Treibhausgases Methan produzieren als Rinder, ist ihr Verzehr klimafreundlicher. Außerdem liefern Zebras, Antilopen & Co. von Natur aus mageres Freiland-Fleisch für umwelt- und gesundheitsbewusste Verbraucher.

Marktorientierter Naturschutz

Die Vermarktung von Wildfleisch würde der Regierung zufolge auch zum Erhalt der artenreichen Natur des Landes beitragen. Südafrika verfolgt schon länger einen marktorientierten Naturschutz-Ansatz. Dieser basiert auf der Überzeugung, dass die Farmer im Land die Natur besser schützen, wenn es sich für sie auszahlt.

Der Erfolg gibt dem Land recht: Die Wildtierpopulation in Südafrika ist von rund einer halben Million in den 60er Jahren auf mittlerweile mehr als 20 Millionen Exemplare gewachsen. Etwa 80 Prozent davon leben in privaten Wildtier-Reservaten, die Anziehungspunkte für Touristen und Jäger sind.

Bei der Wildfleisch-Produktion bleibt bislang allerdings viel Potenzial ungenutzt. So könnte das Fleisch von hunderten Wildtieren vermarktet werden, die alljährlich gekeult werden, um die Wildtier-Zahl auf eine umweltverträgliche Größenordnung zu begrenzen.

Ein Gnu am Rande eines Wasserlochs. Foto: Anna-Carina Nagel/iStock

Außerdem will die Regierung eine Million Hektar staatliches Land für die Wildfleisch-Produktion zur Verfügung stellen. Dies soll laut dem Regierungsbeauftragten Matibe den Landbesitz von Schwarzen vergrößern, denn 30 Jahre nach dem Ende der Apartheid ist die Wildfleisch-Produktion immer noch zu 94 Prozent in der Hand weißer Männer.

Da für die Wildfleisch-Produktion nicht viel Ausrüstung gebraucht wird, ist die Branche optimal für Neueinsteiger, wie Darren Horner, Besitzer der Firma Aloes Meat, sagt.

Südafrikaner grillen kaum Wildfleisch

Es gibt allerdings andere Hindernisse. In Südafrika wird zwar sehr gern gegrillt – der lokale Begriff für Barbecue lautet Braai -, aber viele sind der Meinung, dass Wildfleisch dafür zu zäh ist oder eigenartig schmeckt.

Außerdem will die Regierung Qualitätsstandards für Wildfleisch festlegen und seine lückenlose Rückverfolgbarkeit sicherstellen. Dies könnte aber kleinere Produzenten ausschließen, warnt Horner.

Auch der Export ist schwierig. Die Ausfuhr von Huftier-Fleisch in die EU war jahrelang untersagt, weil Südafrika immer wieder mit Ausbrüchen der Maul- und Klauenseuche zu kämpfen hatte.

Ein Kap-Bergzebra im Mountain Zebra National Park, Südafrika. Foto: EcoPic/iStock

Außerdem sind Südafrikas staatliche Labore, die Export-Fleisch untersuchen, klein und veraltet. Der Unternehmer Charl de Villiers etwa muss das Straußenfleisch seines Betriebs zuerst nach Großbritannien verschiffen, um die Tests dort vornehmen zu lassen. Das treibt die Exportpreise in die Höhe.

Stephen Nel, der Besitzer der Camo-Meat-Schlachterei in Bela Bela, sagt, er habe 2017 eine Exportlizenz beantragt – vergeblich. Die Regierung rede zwar seit mehr als einem Jahrzehnt über Wachstumsstrategien für die Branche, bekomme aber „nichts festgeschrieben“. (afp/red)



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