Grindavík: Vulkanausbrüche auf Island könnten noch Jahrzehnte dauern

Der Südwesten Islands wird von zahlreichen Vulkanausbrüchen heimgesucht. Forscher vermuten, dass die jüngsten Lavaströme erst der Anfang einer langanhaltenden Serie sind.
Titelbild
Lava aus dem Vulkan Sundhnúkur auf der Halbinsel Reykjanes am 30. Mai 2024 in der Nähe von Grindavik, Island. Der Vulkan ist seit Dezember fünfmal ausgebrochen.Foto: John Moore/Getty Images
Epoch Times26. Juni 2024

Die jüngsten Vulkanausbrüche auf Island könnten Forschern zufolge noch Jahrzehnte dauern. Die am dichtesten besiedelte Region des Landes sowie die lebenswichtige Infrastruktur ist dadurch möglicherweise noch lange bedroht, wie aus einer Studie internationaler Forscher hervorgeht, die am Mittwoch im Fachblatt „Terra Nova“ veröffentlicht wurde.

Im Jahr 2021 begann die Ausbruchsserie auf der Reykjanes-Halbinsel im Südwesten der Insel, nur rund 55 Kilometer südwestlich der Hauptstadt Reykjavik. Allein seit Dezember vergangenen Jahres kam es zu fünf größeren Vulkanausbrüchen.

Dabei strömte Lava aus länglichen Rissen in der Erde hervor, weshalb man diese Art von Ausbrüchen auch als Spalteneruption bezeichnet. Einige Häuser wurden dabei von Lava erfasst.

Betroffene Region verhältnismäßig stark besiedelt

In der betroffenen Region lebt ein Großteil der Bevölkerung der Nordatlantik-Insel. Zudem liegen dort der einzige internationale Flughafen und mehrere geothermische Kraftwerke, die Warmwasser und Strom für das Land liefern. Zuletzt sei die Halbinsel vor knapp 800 Jahren vulkanisch inaktiv gewesen, heißt es in der Studie.

Abkühlende Lava über der Straße nach Grindavik – im Hintergrund einige der Schutzwälle der Stadt. Am 30. Mai 2024 brach der Vulkan erneut aus, seither fließt immer wieder Lava aus. Dadurch wurde Grindavik von der Stromversorgung abgeschnitten, Hundert Gäste des nahegelegenen geothermischen Spas Blaue Lagune wurden evakuiert. Foto: John Moore/Getty Images

Für ihre Untersuchung haben die Forschenden Erdbebendaten der vergangenen drei Jahre ausgewertet und Lava-Proben von mehreren Orten genommen.

Sie verglichen das flüssige Gestein, das an verschiedenen Orten aus der Erde strömte, in Bezug auf die chemischen und physikalischen Eigenschaften. So wollten sie darauf schließen, ob es von der gleichen Magma-Kammer im Untergrund stammt oder von verschiedenen Kammern.

Die petrografischen Eigenschaften des Magma

Tatsächlich handelt es sich den Untersuchungen zufolge um Magma mit ähnlichen petrografischen Eigenschaften. Das lasse auf ein zusammenhängendes unterirdisches Magma-System schließen, schreiben die Forscher.

Zusammen mit den seismischen Daten kommen sie zu dem Schluss, dass es sich um eine moderat große Magma-Ansammlung in einer Tiefe von etwa neun bis elf Kilometern handelt, die sich über eine Breite von zehn Kilometern erstreckt. Herausgebildet habe sie sich zwischen den Jahren 2002 und 2020.

Das Forschungsteam kommt zu dem Schluss, dass die aktuelle Ausbruchsserie der Beginn einer langen Episode sein könnte. Aber wie lange die Serie wirklich dauere, könnten sie nicht vorhersagen.

Lava ist nach einem Vulkanausbruch an der Straße nach Grindavík auf Island zu sehen.

Lava im Dezember 2023 nach einem Vulkanausbruch an der Straße nach Grindavík. Foto: Marco Di Marco/AP/dpa

„Die Natur ist nie regelmäßig“, sagte Co-Autor Ilya Bindeman, Vulkanologe und Professor für Geowissenschaften an der Universität von Oregon in den USA. „Wir wissen nicht, wie lange und wie häufig sie in den nächsten zehn oder gar hundert Jahren anhalten wird. Es wird sich ein Muster herausbilden, aber die Natur weist immer Ausnahmen und Unregelmäßigkeiten auf.“

Island liegt auf dem Mittelatlantischen Rücken, also der tektonischen Plattengrenze, an der sich die nordamerikanische und die eurasische Platte auseinanderschieben.

In Island kommt es deswegen häufig zu Vulkanausbrüchen, doch dauern die Ausbrüche der zentraler gelegenen Vulkane meist nur wenige Tage oder Wochen, so wie im Jahr 2010 der Ausbruch des Vulkangletschers Eyjafjallajökull. Die Spalteneruptionen hingegen können viel länger dauern. (dpa/red)



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