Hollywood-Legende Gregory Peck: Ein Mann mit Charakter auf der Leinwand und im wirklichen Leben

Gregory Peck verkörperte ein anderes Ideal als viele seiner damaligen erfolgreichen Kollegen. Innere Kämpfe trug er lieber mit sich selbst aus als mit anderen. Er legte Wert auf Höflichkeit, Anstand und Moral, mit seinen Rollen wollte er andere inspirieren.
Titelbild
Schauspieler Gregory Peck posiert mit einer Deutschen Dogge, um 1950.Foto: Archive Photos/Stringer/Getty Images
Von 2. Juni 2024

Welch eine Ironie, dass Gregory Pecks größter Erfolg auf der Leinwand in der Rolle eines Anwalts bestand, der am Ende des Films den Fall verliert.

In „Wer die Nachtigall stört“ (1962) spielte der Schauspieler Atticus Finch aus Alabama, der einen unschuldigen Schwarzen verteidigt. Für Peck wird dieser Film zum durchschlagenden Erfolg, nicht nur, weil er von einem erfolgreichen Roman und Drehbuch profitierte, sondern weil er seine Rolle überzeugend spielte.

Als die Zuschauer 1962 aus den Kinosälen herauskamen, war Finch für sie nicht mehr nur der Anwalt aus Harper Lees Roman. Er war zu einer Stimme der Gerechtigkeit und der Wahrheit geworden und ein Gesicht, das sie gerne öfter sehen wollten. Er spielte einen Vater, der seine Kinder über die Übel des Rassismus und der Unwahrheit aufklärt.

Peck hatte Finch noch bedeutender gemacht und dafür erhielt er seinen ersten und einzigen Oscar als bester Hauptdarsteller. Im Laufe von vier Jahren erhielt der Neuling im Filmbusiness weitere Oscar-Nominierungen für Rollen, in denen er erfolgreiche Charaktere spielte.

Eine Szene aus „Wer die Nachtigall stört“, in der Anwalt Atticus Finch (Gregory Peck) den zu Unrecht verurteilten Tom Robinson (Brock Peters) verteidigt. Foto: MovieStillsDB

Familienmensch

Lee Remick, Pecks Co-Star in „Das Omen“ (1976), sagte einmal über Peck: „Er verkörperte alles … stark, zuverlässig und solide.“ Dabei war seine Kindheit alles andere als stabil. Geboren 1916 in San Diego, ließen sich seine Eltern scheiden, als er noch keine fünf Jahre alt war.

Von seiner Großmutter mütterlicherseits und später von seinem Vater aufgezogen, sehnte sich Peck während der gesamten Zeit im Internat und auf dem College nach einem stabilen Familienleben. Das kam erst später. Seine erste Ehe mit Greta Kukkonen währte nur 13 Jahre. Seine zweite mit Veronique Passani dauerte fast ein halbes Jahrhundert, von 1955 bis zu seinem Tod 2003.

Als Heranwachsender arbeitete Peck als Zeitungsverkäufer, Kellner, Tellerwäscher, Parkplatzwächter, Marktschreier, Platzanweiser und als Statist am Broadway. Anstatt sich über sein Leben zu beschweren, hielt er Arbeit für unerlässlich, um sich zu entwickeln und als Mensch zu reifen.

Als sein 30-jähriger Sohn Jonathan angeblich Selbstmord beging, trat der trauernde Peck zwei Jahre lang nicht auf. Obwohl Peck gegen den Vietnamkrieg war, unterstützte er seinen anderen Sohn Stephen, der dort zusammen mit Tausenden jungen Amerikanern kämpfte.

Der katholisch erzogene Peck wollte eine Zeit lang Priester werden und unterstützte lange Zeit die Missionsarbeit von Freunden und Familienmitgliedern.

In die „Die Wildnis ruft“ (1946) spielt Peck einen Vater eines weggelaufenen Sohnes im Vorschulalter. Nach der Rückkehr des verlorenen Sohnes sagt Peck: „Jeder Mann möchte, dass das Leben schön und einfach ist. Nun, das ist schön, mein Sohn. … Aber so läuft es nicht.“

In „Der Mann im grauen Flanell“ (1956) spielt Peck einen leitenden Angestellten im Hamsterrad eines Unternehmens. Im Film geht es um die Bedeutung von Verantwortung und Ehrlichkeit in einer Gesellschaft, die hauptsächlich auf kurzfristigen geschäftlichen Erfolg ausgerichtet ist.

Peck trat immer wieder in Filmen auf, die sich mit sozialen oder politischen Problemen auseinandersetzten. Der Film „Tabu der Gerechten“ (1947) thematisierte den damaligen Antisemitismus in den USA. Obwohl er gewarnt wurde, dass der Film vielleicht zu provokant sein könnte, stellte er sich dahinter und nahm die Rolle an.

Peck als Atticus Finch mit Mary Badham (Jean Louise „Scout“ Finch) und Phillip Alford (Jem Finch) in dem Film „Wer die Nachtigall stört“ von 1963. Foto: Brentwood Productions

Peck wählte bewusst nicht-exklusive Verträge. Sie gaben ihm die Freiheit, sich seine Rollen selbst auszusuchen, was für die damalige Zeit einmalig war. Die meisten seiner Rollen waren empathische und moralisch anständige Menschen.

Manche beklagen, dass Peck als Hauptdarsteller zu wenig kämpfte und es vermied, Bösewichte zu spielen. Das stimmt. Anders als andere Schauspieler ging es in seinen Rollen darum, den eigenen Stolz, Aggressionen und Selbstmitleid zu bekämpfen.

Er wusste, dass diese Kämpfe, in denen er um das Gute rang, unspektakulärer waren, aber niemals einfacher.

Gut bleiben, Würde bewahren

In seinem Debütjahr beim Film, in „Schlüssel zum Himmelreich“ (1944), spielt der 28-jährige Peck einen jungen Priester, der im Laufe des Films über 80 Jahre alt wird.

Ohne eine richtige Schauspielausbildung für den Film – eine Zeit lang spielte er Theater – strahlt er auf der Leinwand innere Ruhe und Güte aus.

Mit einer Körpergröße von 1,80 m und seiner tiefen, beherrschenden Stimme passt Peck nicht in das Macho-Klischee eines Charlton Heston oder John Wayne. Seine Männlichkeit war aus einem anderen Holz geschnitzt, eine, die Aufrichtigkeit und Sanftheit ausstrahlte.

Leidenschaftliche Regisseure hätten sich wahrscheinlich gewünscht, dass Peck manchmal „ein Loch in die Wand schlägt“. Stattdessen drückte er Betroffenheit und Wut durch Schweigen und Höflichkeit aus.

Bei ihm zeigten sich seine Gefühle mehr durch die Art, wie er den Kopf hob oder senkte, seine Brust und den Kiefer spannte, die Faust ballte, die Lippen zusammenkniff oder die Stirn in Falten legte. Das waren seine Waffen, um Beharrlichkeit, Zweifel oder Entschlossenheit zu zeigen.

Er glaubte nicht an Helden, die keine Angst haben. Seine Worte waren nie belehrend. Er redete einfach, manchmal zu sich selbst. Auch wenn er wütend war, blieb er zurückhaltend, schrie selten und geriet fast nie außer Kontrolle.

Ein Porträt von Peck, fotografiert von Ernest Bachrach im Jahr 1943. Foto: Public Domain

Millionen zu verdienen ist nicht alles

Anstelle des üblichen Tratsches in der Unterhaltungsindustrie sagte Peck einmal, er würde lieber etwas über die Verbesserung der Unterhaltungsqualität hören:

Unterhaltung, die, um es mit den Worten von T. S. Eliot zu sagen, die Sympathien erweitert, […] den Verstand und […] den Geist anregt, […] das Herz erwärmt, die Luftballons der Heuchelei, der Gier und des Betrugs durchsticht, die Lachmuskeln kitzelt und uns mit einem Glühen zurücklässt, das sich einstellt, wenn wir gut unterhalten worden sind.

Millionen zu verdienen ist nicht alles. Der Stolz auf die eigene Arbeit ist mehr wert. Kunstfertigkeit ist mehr wert. Die menschliche Vorstellungskraft ist eine unbezahlbare Ressource. Das Publikum ist bereit für das Beste, was man ihm geben kann.“

Pecks bemerkenswerte Worte scheinen heute bedeutender und wahrer als je zuvor, als er sie bei der Entgegennahme des AFI (American Film Institute) Life Achievement Award im Jahr 1989 äußerte.

Peck und Audrey Hepburn in der romantischen Komödie „Ein Herz und eine Krone“ von 1953. Foto: MovieStillsDB

Peck war ein Individualist, der aber immer auch an andere dachte.

Er war Vorsitzender der American Cancer Society, Präsident der Motion Picture Academy, Mitbegründer und Vorsitzender der AFI und wurde mit der Presidential Medal of Freedom ausgezeichnet.

Als er im Jahr 1967 den Jean Hersholt Humanitarian Award erhielt, war es ihm „peinlich“, als Menschenfreund bezeichnet zu werden, nur weil er für seine Überzeugungen eintrat.

Wenn Peck heute noch unter uns wäre und vorbeikäme, wäre eines sicher: Ob mit oder ohne Aufforderung, es würden viele Leute aufstehen.

Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel: Hollywood Legend Gregory Peck: A Dignified Man On-Screen and Off-Screen (deutsche Bearbeitung nh)



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