Brandenburger Solarglashersteller droht das Aus – Firma bittet Bund um Hilfe

Der wohl letzte Solarglashersteller Deutschlands muss schließen, wenn im März keine Entscheidungen zur Unterstützung der deutschen Solarindustrie fallen. Europas Solarindustrie leidet unter massiven Billigangeboten aus China.
Titelbild
Das Dach eines Lagerhauses in Bürstadt. Das Dach ist mit einem System aus Solarzellen mit einer Fläche von 50.000 m² bedeckt, das eine Leistung von 4,5 Megawatt pro Jahr erzeugt.Foto: Ralph Orlowski/Getty Images
Epoch Times28. Februar 2024

Die Glasmanufaktur Brandenburg (GMB), die unter anderem Spezialglas für die Solarindustrie produziert, steht laut einem Bericht des „Spiegel“ vor dem Aus.

Ohne „kurzfristig wirksame Stützungsmaßnahmen“ sei die Firma nicht in der Lage, die Flachglasproduktion in Tschernitz nahe der polnischen Grenze aufrechtzuerhalten, zitierte das Magazin am Dienstag aus einem Brief des Mehrheitseigentümers Borosil an die Spitzen der Ampel-Koalition sowie an Union und Linke.

Der letzte Solarglashersteller Deutschlands

„Sollten im März keine Entscheidungen zur Unterstützung der deutschen Solarindustrie“ getroffen werden, muss Borosil die Produktion in Tschernitz einstellen und die GMB schließen“, heißt es demnach weiter in dem Brief. „GMB ist der größte Arbeitgeber in der Region“, sagte der Verwaltungsratschef des GMB-Mutterkonzerns Interfloat, Christian Kern, dem „Spiegel“.

Sollte die Produktion eingestellt werden, wären 300 Jobs unmittelbar betroffen. Kern war früher österreichischer Bundeskanzler.

Die GMB gehört seit Oktober 2022 zu 86 Prozent der Borosil Renewables. Die übrigen Anteile werden von der Blue Minds Company gehalten, heißt es auf der GMB-Seite. Laut „Spiegel“ gilt die Firma als letzter Solarglashersteller in Deutschland.

Auch Solarzellenhersteller Meyer Burger wird schließen

Die Solarindustrie in Europa leidet unter einem hohen Angebot an günstigen Modulen, die vor allem aus China auf den Markt drängen.

Der Schweizer Solarzellen-Hersteller Meyer Burger hatte am Freitag gewarnt, ohne Subventionen das Solarmodulwerk im sächsischen Freiberg schließen zu müssen und einen Teil der Produktion in die USA zu verlagern.

Vertreter von SPD und Grünen haben sich dafür ausgesprochen, zumindest einen Grundstock an Produktionskapazitäten der Solarindustrie in Deutschland zu halten.

Sie schlagen einen sogenannten Resilienzbonus vor, der im Solarpaket 1 eingebaut werden soll. Dieser Bonus soll die Einspeisevergütung für Erzeuger von Solarstrom erhöhen, die Produkte aus Europa kaufen. Die FDP ist dagegen.

Problem Zwangsarbeit in der Solarbranche

Wo die für die Energiewende notwendigen Solarmodule gefertigt werden, spielte bisher keinerlei Rolle: In den Lieferketten der Branche führen nahezu alle Wege zurück nach China, da dort fast alle Siliziumwafer hergestellt werden.

Vor allem die Herstellung von dazu benötigten Vorprodukten wie metallurgisches Silizium, Polysilizium und Wafern erfolgt in Xinjiang, der Region, die durch „Umerziehungscamps“ für Uiguren und andere Minderheiten sowie viel Stacheldraht bekannt ist.

Nachdem die US-Regierung aufgrund von Zwangsarbeits-Vorwürfen 2021 Sanktionen gegen chinesische Solarunternehmen aus der Provinz Xingjiang erlassen hat, gerieten laut Bericht des „Handelsblatts“ deutsche Solarkonzerne unter Handlungsdruck.

Demnach wurden auch hierzulande überwiegend Anlagen chinesischer Produzenten verbaut, die Material von den unter Verdacht stehenden Unternehmen eingesetzt haben.

Der Bundesverband Solarwirtschaft nimmt Berichte über die Zwangsarbeit in Xinjiang sehr ernst.

Dabei richten sich zum einen die Vorwürfe gegen Hersteller von Vorprodukten, die in zahlreichen Endprodukten Anwendung finden, und nicht gegen die direkten Lieferanten oder Modulhersteller. Zum anderen wird Polysilizium oft als Mischprodukt verarbeitet, was eine Rückverfolgung nahezu unmöglich macht. (afp/red)



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