Über die Namensgebung bei den Chinesen

Von 6. September 2006

Die meisten Chinesen haben im Gegensatz zu den Deutschen kurze Vor- und Familiennamen. Wenn ich meinen Namen buchstabieren muss, sagen die Leute immer erstaunt: „Wie kurz!“. Ja, ich heiße „Si“. Das ist mein Familienname. Nur zwei Buchstaben. Aber viele Leute, wie zum Beispiel die Kollegen meines Mannes, nennen mich Frau „Tang“. Das ist der Nachname meines Mannes. Sie glauben, dass die chinesischen Frauen, wenn sie heiraten,  die Nachnamen ihrer Männer annehmen. So, wie die Mehrheit der deutschen Frauen. Da haben sie sich allerdings geirrt. Wir behalten unseren Nachnamen, auch wenn wir verheiratet sind. Aus dem Grund fällt es den Deutschen schwer, ein Ehepaar als solches zu erkennen.

Die Kinder bekommen in der Regel den Nachnamen des Vaters.  Und im Gegensatz zu den Deutschen nennen die Chinesen immer zuerst den Familiennamen und dann den Vornamen. Denn die Familie ist am Wichtigsten.

Was die Eltern wünschen, spiegelt sich in der Namensgebung ihrer Kinder wider. Auf dem Land nennen sie ihre Kinder gerne „reich“ (Fu) oder “stark“(Qiang). In der Stadt hingegen tragen die Kinder oft den Namen „lernen“ (Xue). Die Chinesen betrachten die Drachen meistens als Glücksbringer; selten sprechen sie von bösen Drachen. Aus dem Grund ist der Name „Drache“ (Long) ziemlich beliebt. Insbesondere, wenn die Kinder im Jahr des Drachens zur Welt kommen. „Jacky Chan“ heißt nämlich auf chinesisch auch „Long“. Mädchennamen haben meistens mit Blumen, Edelsteinen und Schönheit zu tun. Mein Vorname enthält zum Beispiel die Silbe mit der Bedeutung „Jade“(Yu), da ich „Yuping“ heiße.

Wie im Deutschen gibt es auch Namen, die in einer bestimmten Epoche besonders beliebt sind. Während der Kulturrevolution trugen viele Jungen den Namen „Landwehr“ oder „Land schützen“ (Guoqiang, Baoguo) und die Mädchen „rot“ (Hong). Die Namensgebung bringt allerdings bei den Chinesen auch ein Problem mit sich. Es gibt nicht all zu viele Familiennamen. Wenn nun die Eltern die beliebten Vornamen wählen, kann es sehr häufig vorkommen, dass zwei Personen genau den selben Namen tragen. Es heißt, dass allein in der Stadt Peking einige Tausend „starker Wang“ (Wang Qiang) leben.

Diese Erfahrung habe ich auch in meiner eigenen Familie gemacht. Ich habe eine Cousine, die einige hundert Kilometer weit entfernt wohnte. Sie kam ein halbes Jahr früher als ich zur Welt. Unsere Eltern stellten erst später fest, dass wir den gleichen Namen erhalten hatten.

Übrigens, die Chinesen sprechen sich untereinander meistens mit dem Nachnamen an. Allerdings verwenden sie dabei nicht eine Anredeform wie „Frau“ oder „Herr“, sondern sie stellen eine Eigenschaft wie zum Beispiel „Xiao“ für „jung“, „Lao“ für „alt“, „Da“ für „groß“ und so weiter davor. So, wie es eben zu der Persönlichkeit passt. Die Studenten an der Uni nennen mich „Xiao Si“. Da ich schon einige Jahre in Deutschland lebe, habe ich mich mittlerweile daran gewöhnt, dass mich meine deutschen Freunde mit meinem Vornamen ansprechen. Doch in meiner Kindheit wurde ich nie mit dem Vornamen angesprochen. Ja, so ist das bei uns Chinesen. Es ist schon ein bisschen anders.



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