Megadeal in der Bankenbranche: UBS und Credit Suisse schließen Notfusion ab

Am vergangenen Sonntag gaben nach zähen Verhandlungen die beiden größten Schweizer Banken UBS und die krisengeschüttelte Credit Suisse eine Notfusion bekannt. Der Weg dahin war steinig.
Die Logos der Schweizer Banken Credit Suisse und UBS sind auf verschiedenen Gebäuden in Zürich zu sehen.
Am Sonntag haben sich die UBS und die Credit Suisse auf eine Notfusion geeinigtFoto: Michael Buholzer/KEYSTONE/dpa
Von 20. März 2023

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Erst die Pleite der Silicon Valley Bank (SVB), dann die Turbulenzen bei der Schweizer Großbank Credit Suisse. Das Finanzsystem ist so sehr unter Druck geraten, wie seit der Finanzkrise 2008 nicht mehr. Auch wenn die Situation heute noch nicht mit den Ereignissen vor 15 Jahren vergleichbar ist, sind die Kapitalmärkte trotzdem sehr nervös.

Auch der am vergangenen Wochenende bekanntgegebene Notverkauf der Credit Suisse an den Konkurrenten UBS konnte die Märkte offenbar nicht beruhigen.

Am Montag brachen die Aktien der Credit Suisse noch einmal um 64 Prozent ein. Sie erreichen damit auf ein Rekordtief von 0,67 Franken. Auch der Titel der UBS gab 13 Prozent nach. Zuletzt stand der Aktienkurs der Bank vor drei Jahren auf so einem Tief.

Lösung musste vor Montag her

Die Notfusion von UBS und der taumelnden Credit Suisse ist die größte Bankenfusion seit der Finanzkrise. Für drei Millionen Schweizer Franken wird die Credit Suisse nun aufgekauft. Zuvor hatten sich die beiden Banken und die Schweizer Regierung einen Verhandlungsmarathon geliefert.

Die Bedenken bei der UBS, ihren gestrauchelten Konkurrenten zu übernehmen war groß. Regierung und Schweizer Bankenaufsicht hatten aber laut einem Bericht des „Handelsblatt“ auf eine tragfähige Lösung für das zweitgrößte Schweizer Bankhaus vor Öffnung der Märkte am Montag gedrängt.

Mit der Übernahme durch die UBS haben sich am Ende die Schweizer Aufseher durchgesetzt. Die UBS hatte bis zum Schluss Widerstand gegen einen Kauf geleistet. Noch am vergangenen Donnerstag hatte die Nachrichtenagentur „Bloomberg“ darüber berichtet, dass UBS und die Credit Suisse eine Zwangsfusion ablehnen.

Zuvor hatte UBS-CEO Ralph Hamers auf einer Konferenz erklärt, dass es sich mit der UBS auf das Wachstum der eigenen Vermögensverwaltung konzentrieren wolle.

Zehn Milliarden Euro täglich abgezogen

Dass die Bankenaufsicht trotz der Bedenken beider Banken die Fusion durchsetzen wollten, dürfte vor allem daran gelegen haben, dass die Abflüsse von Kundengeld im Laufe der vergangenen Woche zu große Ausmaße angenommen hatte.

So schreibt das „Handelsblatt“, dass zuletzt täglich zehn Milliarden Euro pro Tag von der Credit Suisse abgeflossen sind. Das Blatt beruft sich hier auf zwei mit den Zahlen vertraute Personen.

Ende der letzten Woche kamen dann auch noch die Banken dazu, die zu diesem Zeitpunkt die Geschäfte mit der krisengeplagten Bank einstellten. Wie das „Manager Magazin“ berichtete, seien mindestens vier große Bankhäuser wie die Deutsche Bank und Société Générale darunter.

Auch dieses Magazin berief sich damals auf mehrere Personen mit direkter Kenntnis der Angelegenheit. Diese Einschränkungen verschärften noch einmal das Problem der Credit Suisse. Es wurde aber auch deutlich, welche Angst die anderen Geldinstitute vor einer Ausweitung der Krise hatten.

Zähe Verhandlungen

Am Sonntag kam es dann zum Showdown in Bern. Die UBS hatte zu diesem Zeitpunkt signalisiert, dass man bereit sei, den Konkurrenten zu kaufen. Schon gegen Mittag berichte der „Focus“ über ein Kaufangebot von bis zu einer Milliarde Franken, das die USB auf den Tisch legte.

Die Schweizer Behörden, so hatte die „Finacial Times“ zuvor gemeldet, wären bereit, die Gesetze des Landes anzupassen, um eine Aktionärsabstimmung über die Transaktion zu umgehen. Eigentlich müssten diese mit einer Frist von sechs Wochen ihre Zustimmung geben. Diese Zeit war nun aber nicht mehr.

Wie zäh die Verhandlungen an diesem Sonntag gewesen sein müssen, wurde deutlich, als die Credit Suisse das erste Angebot ablehnte. Der gebotene Preis entsprach nur einem Siebtel des am vergangenen Freitag festgestellten Marktwertes.

Am Ende des Tages einigte man sich dann auf drei Milliarden Franken. Wäre der Deal an diesem Tag geplatzt, dann hätte es nur noch die Option gegeben, dass die Credit Suisse vollständig oder teilverstaatlicht hätte werden müssen. Darüber hatte zuvor die Nachrichtenagentur „Bloomberg“  berichtet. Das wäre für alle Verhandlungspartner, so die Agentur, nur das letzte Mittel.

Verantwortung über Landesgrenzen hinaus übernommen

Sonntagabend um 19.30 Uhr wird das Ergebnis dann der anwesenden Presse verkündet. Die Aktionäre der Krisenbank sollen eine UBS-Aktie für 22,48 Credit-Suisse-Aktien erhalten. Das entspricht einem Preis von 0,76 Franken pro Aktie.

Bundespräsident Berset sagte, die Übernahme der Credit Suisse sei nicht nur für die Schweiz „entscheidend“, sondern für die Stabilität des gesamten globalen Finanzsystems. Die Schweizer Finanzministerin Karin Keller-Sutter sagte, ein Ausfall der Credit Suisse „hätte gravierende volkswirtschaftliche Verwerfungen in der Schweiz, aber auch weltweit gehabt“. Die Schweiz habe daher „ihre Verantwortung über die eigenen Landesgrenzen hinaus wahrnehmen“ müssen.

Ausschlaggebend dafür, dass die UBS sich am Ende doch zu diesem Kauf durchgerungen hat, scheint die von der Zentralbank der Schweiz zur Verfügung gestellte Liquiditätshilfe von bis zu 100 Milliarden Schweizer Franken gewesen zu sein.

Bei einem Bank-Run kann es für deutsche Banken eng werden

Ob mit der Notfusion nun die Gemüter am Kapitalmarkt beruhigt werden können, bleibt abzuwarten. Am Montagmorgen sah es erst einmal nicht so aus. Die Bankaktien von Banken in Deutschland und Frankreich fielen erst einmal.

Der Ökonom Jens Südekum von der Universität Düsseldorf, Mitglied des wissenschaftlichen Beirats des Bundeswirtschaftsministeriums, warnte in der Montagausgabe der „Bild“ dann auch vor einem „Bank-Run-Szenario“ in Deutschland. Bei einer Bank-Run-Panik wie bei Credit Suisse könne es auch für deutsche Banken eng werden. Bei nervöser Marktlage bestehe diese Gefahr.

„Sollte in Deutschland eine große Bank in Schieflage geraten, würde aber die EZB parat stehen, um die Liquidität abzusichern.“ Problematisch seien auch die Zinsen: „Wenn etwa bei Baufinanzierern Kredite platzen, weil kein Geld für die erhöhten Zinsen da ist, müsste eine Rettungsaktion her.“



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