Bankenpräsident erwartet 2021 „einige tausend Insolvenzen“ mehr – DIW rechnet mit Rezession
Bankenpräsident Hans-Walter Peters erwartet in diesem Jahr eine wachsende Zahl von Unternehmenspleiten in den Bereichen Einzelhandel, Tourismus und Gastronomie.
„Wir müssen bedauerlicherweise davon ausgehen, dass die Zahl der Insolvenzen gegenüber dem Jahr 2020 um einige tausend steigen wird“, sagte Peters den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Dienstagausgaben, 5. Januar). In diesen Branchen werde man „sicherlich deutliche Probleme sehen“.
So erwartet der Präsident des Bundesverbands deutscher Banken (BdB), dass der Weihnachts-Lockdown in den Einkaufsstraßen „deutliche Spuren hinterlassen“ werde.
„Für den Einzelhandel ist das der schlimmste annehmbare Fall gewesen. Das wird Folgen für die Innenstädte haben“, betonte Peters, der auch Chef der Hamburger Privatbank Berenberg ist.
Mit Blick auf die gesamte deutsche Wirtschaft zeigte sich Peters jedoch optimistisch. Nach dem ersten Lockdown zu Beginn der Corona-Pandemie im vergangenen Frühjahr habe sich die Wirtschaft wieder erholt.
Und ohne das erneute Herunterfahren des öffentlichen Lebens vor Weihnachten hätte der Aufschwung auch noch länger angehalten, sagte Peters den Funke-Zeitungen: „Sobald die Pandemie durch das Frühjahr und den Impfstoff zurückgedrängt wird, werden wir wieder in einen Aufschwung kommen.“
DIW rechnet mit Rezession
Der Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, geht davon aus, dass die deutsche Wirtschaft durch eine Verlängerung des Lockdowns erneut in die Rezession rutscht.
„Ich erwarte, dass wir nicht nur im vierten Quartal 2020, sondern auch im ersten Quartal 2021 einen Rückgang der Wirtschaftsleistung erleben werden – also technisch betrachtet sind wir damit wieder in einer Rezession“, sagte Fratzscher dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ (Dienstagausgaben).
Nach seinen Angaben hat das DIW deshalb seine Wachstumsprognose für das Gesamtjahr 2021 deutlich zurückgenommen, von 5,3 auf nunmehr 3,5 Prozent.
Eine Phase der Rezession gab es bereits Mitte 2020, als das Bruttoinlandsprodukt (BIP) hintereinander im ersten und im zweiten Quartal schrumpfte. Fratzscher warnte zugleich vor zahlreichen Unternehmenspleiten und einer damit verbundenen Gefährdung von Banken.
„Es besteht ein enormes Risiko einer Welle von Unternehmensinsolvenzen“, sagte der DIW-Chef. „Dabei ist nicht die Frage, ob sie kommt, sondern nur noch, wann sie anrollt und wie stark sie sein wird“.
Zur Begründung sagte er, erstens sei die Antragsfrist für Insolvenzen bis Ende 2020 verlängert worden, zweitens gebe es massive staatliche Hilfen. „Beides verhindert derzeit Pleiten auch von Unternehmen, die gar nicht mehr allein überlebensfähig sind“, argumentierte er.
Diese „Zombieunternehmen“ brächen irgendwann zusammen. Das führe auch zu Kreditausfällen, was dann manche Bank in Schieflage bringen könnte (dts)
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