Angst vor Fehlstart trübt Vorfreude auf Spiel gegen die USA

Die Vorfreude auf den WM-Start am Freitag gegen die USA wächst im deutschen Eishockey-Team. Die Spieler haben allerdings Respekt vor dem schweren Programm. Nach drei Spielen könnte das DEB-Team noch ohne Punkt dastehen. Und der Kapitän ist angeschlagen.
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Der deutsche Assistenztrainer Geoff Ward erklärt der Mannschaft eine Taktik.Foto: Marius Becker/dpa
Epoch Times4. Mai 2017

Köln (dpa) – Deutschlands Eishockey-Nationalspieler fiebern dem Eröffnungsspiel beim WM-Heim-Spektakel entgegen – Kapitän Christian Ehrhoff gibt allerdings Anlass zur Sorge. Kopfzerbrechen bereitet obendrein der „Hammer-Auftakt“ gegen drei Top-Nationen.

„Auch wenn wir einen schlechten Start haben, ist noch nichts verloren“, sagte Bundestrainer Marco Sturm vor dem Auftakt am Freitag gegen die USA (20.15 Uhr) im Interview der Deutschen Presse-Agentur.

Nur 24 Stunden später wartet der neunmalige Weltmeister Schweden. Am Montag im dritten Spiel muss die ambitionierte Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) gegen Rekordchampion Russland ran, der dann womöglich mit Weltstar Alexander Owetschkin auflaufen könnte. „Das ist schon ein Hammer-Auftakt“, stöhnte Sturm-Routinier Marcus Kink.

Star-Verteidiger Ehrhoff soll gleich zu Beginn bereit sein, obwohl er wegen „kleiner Wehwehchen“ beim Training fehlte. „Es war eine Vorsichtsmaßnahme. Deswegen gehe ich davon aus, dass er spielt“, sagte Sturm. Ob mit oder ohne Ehrhoff – Deutschland droht ein Null-Punkte-Auftakt aus den ersten drei Spielen. Wodurch die Euphorie erst einmal dahin wäre. „Dann dürfen wir aber nicht nervös werden. Wir können dann auch immer noch das Viertelfinale erreichen“, mahnte DEB-Präsident und WM-Cheforganisator Franz Reindl, der um den Erfolg der gesamten Veranstaltung in Köln und Paris bangt.

In Paris spielt Co-Ausrichter Frankreich erstmals am Samstag gegen Norwegen. In Köln will sich das mit bislang drei NHL-Cracks besetzte deutsche Team wie im Vorjahr fürs Viertelfinale qualifizieren. Insgeheim hofft der Gastgeber auf noch mehr. Das aktuelle Team, das im Turnierverlauf sogar mit zwei weiteren NHL-Spielern verstärkt werden soll, wirkt auf dem Papier deutlich besser besetzt als die Mannschaft, die 2010 bei der bislang letzten Heim-WM sensationell bis ins Halbfinale vorgedrungen ist.

„Alles ist möglich“, betonte NHL-Verteidiger Dennis Seidenberg. Wichtig wäre allerdings, einen Fehlstart zu vermeiden. „Es wäre schon gut, wenn wir von den ersten drei Spielen zumindest eins gewinnen würden“, sagte Stürmer Felix Schütz. Verteidiger Moritz Müller meinte: „Die Anspannung ist schon da. Man darf nicht verkrampfen.“

Die größte Chance auf einen Coup besteht dem Vernehmen nach direkt im Auftaktspiel gegen die USA. Der US-Kader mit vielen NHL- und wenigen Collegespielern scheint zwar in diesem Jahr besonders stark, ist aber noch nicht eingespielt. „Ich glaube, es ist ein Pluspunkt, weil sie uns vielleicht zu leicht nehmen“, sagte Schütz.

Auch 2010 waren die USA im Weltrekordspiel auf Schalke vor 78 000 Zuschauern erster Turniergegner. Deutschland gewann dank eines Treffers von Schütz 2:1 und entfachte eine Begeisterung, die das Team bis ins Halbfinale trug. „Es ist wichtig, dass die Mannschaft nicht übermotiviert an die Sache rangeht“, sagte Sturm. Entscheidend sei, wie das Team „mit dem Publikum, mit der Vorfreude“ umgehe. Trotz des möglichen Fehlstarts ist nicht nur Sturm davon überzeugt, erneut für Begeisterung sorgen zu können: „Die Mannschaft ist gut genug für was Tolles.“

Sollten die ersten drei Spiele allerdings misslingen, würde der Druck noch größer. Gegen die Slowakei, Dänemark, Italien und Lettland müsste das DEB-Team punkten, um das Viertelfinale zu realisieren. Das Hauptaugenmerk liegt für Sturm auf der Defensive, die in der Vorbereitung große Probleme offenbarte. Verteidiger Seidenberg und dessen NHL-Teamkollege Thomas Greiss von den New York Islanders sollen die beheben. Beide absolvierten allerdings je nur einen WM-Test, Seidenberg hinterließ dabei den deutlich besseren Eindruck.

Im Tor ist Greiss dennoch die unumstrittene Nummer eins und soll auch gegen die USA beginnen. Bei den Islanders hatte der Füssener zum Ende der Vorrunde seinen Posten als Stammkeeper verloren. „Unumstritten oder nicht, das liegt auch immer viel an der Mannschaft, die vor ihm steht“, sagte Seidenberg, der wie Sturm große Stücke auf Greiss hält. Restzweifel bleiben, auch wenn Greiss 2016 ein Garant für den ersten Viertelfinaleinzug seit 2011 war. „Er ist einfach cool, egal, was er macht. Und das ist für ein Torhüter enorm wichtig“, sagte Sturm.

Im Turnierverlauf könnte Goalie Philipp Grubauer dazustoßen, der in der NHL mit Washington gegen Tom Kühnhackls Pittsburgh vor dem Aus steht. Eine weitere Verstärkung wäre Anaheim-Verteidiger Korbinian Holzer oder Shootingstar Leon Draisaitl aus Edmonton. „Eine Person kann die Mannschaft definitiv verändern, und das ist Leon Draisaitl. Er ist der beste Spieler, den wir in Deutschland haben“, sagte Sturm.



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