Was Deutschland sich von China im Kulturjahr wünscht: Kultur statt Propaganda
Wo bleibt Ai Weiwei, fragte die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am 30. Januar anlässlich der Eröffnung des „Kulturjahr China 2012″. Vor dem Konzerthaus am Gendarmenmarkt in Berlin hatte die GfbV ihren Protest gegen Menschenrechtsverletzungen und insbesondere die Unterdrückung der Meinungsfreiheit in China demonstrativ sichtbar gemacht.
Aber Ai Weiwei, der momentan bekannteste Objekt-Künstler von China darf nicht ausreisen. Hausarrest. Und was geschah mit Gao Zhisheng, dem Menschenrechtsanwalt aus Peking, der sich wie David gegen Goliath als Verteidiger von Praktizierenden der meditativen Falun Gong-Bewegung gegen die in China herrschenden Kommunisten gestellt hat und den man – nach Monaten der Haft und Folter – im Jahr 2010 in China verschwinden ließ?
Tibet brennt – Peking feiert
„Die Menschen in Deutschland wollen keine billige Image-Werbung eines repressiven Systems, sondern einen repräsentativen Einblick in die reiche Kultur des Vielvölkerstaates“, sagte der Asienreferent der GfbV Ulrich Delius. „Während Tibet brennt, feiert sich die Regierung von China in Deutschland als fortschrittlich und dynamisch. Der Zeitpunkt ist denkbar schlecht gewählt, um in Deutschland nur die Schokoladenseiten von China zu zeigen.“
Dynamisch seien in China allenfalls die Verfolgung kritischer Autoren sowie die Zerschlagung traditioneller Kultur von Tibetern, Uiguren und Mongolen. „Seit dem Jahr 2008 sind mehr Schriftsteller, Künstler und Filmemacher in China verhaftet oder mundtot gemacht worden, als je zuvor seit der Kulturrevolution“, erklärte Delius. In Tibet treibe die massive Einmischung der chinesischen Behörden in den tibetischen Buddhismus nun die Menschen auf die Straße und lässt sie gegen die Herrschaft von China protestieren. Blutig lässt die chinesische Regierung ihre Proteste in Tibet niederschlagen, heißt es in einer Verlautbarung der GfbV.
Glaubensinhalte gehören zur Kultur
„In den Arbeitslagern werden die Anhänger von Falun Gong gefoltert und die Christen werden in den Untergrund gedrängt oder ihre Bischöfe werden in Gefängnissen festgehalten“, beklagt Delius. „Ja“, stimmt er zu, „Glaubensinhalte gehören zur Kultur.“ In einem Gespräch hätte ihm Markus Löning, der Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung versichert, dass das Auswärtige Amt nichts mit den Inhalten oder dem Ablauf der Veranstaltungen zum China-Kulturjahr zu tun habe.
Nicht verstehen kann Delius die kritiklose Haltung von Kommunen und Organisationen, die mit den Konfuziusinstituten kooperierten, obwohl inzwischen bekannt wäre, dass diese am langen Arm von Pekings Machthabern und Propaganda-Spezialisten hingen.
Echter Dialog gefordert
„Wir appellieren nachdrücklich an alle am China-Kulturjahr beteiligten deutschen Städte und Landesregierungen, diese kritischen Aspekte bei ihren Veranstaltungen angemessen zu berücksichtigen“, erklärte Delius. „Nur dann kann es zu einem echten Dialog zwischen Chinesen, Tibetern, Uiguren, Mongolen und Deutschen kommen.“
Dazu gehört für Delius auch ein kritischer Dialog über Arbeitsmöglichkeiten von Schriftstellern, Bloggern, Künstlern und Filmemachern in China. Die Kommunistische Partei Chinas dränge in den letzten Monaten auf eine stärkere Kontrolle des Kulturbetriebs. So werden die Freiräume für kritische Autoren und Künstler in China immer mehr eingeschränkt. Doch Kultur brauche Freiräume, um sich weiter zu entwickeln.
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