Susanne Gaschke: Corona-Krise bringt unangenehmste Seiten deutscher Mentalität zur Entfaltung

Kiels frühere Oberbürgermeisterin Susanne Gaschke äußert sich in der „Welt“ zur Wirkung der Corona-Maßnahmen auf die Befindlichkeiten der Bevölkerung. Sie sieht einen bedenklichen Trend: Die Vorschriften würden die Oberlehrer-Mentalität vieler Deutscher anstacheln.
Titelbild
Kontaktverbot in Corona-Zeiten.Foto: iStock
Von 7. September 2020

In einem Kommentar für die „Welt“ hat Susanne Gaschke die Corona-Krise als Faktor beschrieben, der eine besonders unangenehme Seite der deutschen Mentalität voll zur Entfaltung gebracht habe: Maßregelungsdrang und Untertanenmentalität.

Gaschke hält Umfrageergebnisse zu Corona für glaubwürdig

„Viele Mitbürger sind allzu verliebt in die neuen Regeln, Vorschriften, Protokolle, Verbote“, schreibt Gaschke. „Und nicht wenige Parlamentarier gefallen sich in der Rolle des Oberlehrers.“

Dass bereits der „Trigema-Affe“ aus der Werbung und die Mainzelmännchen mit Mundschutz auftreten, sei symptomatisch. Umfrageergebnisse, wonach 80 Prozent der befragten Bürger die Corona-Politik der Bundesregierung für angemessenen oder gar zu wenig weitreichend halten – und sogar 91 Prozent die Proteste dagegen ablehnen -, scheint die frühere Kieler SPD-Oberbürgermeisterin für durchaus glaubhaft zu halten.

„Ich persönlich trage die Maske dort, wo es vorgeschrieben ist – allein schon aus Höflichkeit, weil ich meine Mitmenschen in Gestalt von Kellnern, Physiotherapeutinnen oder Verkäufern nicht in die unerfreuliche Situation bringen möchte, mich maßregeln zu müssen“, bekennt Gaschke.

Innere Befriedigung durch autoritäre Verhältnisse?

Sie nimmt über dieses Einhalten von Vorschriften hinaus jedoch Anstoß daran, dass viele Deutsche die Pandemie offenbar zum Anlass nehmen, um sich als „Hilfspolizisten“ zu gerieren. Die Regeln, Vorschriften und Verbote, so die Einschätzung, die sich aus ihren Zeilen herauslesen lässt, scheinen vielen weniger Mittel zu einem bestimmten Zweck zu sein. Es scheint vielen eher innere Befriedigung zu bereiten, proaktiv deren Einhaltung vonseiten ihrer Mitmenschen einzufordern.

Corona werde zur Letztbegründung, um Diskussionen am Arbeitsplatz abzuwürgen und potenziellen Widerspruch abzubügeln. Einen autoritären Stil, wie er in der Wirtschaft lange Zeit ohnehin vielerorts üblich war, scheinen aber auch viele in der Politik für angebracht zu halten. Gaschke schreibt:

Dass viele Deutsche das Wesen des Parlamentarismus missverstehen, weiß die Politikwissenschaft seit langem; seit Corona glauben aber wahrscheinlich noch mehr Leute, es sei die Aufgabe der Regierung, dem Parlament (und natürlich den Bürgern) Anweisungen zu erteilen.“

Abgeordnete sehen sich als Volkspädagogen

Dies passe auch zum Selbstverständnis der Abgeordneten, die sich weniger als Vertreter der Bürger in ihrem Wahlkreis sähen, sondern eher als „Volkspädagogen“. Selbst dort, wo an die „Eigenverantwortung“ im Zusammenhang mit dem Verhalten gegenüber dem Mitbürger in der Corona-Krise appelliert werde, sei dies mit versteckten Drohungen verbunden, etwa wenn Unions-Fraktionschef Ralph Brinkhaus erkläre: „Ich denke, wenn wir das gut hinbekommen, dann brauchen wir auch nicht über einen Lockdown zu reden.“

Dass Politiker ebenso wie Journalisten, Firmenchefs oder Normalbürger diese Form des Umgangs in der Krise pflegten, bewirke vieles an Spaltung und Polarisierung in der Bevölkerung. Diejenigen, die sich durch enge Vorgaben eingeengt fühlen, reagierten ähnlich heftig auf diejenigen, die damit Sicherheit verbänden:

„Wenn ich von mir selbst ausgehe, dann ist es genau dieser herablassende Ton eines gewählten Abgeordneten, der das Unbehagen mancher Mitbürger befeuert. Viele andere fühlen sich offenbar wohl in einer Gesellschaft, in der nicht mehr ewig diskutiert, sondern einfach angeordnet wird.“



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