Fröhlich nach Barcelona-Anschlag? SPD-Politikerin Högl erklärt ihr Verhalten nach Aufreger-VIDEO

"Fassungslos und bestürzt" sprach Martin Schulz gerade über den Anschlag von Barcelona, während seine Parteikollegin Eva Högl fröhlich im Hintergrund lachte und herumwinkte. Nun erklärt sie, wie es zu dem Video kam.
Epoch Times20. August 2017

Ein 12-sekündiger Video-Ausschnitt hat im Internet für Irritation gesorgt. SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz sprach darin mit betroffener Miene über den Terror-Anschlag von Barcelona, während im Hintergrund die SPD-Bundestagsabgeordnete Eva Högel in bester Laune zu beobachten ist. Sie lacht und winkt.

https://www.youtube.com/watch?v=8dIEFfeOHfg

Die AfD-Spitzenkandidatin Alice Weidel warf Högl auf Twitter daraufhin mangelnde Pietät vor und forderte sie zum Rücktritt auf. Das Video zog Kreise. Schon am 18. August veröffentlichte Högl eine Erklärung auf Facebook, wie es zu dem Fauxpas kam. Auch auf ihrer offiziellen Webseite ist die Entschuldigung zu lesen, die auf Facebook schon über 36.000 mal aufgerufen, 127 mal geteilt und über 1.500 mal kommentiert wurde. (Stand 20:17 Uhr, am 20.August)

Eva Högels persönliche Erklärung:

„Es entsetzt mich und macht mich betroffen, dass aufgrund eines unglücklichen Filmausschnitts von mir während eines Pressestatements von Martin Schulz zum Terroranschlag in Barcelona ein falscher Eindruck entsteht. Ich entschuldige mich dafür – bei allen, die mein Verhalten in diesem Ausschnitt verunsichert hat. (Nicht bei den Hetzer*innen der AfD, die ständig danach suchen um weiter zu hetzen. Denen sind meine Erklärungen sowieso egal.)

Zum Hintergrund: Wir waren zu einem extrem fröhlichen Anlass zusammengekommen. Ein Denkmal für Marie Juchacz, eine große Sozialdemokratin, die Gründerin der AWO, die Frau, die das Frauenwahlrecht 1918 erkämpft hat, die 1919 als erste Frau eine Rede im Reichstag gehalten hat. Eine Frau, auf die die SPD sehr stolz ist. Wegen des Anschlags in Barcelona haben wir selbstverständlich auf Musik verzichtet und in einer Schweigeminute der Opfer gedacht.

Zur Situation: Niemand von denen, die bei seinem Pressestatement hinter unserem Parteivorsitzenden und Kanzlerkandidaten Martin Schulz standen, konnte zunächst hören, dass er über Barcelona spricht.

Ich habe unseren Innensenator Andreas Geisel im Publikum gesehen und ihm zugewunken und ihm mit Gesten bedeutet, zu uns nach vorne zu kommen, weil er später auch reden würde. Erst nach einigen Sätzen haben wir, die hinter Martin Schulz standen, hören können, dass er über den schrecklichen Anschlag von Barcelona spricht.

Zum Terroranschlag: Dieser schlimme Terroranschlag in Barcelona macht mich und uns alle betroffen. Wir trauern mit Opfern und Angehörigen. Und wir reagieren: Wir stärken Polizei und Gerichte, um die Täter zu fassen und zu verurteilen. Wir arbeiten weltweit gemeinsam daran, den Terror zu bekämpfen, zu besiegen und zu verhindern. Und ich leiste als gewählte Abgeordnete im Bundestag dazu meinen Beitrag.

Wer mir unterstellt, Terror sei mir egal oder ich würde mich sogar darüber lustig machen, tickt nicht ganz richtig.

Und was das mit meinem Besuch bei muslimischen Frauen zu tun hat und warum das Foto auf meinen sozialen Netzwerken in diesem Zusammenhang auftaucht, ist auch klar: rechtsextreme Hetzer*innen instrumentalisieren den Terroranschlag in Barcelona zur Hetze gegen Muslime. Das ist widerlich und deswegen behalte ich mir vor, entsprechende Kommentare zu melden und zu löschen!“

Die Kommentare zu Högels Statement waren zahlreich.

Unterstützer schrieben:

Peter Maaß: „Liebe Eva, vielen Dank für deine Klarstellung. Das zeugt von Stärke und deinem Willen, Aufschluss über dein Verhalten zu geben. Deine nachvollziehbare Kontextualisierung als Schwäche auszulegen ist genau so falsch und verquer, wie die hier zu findenden „Argumente“ der rechten Posse. Wir stehen an deiner Seite! #SolidaritätMitEva“

Josephine Steffen: „Ich bin entsetzt über den Shitstorm den Eva Högl hier zu erdulden hat. Das ist so durchsichtig was all diese verqueren Stimmen hier damit beabsichtigen. Wenn auch nur einer von euch Eva kennen würde, wüsstest ihr was für ein empathischer und ehrlicher Mensch sie ist. Ihr pauschal nur das Schlechteste zu unterstellen, lässt echt tief blicken.“

Andere meinten:

Jana Mindenberger: „Frau Högl, mit Ihrem Statement machen Sie es nur noch schlimmer. Warum schreiben Sie denn nicht nur, dass Ihr Verhalten peinlich aber unbeabsichtigtig ist? Viele Leute werden Ihnen glauben, dass Sie die Opfer von Barcelona nicht herabwürdigen wollten. Aber sofort zum Gegenangriff gehen (…tickt nicht ganz richtig..) ist falsch. Ein schnelles „mea culpa, das wollte ich nicht“ wäre wirkungsvoller gewesen.“

Andrea Scharf: „Von einem MdB erwarte ich in so einer Situation mehr Professionalität. Ansonsten setzen Note 6.

Und wenn Sie das nicht schaffen, stellen Sie sich in so einem Moment besser nicht mehr vor die Kamera.“

Am Donnerstagnachmittag überfuhr ein Attentäter mit einem Lieferwagen Passanten auf dem Boulevard Las Ramblas in Barcelona. 13 Menschen starben, mehr als 100 wurden verletzt – darunter auch über ein Dutzend Deutsche. (rf/rls)



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