„Fridays For Future“ notfalls offen für AKW-Laufzeitverlängerung
Die Klimaaktivistin Luisa Neubauer von „Fridays for Future“ zeigt sich im Notfall offen für Kernkraft-Nutzung über das Jahresende hinaus. „Im allerschlimmsten Fall wird man die Atomenergie jetzt vielleicht noch nutzen müssen“, sagte sie dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ (Samstagausgaben). Man müsse eine etwaige Verlängerung der Laufzeiten von zwei der drei verbliebenen Atomkraftwerke Emsland, Isar 2 und Neckarwestheim 2 „an den Ansprüchen der Gegenwart messen und nicht an den Ansprüchen der 1980er-Jahre“, so Neubauer.
Gleichzeitig kritisierte sie, dass die andauernde Debatte über die Kohleverstromung und die weitere Nutzung der Atomenergie die Debatte über die Möglichkeiten der erneuerbaren Energien verdränge. „Wenn man jetzt so viel Energie, Kreativität und Geld in Kohle oder Atom investiert, wo zum Henker ist diese Energie, wenn es um erneuerbare Energien geht?“ Stattdessen würden „deren Potenziale systematisch ausgeblendet“. „Es entsteht der Eindruck, als hätten wir keine andere Wahl außer Kohle und Atom“, so die Klimaaktivistin. „Das ist verantwortungslos. Wir brauchen hier eine Wende.“
Habeck für Reservebetrieb – Betreiber widerspricht
Bundeswirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck (Grüne) hatte sich am 5. September dafür ausgesprochen, dass die AKWs Isar 2 und Neckarwestheim 2 über das gesetzlich eigentlich vorgeschriebene Ende am 31. Dezember hinaus in eine Notreserve versetzt und bei Bedarf wieder hochgefahren werden sollen. Das war innerhalb wie außerhalb der Ampelkoalition auf Kritik gestoßen. Die Grünen-Spitze ruft die Partei nun zur Zustimmung des geplanten Reservebetriebs der beiden AKWs auf. Die Einsatzreserve sei „eine verantwortungsvolle, angemessene, zeitlich begrenzte und zielgenaue Lösung“, zitierte der „Spiegel“ am Wochenende aus einem Dringlichkeitsantrag für den Bundesparteitag im Oktober.
Dass ein Reservebetrieb problematisch ist, erklärten indes Vorstandschefs von PreussenElektra, Guido Knott, dessen Unternehmen das AKW Isar 2 betreibt. Demnach sei es „technisch nicht machbar“, zwei der drei laufenden Anlagen zum Jahreswechsel in die Kaltreserve zu schicken, um sie bei Bedarf hochzufahren. Dementsprechend sei eine solche Maßnahme auch nicht geeignet, den Versorgungsbeitrag der Anlagen abzusichern.
FDP: Fracking, Kohlekraftwerke und AKWs
Angesichts der unterbrochenen russischen Gaslieferungen hat der FDP-Vorsitzende und Bundesfinanzminister Christian Lindner seine Forderung nach der umstrittenen Schiefergasförderung und einer Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke bekräftigt. „Wir können in dieser Phase, wo alle unter Preisen leiden, nicht wählerisch sein“, sagte Lindner am Samstag am Rande des EU-Finanzministertreffens in Prag der ARD.
Das sogenannte Fracking zur Gasförderung müsse genutzt werden, „wo es verantwortbar ist“, sagte Lindner. „Wo keine Gefahr für das Trinkwasser besteht, wo geologisch keine Gefahr besteht, da sollte das auch möglich werden.“ Derzeit ist Fracking wegen Umweltschutzbedenken in Deutschland weitgehend verboten.
„Wir können nicht darauf bauen, dass Gaslieferungen aus Russland wieder günstig verfügbar sind“, äußerte Lindner weiter. Deshalb müsse die Regierung alle Kohlekraftwerke unmittelbar aus der Reserve ans Netz nehmen, die Kapazität der Kernenergie in Deutschland bis ins Jahr 2024 sichern und auch die heimischen Öl- und Gasvorkommen in der Nordsee und an Land erschließen.
Städte- und Gemeindebund befürchtet großflächige Stromausfälle
Die deutschen Kommunen fürchten indes angesichts der Energieknappheit in der kalten Jahreszeit schwere Verwerfungen bei der Stromversorgung der Bürger. „Die Gefahr eines Blackouts ist gegeben“, sagte Gerd Landsberg, Hauptgeschäftsführer des Deutsche Städte- und Gemeindebundes (DStGB) der „Welt am Sonntag“. Sowohl feindliche Hackerangriffe als auch „eine Überlastung des Stromnetzes – etwa wenn die 650.000 in diesem Jahr verkauften Heizlüfter ans Netz gehen, sollte die Gasversorgung ausfallen – sind realistische Szenarien“, so Landsberg.
„Wir können flächendeckende Stromausfälle nicht ausschließen“, sagte er der „Welt am Sonntag“. Für den Fall großflächiger Stromausfälle sieht Landsberg Deutschland ungenügend gerüstet. Die Bundesregierung habe die Lage zwar erkannt, handle aber nicht ausreichend, kritisierte er. „Die Vorbereitung auf echte Krisensituationen muss viel intensiver behandelt werden. Deshalb müssen wir den zivilen Katastrophenschutz viel intensiver ausbauen“, so Landsberg.
Die Bevölkerung rief der DStGB-Hauptgeschäftsführer deshalb dazu auf, sich selbst besser vorzubereiten. „Ich plädiere dafür, die Empfehlung des Bundesamts für den Katastrophenschutz ernst zu nehmen, wonach Bürger für 14 Tage Wasser und Lebensmittel im Haus haben sollen“, sagte er. Leider folge kaum jemand dieser Empfehlung. Jeder Bürger müsse sich vor Augen führen, was passiert, wenn kein Strom mehr fließt. „Dann läuft kein Wasser, man kann nicht tanken, nach zwei Tagen kann man sein Handy nicht mehr laden. Wir sind in keiner Weise auf so ein Szenario vorbereitet“, so Landsberg.
Das rät das Bundesamt für Katastrophenschutz
Eine auf der Website des Bundesamtes für Katastrophenschutz verfügbare Broschüre gibt Rat für verschiedene Szenarien, darunter Stromausfall. Darin heißt es:
- Mit warmer Kleidung lässt sich die Heizung eine Zeitlang ersetzen. Wer einen Kamin oder Ofen hat, sollte einen Vorrat an Kohle, Briketts oder Holz im Haus haben.
- Halten Sie einen Vorrat an Kerzen und Taschenlampen (z. B. eine Kurbeltaschenlampe oder auch Solar- und LED-Leuchten) sowie Ersatzleuchtmittel, Batterien, Streichhölzer oder Feuerzeuge, Kerzen etc. im Haus.
- Kleinere Mahlzeiten können Sie auf einem Campingkocher zubereiten. Nutzen Sie einen Garten- oder Tischgrill, der mit Holzkohle oder Gas betrieben wird. Vorsicht! Nicht in der Wohnung oder im Haus grillen – es besteht Erstickungsgefahr!
- Sorgen Sie dafür, dass die Akkus an Computern, Mobiltelefonen, Telefonen etc. geladen sind. Solarbetriebene Batterieladegeräte können eine Hilfe sein.
- Denken Sie daran, eine ausreichende Bargeldreserve im Haus zu haben, da bei Stromausfall auch die Geldautomaten nicht mehr funktionieren.
Weitere Tipps gibt der Behörde gibt es auf der Website des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe. (dts/red/sua)
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