Auffälligkeiten an Brennstäben im Atomkraftwerk Brokdorf alarmieren die Behörden

Schleswig-Holsteinisch: Im Atomkraftwerk Brokdorf sind bei Wartungsarbeiten auffällige Veränderungen an einigen der Reaktorbrennstäben entdeckt worden.
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Atomkraftwerk BrokdorfFoto: CARSTEN (Symbolbild) REHDER/AFP/Getty Images
Epoch Times21. Februar 2017

Im schleswig-holsteinischen Atomkraftwerk Brokdorf sind bei Wartungsarbeiten auffällige Veränderungen an einigen der Reaktorbrennstäben entdeckt worden. Deren Metallhüllen seien von einer erheblich dickeren Oxidschicht umgeben als üblich, teilte das Umweltministerium in Kiel am Montag mit. Diese Schicht aus Metalloxid erreichte oder überschritt demnach trotz einer erst relativ kurzer Einsatzzeit der betroffenen Elemente bereits die Grenzwerte.

Eine Gefahr habe zu keinem Zeitpunkt bestanden. Das Ministerium betonte allerdings, es werde ein Wiederanfahren des Reaktors erst erlauben, wenn die Ursache geklärt und Wiederholungen ausgeschlossen seien. Der Betreiber Preussenelektra erklärte in Hannover, die Befunde hätten auf den „sicheren Betrieb keine Auswirkung“, und die „Barrierefunktion“ der Hülle sei garantiert. Die fraglichen Ablagerungen befänden sich am oberen Ende einzelner Brennstäbe.

Das Kraftwerk durchläuft derzeit seine Jahresrevision, bei der unter anderem Brennstäbe ausgewechselt werden. Es befindet sich währenddessen nicht am Netz und ist abgeschaltet. Nach Angaben des für die Atomaufsicht zuständigen Umweltministeriums waren bei den Wartungsarbeiten zunächst ungewöhnlich viele Schwebstoffe im Reaktorwasser bemerkt worden. Diese entpuppten sich als Oxidteile.

Bei den anschließenden Kontrollen entdeckten die Preussenelektra-Techniker die Oxidschicht auf der Oberfläche der Hüllrohre um die radioaktiven Brennstäbe. Der Konzern, bei dem es sich um die umbenannte frühere Kernkraftsparte des Energieriesen Eon handelt, kündigte an, die Revisionszeit wegen der anstehenden Untersuchungen bis zum 3. März zu verlängern.

Nach Angaben von Atomaufsicht und Betreiber ist die Entstehung einer dünnen Oxidschicht im Reaktorbetrieb normal. Die Brennstäbe werden mit Wasser gekühlt, dem Bor zugesetzt ist. Mit der Zeit reagiert die heiße Oberfläche der Brennstabhülle mit dem im Wasser gelösten Sauerstoff und Wasserstoff und bildet eine Schicht aus Ablagerungen, die am Ende der etwa fünfjährigen Lebensdauer eines Elements maximal 0,1 Millimeter dick ist.

Bei den betroffenen Elementen war die Oxidschicht stellenweise demnach aber bereits nach rund zwei Jahren weitaus dicker und erreichte in einem Fall punktuell schon 0,15 Millimeter. Sie seien auf jeden Fall nicht für einen weiteren Einsatzzyklus geeignet, betonte der Kieler Umweltminister Robert Habeck (Grüne). Außerdem müsse sichergestellt werden, dass Brennstäbe künftig nicht noch einmal so stark oxidierten.

„Im Augenblick sind damit die zentralen Annahmen, wie Brennstäbe sich im Kern des Reaktors bei laufendem Betrieb verhalten, in Frage gestellt. Erst, wenn die Ursache geklärt und ausgeschlossen ist, dass sich das Problem an anderen Brennstäben wiederholt, kommt ein Wiederanfahren des Kernkraftwerks in Betracht“, erklärte er. (afp)



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