Landesweite Proteste in China: „Die Straßenbewegung gegen Xi und die KPC hat begonnen“ (+Video)
Nach der tödlichen Brandkatastrophe in einem vom Lockdown abgeriegelten Hochhaus in Urumqi, Hauptstadt der Provinz Xinjiang, kam es zur ersten Protestwelle in verschiedenen Stadtteilen der Uiguren-Metropole. Die Menschen forderten ein Ende der Null-Covid-Politik des Pekinger Regimes. Für Teile von Urumqi wurde offiziell angekündigt, dass der Lockdown aufgehoben werde.
Was mit Corona-Protesten begann, setzte sich in anderen Teilen Chinas fort und wurde zu Protesten gegen die Kommunistische Partei und ihren Führer Xi Jinping. Die in China seltenen Demonstrationen fanden unter anderem in Wuhan, Peking, Shanghai, Nanjing, Lanzhou und zahlreichen anderen Städten statt.
Professor Feng Chongyi von der University of Technology Sydney, Australien, sagte der chinesischsprachigen Epoch Times am 27. November: „Die Straßenbewegung gegen Xi Jinping und die Kommunistische Partei hat endlich begonnen. Diese Bewegung wird eine Gruppe von Helden der Zeit hervorbringen, die China verändern werden.“
Trotz der Blockade von chinesischen Social Media-Seiten wie dem Twitter-ähnlichen Weibo oder auf WeChat, konnten User Videos über andere Kanäle, beispielsweise TikTok, in die Welt schicken. Andere verbreiteten die Videos weiter in den westlichen Social Media, die in China nicht frei zugänglich sind.
ARD-Peking-Studioleiterin Tamara Anthony wunderte sich:
Immer mehr Demonstrationen gegen die Corona-Restriktionen. So sieht die massive Zensur in meinem chinesischen Sozialen Netz WeChat aus #China #ZeroCovid pic.twitter.com/Cz6wys39FU
— Tamara Anthony (@TAMANTH) November 25, 2022
Shanghai: Xi und die KPC sollen zurücktreten
Die Menschen in Shanghai können sich noch sehr gut an den zweimonatigen Lockdown vom Frühjahr 2022 erinnern, der die 15-Millionen-Stadt lahmlegte. Chinas bedeutendste Industriestadt musste große Opfer bringen, um der staatlich verordneten Corona-Politik gegen die Omikron-Variante des Virus zu folgen. Die Menschen haben genug. Genug von Null-Covid, genug von der Kommunistischen Partei und ihrem Regime.
Bei ersten Protesten in Shanghai am Samstagabend, dem 26. November, auf der Urumqi-Straße (chin. Wulumuqi-Road), forderten die Menschen noch: „Wir wollen keine weiteren Tests“. Doch bald schon richteten sich die Proteste gegen das Regime der Kommunistischen Partei Chinas. Manche hielten kleine Plakate hoch, auf denen stand: „Xinjiang ist aufgesperrt“. Andere riefen laut im Chor: „Kommunistische Partei Chinas tritt zurück. Xi Jinping, tritt zurück!“.
Die Menschen forderten einfach: „Freiheit!“.
‘We want freedom!’ pic.twitter.com/yoTeYaFJAx
— Eva Rammeloo (@eefjerammeloo) November 26, 2022
Eva Rammeloo, eine niederländische China-Korrespondentin in Shanghai, twitterte an diesem Abend: „Ich bin jetzt auf dem Heimweg. Ich möchte nur hinzufügen, wie unglaublich das ist. So etwas habe ich in den zehn Jahren, in denen ich über China berichte, noch nie gesehen. Die Wut scheint zu groß zu sein, um dagegen vorzugehen. Ich frage mich, was als nächstes passiert.“ Zuvor hatte sie geschätzt, dass aus den anfangs Hunderten Demonstranten mehr als Tausend geworden seien. Manche hielten einfach nur weiße Zettel hoch, so die Journalistin. Einer erklärte: „Wir brauchen nichts darauf zu schreiben. Es ist ein Symbol der Revolution des Volkes.“
Die Polizei in gelben Warnwesten hielt sich zunächst zurück, ging dann aber in die Menge hinein, um Festnahmen vorzubereiten. Sie behauptete, dass die Leute „Streit angezettelt und Ärger provoziert“ hätten, während die Demonstranten von ihnen forderten, „den Menschen zu dienen!“
Auf Twitter wurde berichtet, dass die Urumqi-Straße von Norden und Süden von Polizei abgesperrt worden sei. Auch die kreuzende Anfu-Straße sei von Westen her abgesperrt worden. Die Polizei habe den Demonstranten die Ostseite zum Verlassen offengelassen. Doch die Menschen gingen nicht weg.
Nach Angaben der chinesischsprachigen Epoch Times berichtete ein Internetuser von den bis in die Nacht anhaltenden Demonstrationen: „Die Polizei hat die Menge geteilt. Um drei Uhr waren an der Kreuzung der Anfu-Straße und der Urumqi-Mittestraße nur noch dreißig oder vierzig Menschen übrig. Einige von uns hatten einen Konflikt mit einem Anführer, der eine weiße Maske trug. Die Polizei kam plötzlich, um Leute zu verhaften, und es gab keine Zeit, zu reagieren.“ Ein anderer User berichtete von den Festnahmen. Er schätzte, dass wahrscheinlich zwei Autos mit Demonstranten vollgestopft worden seien. Dann seien sie weggefahren.
Bei den Protesten am Sonntag forderten die Demonstranten unter anderem die Freilassung der Verhafteten vom Vortag und empfahlen der Polizei: „Feierabend!“ – oder auf gut Deutsch: Haut ab!
Peking: Wir sind das Volk
In Peking kam es zu verschiedenen kleineren Protesten von mutigen Menschen. Auch hier hatten die Menschen in den Händen weiße Zettel, auf denen nichts stand. Kein Text, kein Vergehen. Doch jeder weiß, was man sagen will.
Im Liangmaqiao, Pekings Diplomatenviertel mit Markengeschäften, Fünf-Sterne-Hotels und Botschaften, unter anderem ist hier auch die deutsche Botschaft, versammelten sich Menschen, um zu protestieren. Sie sind hier, weil dieser Ort am besten garantieren kann, dass die internationale Gemeinschaft von den Protesten etwas erfährt.
In einem Video vor Ort fordern die Menschen: „Kein Corona-Tests. – Wir wollen Freiheit! (Wiederholung) – Es lebe das Volk! (Anm. d. Red.: entspricht in etwa: „Wir sind das Volk“) – Hallo Shanghai, ich bin Peking! (Wiederholung) – Es lebe das Volk!“
„Es lebe das Volk“ hörte man auch im Bereich des Wohnheimgebäudes der Pekinger Filmakademie am 26. November.
In einem Video aus Peking geht ein Mann in einen Dialog mit dem Menschen: „Das chinesische Volk will Menschenrechte!“ Die Leute wiederholen: „Menschenrechte!“ Er: „Das chinesische Volk will Demokratie!“ Sie: „Demokratie!“ Der Mann wieder: „Sind wir nicht Menschen?“ Die Leute antworten: „Doch!“ Er: „Wir sind auch Menschen! Wir haben Menschenrechte! Wir wollen Menschenrechte!“ Die Masse antwortet: „Menschenrechte!“ Er ruft: „Wir wollen Freiheit!“ Das wollen auch die anderen Menschen hier: „Freiheit! Freiheit! Freiheit!“
Am Sonntagmorgen hatten sich bis zu 2.000 Studenten der Elite-Uni Tsinghua versammelt und forderten: „Demokratie! Rechtsstaatlichkeit! Meinungsfreiheit! (Wiederholung)“. Das Video wurde von einer Journalistin aus Taiwan gepostet, die offenbar aus Peking stammt. Sie kommentierte: „Die Tsinghua-Universität. Stadt für Stadt, kleine und große Proteste gegen die Null-Covid-Politik und gegen die Exzesse der Kommunistischen Parteiherrschaft – jede Stunde scheint es einen neuen zu geben“.
Tsinghua university right now👇🏼 city after city seeing protests small and large against Zero Covid policies and against excesses of Communist Party rule – every hour there seems to be a new one pic.twitter.com/7CbUtzNmjR
— Emily Feng 冯哲芸 (@EmilyZFeng) November 27, 2022
Wütender Proteste in Lanzhou
In Lanzhou, der Hauptstadt der nordwestlichen Provinz Gansu, warfen wütende Demonstranten am Samstagnachmittag ein Corona-Testhäuschen um.
Die Straße war voll von protestierenden Menschen. pic.twitter.com/LujfdZNfUM
— 李老师不是你老师 (@whyyoutouzhele) November 26, 2022
Demo-Marsch in Wuhan
Am Sonntagmorgen protestierten Menschen in Wuhan, dem Ausbruchsort der Corona-Pandemie vor rund drei Jahren.
Ein Video zeigt viele Demonstranten in der Hanzheng-Straße, die diese einfach nur entlangmarschieren. pic.twitter.com/V9kiaBM6Xl
— 李老师不是你老师 (@whyyoutouzhele) November 27, 2022
In einem anderen Video ist zu sehen, wie
ein Demonstrant abends während der Räumung der Hanzheng-Straße weggebracht wird. pic.twitter.com/OQAZxQtWNx
— 李老师不是你老师 (@whyyoutouzhele) November 27, 2022
Trauerfeiern und Proteste an vielen Universitäten
An mehreren Universitäten des Landes kam es zudem zu Trauerfeiern für die Opfer von Urumqi. In einem Video sind Studenten der Technischen Universität Wuhan bei einem solchen Opfergedenken zu sehen.
Darüber hinaus trauerten auch Studenten der Bildende Kunstakademie Xi’an, der Internationalen Universität Sichuan, der Internationalen Universität Xi’an, der Fudan Universität Shanghai, der Jiaotong Universität Shanghai und vieler anderer Universitäten auf verschiedene Weise um die Opfer in Urumqi, berichtet die chinesischsprachige Epoch Times.
Auf einer am 27. November vom US-Sender NTDTV veröffentlichten Liste wird zusammengefasst, dass in dieser Nacht Studenten von mindestens 51 Colleges und Universitäten im ganzen Land in verschiedenen Formen gegen die staatliche Null-Covid-Politik protestierten, darunter namhafte Universitäten aus Peking, wie die Pekinger Luftfahrt und Raumfahrt Universität, Chinas Politik- und Rechtswissenschaft Universität, die China Volksuniversität, die Pekinger Filmakademie, Chinas Zentrale Theaterakademie, Chinas Bildende Kunstakademie oder aber aus Shanghai die Fudan Universität Shanghai, die Jiaotong Universität Shanghai, die Shanghai Universität und weitere bekannte Unis und Kunstakademien aus Guangzhou, Chongqing, Wuhan, Hangzhou und viele andere.
Nanjing: „Es lebe das Volk!“
Auch in der ostchinesischen Großstadt Nanjing kam es zu einer Protestaktion. In einem Video sind offenbar Studenten des Nanjing Institute of Media and Communication zu sehen. Sie sind wütend angesichts der Tragödie in Urumqi. Viele Handylichter sind zu sehen und die Menschen rufen laut:
Es lebe das Volk! Ruhet in Frieden!“ pic.twitter.com/VGcxU2oC9a
— 李老师不是你老师 (@whyyoutouzhele) November 26, 2022
In einem anderen Video spricht der Leiter des Nanjing Institute of Communication zu den protestierenden Studenten. Er erklärt, dass die Prävention und Kontrolle der Epidemie eine nationale Politik sei und drohte den Studenten: „Eines Tages werdet ihr den Preis zahlen, für alles, was ihr heute getan habt!“ Einige Studenten antworteten ihm: „Du wirst auch eines Tages deinen Preis zahlen. Auch das Land muss seinen Preis zahlen.“ Ein Mädchen erinnerte den Leiter an ein altes chinesisches Sprichwort, dass die Menschen dazu verpflichtet, auf ihr Gewissen zu achten: „Drei Fuß über dem Kopf gibt es schon Gottheiten!“
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion