„Ich soll nichts mehr sagen“: ORF nach Gespräch mit Skistar Benni Raich unter Klima-Zensurverdacht
Irritierende Szenen begleiteten die Liveberichterstattung des öffentlich-rechtlichen österreichischen Rundfunksenders ORF zum Auftakt des alpinen Skiweltcups in Sölden. Am Sonntag, 29. Oktober 2023, nutzten Ex-Olympiasieger Benjamin Raich und Moderator Rainer Pariasek eine Unterbrechung des Rennens, um auf Proteste sogenannter Klimaaktivisten zu sprechen zu kommen.
Proteste der „Letzten Generation“ auf Zufahrtsstraße
Die radikale Klimaprotestgruppe „Letzte Generation“ hatte im Vorfeld des Rennens eine Zufahrtsstraße blockiert. Diese führte zum Rettenbachferner, einem Gletscher im Tiroler Ötztal, der ein beliebtes Skigebiet für fortgeschrittene Fahrer darstellt. Auch der Herren-Riesentorlauf, der die Profi-Rennsaison einläuten sollte, fand dort statt.
Auf X äußerten die „Aktivisten“ dazu, man unterbreche den „fossilen Alltag“ in Sölden, weil es „um mehr als das Skifahren geht“. Man könne „Waldbrände, Erdrutsche und die Evakuierung ganzer Dörfer“ erwarten. Bald werde es „keinen Weltcup mehr geben“, heißt es in dem Eintrag weiter. Die Gruppierung forderte Bundeskanzler Karl Nehammer dazu auf, „endlich die Lösungen des Weltklimarates ernst[zu]nehmen“.
ORF und deutsche Sender brachten Skisport mit Klimawandel in Verbindung
In der redaktionellen Berichterstattung des ORF, aber auch in deutschen Sendern, die den Weltcup übertragen, wurde dieser mit dem Klimawandel in Verbindung gebracht. Der Weltverband FIS, so hieß es, solle „seiner Verantwortung gerecht“ werden. Zum Teil wurde grundsätzliche Kritik am Gletscherskilauf artikuliert.
Die „Tagesschau“ nahm Anstoß an einer Gletscherbegradigung im Frühjahr zuvor. Das ZDF erklärte sogar, es liege zu wenig Schnee, um ein Skirennen abhalten zu können. Auf X traten Nutzer dieser Darstellung mit Livebildern entgegen.
Der Lokalmatador Benni Raich hingegen übte Kritik am Narrativ der sogenannten Klimakleber. Er merkte an, dass „die meisten Aktivisten von sehr weit herkommen und wenig Beziehung zu den Bergen und Tälern haben“. Die Relationen und Dimensionen seien diesen deshalb „meist nicht klar“.
Moderator über „Stopp“ für Raich überrascht: „Jemand übermotiviert und ein bisschen nervös“
Es wäre „zu schön, wenn der Skisport am Klimawandel schuld wäre“. Tatsächlich, so Raich, seien die Skisportler eher dessen Leidtragende. Ein Verzicht auf den Skiweltcup in Sölden würde keinen Unterschied machen, deutete der Skistar weiter an:
Die Gegner nutzen den Skiweltcup jetzt als Bühne. Aber man sollte die Relation sehen. Wir fahren auf ungefähr zehn Gletschern in Österreich, haben aber 500 oder mehr, eine sehr große Zahl. Die Gletscher gehen überall zurück.“
Raich wollte weiterreden, stockte jedoch plötzlich im Satz und äußerte anschließend, er habe von der Regie einen „Stopp“ übermittelt bekommen. Auf Nachfrage Pariaseks fügte er hinzu: „Ich soll nichts mehr sagen.“
Der Moderator selbst zeigte sich verwundert ob der Anweisung. Er erklärte gegenüber dem Fernsehpublikum:
Wir müssen uns entschuldigen, da war jemand übermotiviert und ein bisschen nervös.“
Sendeanstalt weist Vorwurf der Zensur gegen Raich zurück
Auf X sorgte die Szene für Empörung. Viele Nutzer waren überzeugt, Raich habe vor versammeltem Fernsehpublikum einen Maulkorb verpasst bekommen. Der weitverbreitete Eindruck war, dass der öffentlich-rechtliche Sender Zensur übe, um einen sachkundigen Einheimischen an der Hinterfragung einer radikalen Klimadoktrin zu hindern.
Als Experte, Einheimischer im Pitztal und Ex-Ski-Profi Benjamin Raich völlig richtig einordnet, wird er vom #ORF brutal abgewürgt. #Soelden #fisalpine #Klimakleber #Klimakrise #Gletscher pic.twitter.com/b7A83Cy3lF
— storymakers (@mz_storymakers) October 29, 2023
Der ORF trat mittlerweile dieser Wahrnehmung entgegen. In einer Erklärung rechtfertigte man die kurze Unterbrechung mit einem „internen Kommunikationsproblem betreffend die [sic] Live-Schaltungen zwischen Ziel- und Startbereich“.
Es gebe zur Diskussion rund um Klimawandel und Skisport selbstverständlich keinen „Maulkorb“. Dies zeige „schon die Tatsache, dass Benni Raich zu Beginn der Liveübertragung um 09:25 Uhr zu diesem Thema ebenso ausführlich live Stellung genommen hat“.
Wird der ORF langsam zum Skandalsender?
Der durch Pflichtgebühren finanzierte Sender war in den vergangenen Monaten mehrfach in die Kritik geraten. Printmedien protestierten gegen die aus ihrer Sicht offenkundige Bevorzugung der Sendeanstalt durch das reformierte ORF-Gesetz.
Der Fremdenverkehrsverband des Burgenlandes übte scharfe Kritik an einer klima-alarmistischen, sachlich jedoch unzutreffenden Sendung über den Neusiedler See. Zuletzt klagten Mitarbeiterinnen gegen den ORF wegen sexueller Belästigung durch Vorgesetzte oder Versetzungen infolge der Verweigerung politischer Gefälligkeiten.
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