Hamas setzt auf Hilfe: Iran und Hisbollah würden sich „dem Kampf anschließen“

Nach dem groß angelegten Terrorangriff der Hamas und ihrer Verbündeten auf Israel stehen die Geheimdienste in der Kritik. Vieles deutet darauf hin, dass man vorschnell eine Beruhigung in Gaza angenommen und den Fokus verlagert hatte.
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Ein israelischer Soldat bewacht am 8. Oktober 2023 eine Stellung in der nordisraelischen Stadt Metula an der Grenze zum Libanon.Foto: JALAA MAREY/AFP über Getty Images
Von 11. Oktober 2023

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Wenige Tage nach dem groß angelegten Angriff der terroristischen Hamas auf Grenzdörfer und Städte in Israel hat einer ihrer Führer erklärt, auf die Hilfe des Iran und der libanesischen Hisbollah zu bauen. Sollte der jüdische Staat mit harter Vergeltung auf die mit extremer Brutalität ausgeführte Aggression reagieren, würden beide sich „dem Kampf anschließen“. Derweil geht in Israel selbst die Debatte über ein mögliches Versagen der Geheimdienste und Sicherheitskräfte weiter.

Kader der Hamas stellt Beteiligung des Iran in Abrede

In einem Interview mit AP, über das die englischsprachige Epoch Times berichtet, hat sich Hamas-Führungskader Ali Barakeh aus seinem Exil in Beirut geäußert. Dabei hat er eine Verwicklung Teherans oder der Hisbollah in den Angriff vom Samstag, 7. Oktober, in Abrede gestellt.

Beide hätten seiner Organisation zwar in der Vergangenheit geholfen, seit dem Gaza-Krieg im Jahr 2014 sei die Hamas jedoch selbst in der Lage, Raketen zu bauen und Terrorkrieger auszubilden. Über die von Massakern und der Verschleppung von Zivilisten begleitete Infiltration israelischer Städte aus dem Gazastreifen habe „nur eine kleine Handvoll Kommandanten“ Bescheid gewusst.

Bei dem Angriff starben mindestens 900 Menschen. Mehrere Hundert Personen wurden in den Gazastreifen verschleppt. Dass es der Terrororganisation gelingen konnte, zweieinhalb Jahre nach der letzten kriegerischen Eskalation des Konflikts mit Israel einen solchen Akt durchzuführen, wirft nun Fragen auf.

Doppelte Fehleinschätzung der Lage durch Israels Geheimdienste

In einem Gespräch mit „oe24“ erläutert der langjährige Israel-Korrespondent Ben Segenreich, Israel sei auf ein Geiselnahmeszenario nicht vorbereitet gewesen. Deshalb habe man auch mehrere Stunden gebraucht, um auf die Infiltration zu reagieren.

Man sei auf Beschuss aus Gaza vorbereitet gewesen, erklärte der Nahostexperte. Diesen habe es auch schon in früheren Zeiten gegeben. Das nunmehrige Szenario sei jedoch in dieser Form noch nicht dagewesen:

Um 6:30 Uhr sind tausende Raketen auf israelische Städte niedergegangen. Diesen Beschuss, schlimm genug, hat es früher schon gegeben. Dann sind palästinensische paramilitärische Terror-Kommandos eingesickert, haben Dörfer besetzt, auf alles geschossen, was sich bewegt und Geiseln genommen. Sie haben Jagd auf Zivilisten gemacht.“

Israels Geheimdienste, die üblicherweise zu den bestinformierten der Welt gehören, seien „doppelt auf dem falschen Fuß erwischt“ worden. Man habe zum einen den Angriff als solchen nicht kommen sehen – obwohl dieser monatelanger Vorbereitung bedurfte. Zum anderen habe man noch wenige Tage vor dem Terrorakt von einer „Phase der relativen Beruhigung“ mit Blick auf Gaza gesprochen.

Israels Regierung dementiert Berichte über Warnungen aus Ägypten

Für Wirbel sorgen zusätzlich Berichte, wonach Ägyptens Geheimdienst die Kollegen in Jerusalem vor einem Terrorakt dieser Dimension gewarnt habe. Wie „Mena Watch“ berichtet, habe ein Mitarbeiter geäußert, wiederholt israelischen Kollegen erklärt zu haben, die Hamas plane „etwas Großes“. Über den näheren Inhalt der Gespräche äußerte der anonym bleibende Beamte sich jedoch nicht.

Die Kollegen hätten jedoch den Hinweis auf den Gazastreifen „heruntergespielt“. Stattdessen habe man schwerpunktmäßig die Situation in Judäa und Samaria im Auge gehabt. Im sogenannten Westjordanland hatte es in den vergangenen 18 Monaten eine deutliche Zunahme von Gewalt und Terror gegeben.

Das Medium „Ynet“ berichtete, der ägyptische Geheimdienstminister General Abbas Kamel habe den israelischen Premierminister Benjamin Netanjahu sogar persönlich gewarnt. Nur zehn Tage vor dem massiven Angriff habe er diesen persönlich angerufen. Er habe geäußert, „Kräfte im Gazastreifen“ hätten „etwas Ungewöhnliches, eine schreckliche Operation“ vor. Netanjahu habe darauf lediglich geäußert, seine Armee sei „in den Problemen im Westjordanland abgetaucht“.

Das Büro Netanjahus sprach von einer „kompletten Lüge“ und „Fake-News“. Es habe seit seinem Amtsantritt keine Gespräche mit Kamel gegeben und auch keine Frühwarnung. Auch „Ynet“ beruft sich lediglich auf Äußerungen anonymer Gewährsleute – angeblich aus ägyptischen Geheimdienstkreisen.

Hamas bedankt sich bei Teheran – Khamenei rief wenige Tage zuvor zu Gewalt auf

Unterdessen hat der Hamas-Sprecher Ghazi Hamad gegenüber BBC geäußert, man habe „direkte Unterstützung“ für den Angriff aus dem Iran erhalten. Auch das „Wall Street Journal“ berichtete, es habe am Montag vor dem Angriff ein Treffen in Beirut gegeben. Dabei hätten iranische Sicherheitsbeamte und die Hisbollah hochrangigen Hamas-Vertretern grünes Licht dafür gegeben.

Auch die Izzuddin Al-Qassam-Brigaden (IQB) der Hamas, die sich zu dem Angriff bekannt hatten, lobten den Iran für seine Unterstützung. In einem Videoclip, der sich über soziale Medien verbreitete, hieß es:

Wir danken der Islamischen Republik Iran, die uns mit Waffen, Geld und anderen Ausrüstungsgegenständen versorgt hat.“

Allerdings ist aus dem Video nicht zu erkennen, von wann die Aufnahme stammt. Die iranische Vertretung bei den Vereinten Nationen hat eine direkte Beteiligung an dem Anschlag vom Samstag in einer Erklärung bestritten. Tatsache ist jedoch auch, dass der Oberste Führer des Iran, Imam Sayyid Ali Khamenei, wenige Tage vor dem Angriff zu Gewalt gegen Israel aufgerufen hatte.

Blinken sieht noch keine konkreten Beweise für Verwicklung Irans

US-Außenminister Antony Blinken sagte am Sonntag in Presseinterviews, dass die Vereinigten Staaten derzeit keine konkreten Beweise hätten, um den Iran direkt in den Angriff zu verwickeln. Dies gelte sowohl für die Planung als auch für die Durchführung des Terroraktes.

„Aber das ist etwas, das wir sehr sorgfältig untersuchen, und wir müssen sehen, wohin die Fakten führen“, fügte Blinken hinzu. Man wisse jedoch, dass der Iran seit Langem Beziehungen zur Hamas unterhalte und diese seit Langem unterstütze.

Das ist einer der Gründe, warum wir aggressiv gegen den Iran vorgegangen sind.“



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