Handynutzung nur im Notfall: Neue Regelungen an Schulen im Norden

Ein neuer Erlass des Bildungsministeriums Schleswig-Holstein greift das Thema Mobiltelefone und Smartwatches im Unterricht auf. Von einem generellen Verbot ist jedoch nicht die Rede.
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Keine Frage, bei Schülern stehen Smartphones hoch im Kurs.Foto: iStock
Von 9. September 2023

Wie aus einem Erlass des Bildungsministeriums Schleswig-Holstein hervorgeht, sollen Schüler zukünftig digitale Endgeräte in den Pausen nur bei besonderen Anlässen benutzen dürfen und wenn es Lehrer ausdrücklich erlauben. Als Beispiel wurden Änderungen im Stundenplan, vergessenes Material oder Essen genannt. Bei Notfällen hingegen dürften Schüler ungefragt zum Handy greifen.

Eine einheitliche Regelung, die unter Beteiligung der Schulkonferenzen konkret auszugestalten ist, soll in den Schulen für Klarheit sorgen. „Das schafft Handlungssicherheit für alle Beteiligten“, so die Ministerin Karin Prien.

Zwar sieht das Schulgesetz Schleswig-Holstein ein generelles Handyverbot derzeit nicht vor, allerdings hatte die Ministerin ein solches zumindest für Grundschulen vor Beginn des Schuljahres prüfen lassen.  Sie forderte handyfreie Räume für Kinder – sowohl zu Hause als auch in Schulen und innerhalb der Gesellschaft überhaupt –, überlässt die Regelungen nun jedoch den Schulen selbst.

„Auf dieser Grundlage sollen sie mit den Eltern ins Gespräch kommen, mit dem Ziel, dass die private Handynutzung während der Unterrichtszeit und in den Pausen in der Grundschule nicht mehr stattfindet“, so Bildungsministerin Karin Prien.

„Insgesamt sitzen auch Erwachsene zu viel am Handy und Tablet. Das färbt auf die Jüngsten ab“, berichtete Prien gegenüber „Bild“ „Kürzlich erzählte jemand, er habe ein Kind in einer Gruppe gehabt, das nicht wusste, wie man hüpft. Das kommt, wenn Kinder zu wenig draußen sind. Kinderturnen, Fahrradfahren, Spielplatz. All das ist weniger geworden.“ In einer Kita jedenfalls hätten Smartphones nichts zu suchen.

Handyverbot in Bayern gelockert

In Bayern ist man einen Schritt weiter.  Dort wurde im Herbst 2006 ein Handyverbot an Schulen ausgesprochen. Begründet wurde dies mit der steigenden Anzahl von Fällen, in denen Gewalt und Pornografie per Mobiltelefon übermittelt wurden. Kinder würden Mitschüler traktieren, filmen und das Video dann verbreiten. Kultusminister Siegfried Schneider (CSU) sah damals keinen Grund, warum Kinder im Unterricht oder der Pause telefonieren sollten.

Zum Schuljahr 2022/23 wurde diese Regelung entschärft. Seither setzt man in Bayern auf ein „Handy-Gebot statt Handy-Verbot“.  Im Rahmen eines Runden Tisches hatte sich ein breiter Konsens gezeigt, Smartphones für pädagogische Zwecke an den Schulen zuzulassen und das strikte Handyverbot zu lockern. Ob Schüler Smartphones im Schulgebäude benutzen dürfen, liegt auch hier im Ermessen der Schulen und Lehrer.

Handyverbot in Frankreich führt nicht zum Ziel

In Frankreich wurden die Handys im Jahr 2018 aus den Schulen verbannt. Das Verbot galt für Schüler bis zum Alter von 15 Jahren. Die Regierung hoffte auf weniger Cybermobbing und eine entspanntere Lernatmosphäre. Viele Probleme wurden mit dem Verbot jedoch nicht gelöst.

„Rund 40 Prozent der Bestrafungen, die bei uns ausgesprochen werden, haben mit dem Handy zu tun. Aber nicht unbedingt, weil ein Schüler seines verbotenerweise im Unterricht genutzt hat. Vielmehr geht es um Konflikte, die abends über die sozialen Netzwerke begonnen haben und am nächsten Tag in der Schule fortgesetzt werden“, schilderte Audrey Chanonat von der französischen Schulleitergewerkschaft Syndicat National des Personnels de Direction de l’Education Nationale ein Jahr nach Einführung des Verbots.

„Verbote alleine bringen herzlich wenig. Was wir brauchen, ist mehr Prävention. Wir müssen die Jugendlichen im Umgang mit den Smartphones und dem Internet ausbilden“, so Chanonat.

Rodrigo Arenas, Präsident des französischen Elternverbandes Fédération des Conseils de Parents d’Élèves, stellte klar: „Smartphones gehören längst zu der Welt unserer Kinder. Ein Pauschalverbot ist nicht zielführend.“

Für Eltern sei es wichtig, dass ihr Kind sie erreiche, falls es ein Problem hat. Das sei nicht verwerflich. Allerdings müssten die Kinder über den Umgang mit dem Mobiltelefon aufgeklärt werden – und zwar von den Eltern. „Ich brauche kein Gesetz dafür, um zum Beispiel zu Hause meinen Kindern beizubringen, dass ihr Handy während des Abendessens tabu ist. Das Gleiche gilt für die Schulzeit“, sagt Arenas.

Handyverbot ab 2024 in den Niederlanden geplant

Auch in den Niederlanden wird derzeit ein Handyverbot an Schulen diskutiert. Bildungsminister Robbert Dijkgraaf plant ein Verbot ab dem kommenden Jahr.

Die Schüler hätten ein Recht auf optimale Lernumgebung ohne unnötige Ablenkung, hieß es seitens des Ministeriums.



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