Kleopatra und die Caesaren
Keine andere Frau der Weltgeschichte hat die Phantasie der nachfolgenden Generationen so angeregt wie Kleopatra VII. (69 – 30 v. Chr.): staatsmännische Herrscherin, Mutter königlicher Kinder, femme fatale. Von den mächtigsten Männern ihrer Zeit wurde Kleopatra verehrt und gehasst: Sie war die Geliebte von Caesar und Marc Anton; Augustus sah in ihr eine Bedrohung für das römische Reich und trieb sie in den Tod.
In einer Propagandaschlacht diffamierte er sie als königliche Hure. Er wollte sie vergessen machen, doch das Gegenteil war der Fall – der Mythos Kleopatra entstand. Bis heute fasziniert die ägyptische Pharaonin Maler, Literaten, Musiker und Regisseure. Die Ausstellung im Bucerius Kunst Forum lenkt den Blick von der schillernden Kultfigur auf die historische Persönlichkeit zurück.
Die Venus in Wirklichkeit Kleopatra?
Der Archäologe Bernard Andreae, der 2004 schon die Etrusker-Ausstellung im Bucerius Kunst Forum verantwortete, stellt in der von ihm erarbeiteten Schau neue Thesen zur Kleopatra-Forschung zur Diskussion. Im Mittelpunkt steht eine der berühmtesten Statuen der Antike, die so genannte Venus vom Esquilin aus den Kapitolinischen Museen in Rom. Andreae nimmt die Herausforderung des italienischen Philologen Licinio Glori an, der bereits 1955 die – seither oft zurückgewiesene und doch weiterhin virulente – Hypothese aufstellte, diese Venus zeige in Wahrheit Kleopatra VII.
Andreae argumentiert nun, dass die Venus vom Esquilin eine exakte Kopie der Kleopatra aus dem 46 v. Chr. geweihten Venustempel des Gaius Julius Caesar sei. Kleopatra wurde von ihrem Volk mit der Liebesgöttin Isis gleichgesetzt. Wenn Caesar ihr Ebenbild in Rom im Tempel der römischen Liebesgöttin Venus platzieren ließ, so heißt das, dass er sie ihr gleichstellte. Es würde auch erklären, warum die Königin unbekleidet zu sehen ist, denn bis dahin war es üblich, nur Portraits männlicher Herrscher in heroischer Nacktheit zu zeigen – nicht jedoch Königinnen.
Kleopatra und ihre Familie
Großzügige Leihgaben der Kapitolinischen Museen und weiterer bedeutender Sammlungen ermöglichen die Gegenüberstellung der Venus vom Esquilin mit einer Gruppe von Antiken, die Personen aus dem Lebensumfeld Kleopatras wiedergeben. Neben Caesar und Kaisarion, dem gemeinsamen Sohn von Caesar und Kleopatra, zeigt die Ausstellung erstmals Portraits von Marc Anton und Maecenas, jenem engsten Berater des Kaisers Augustus, der die kaiserliche Propaganda gegen Kleopatra maßgeblich unterstützte. Bisher waren von diesen bedeutenden Persönlichkeiten aus dem Umkreis Kleopatras keine authentischen plastischen Bildnisse bekannt. Auch die Kinder von Kleopatra und Marcus Antonius sind hier in zum Teil neu identifizierten Bildnissen zu sehen, ebenso wie die Feinde der Pharaonin, allen voran Octavian, der als Kaiser Augustus in die Geschichte einging.
Caesars Tod bringt eine neue Liebe für Kleopatra aus Rom
Nach dem Tod Caesars im Jahre 46 v. Chr. herrschte Bürgerkrieg. Marc Anton und Octavian kämpften um die Vorherrschaft in Rom. Marc Anton brauchte für seinen geplanten Feldzug gegen die Parther die militärische und materielle Unterstützung Ägyptens und wandte sich an Kleopatra. Wie Caesar vor ihm erlag auch er ihren Reizen. Er wurde ihr Geliebter, schließlich ihr Gatte, Vater ihrer drei jüngeren Kinder und wichtigster Rückhalt. Antonius und Kleopatra unterstützten sich in der Folgezeit gegenseitig dabei, ihre jeweiligen Herrschaftsbereiche weiter auszubauen.
Doch dann verlor Marc Anton den Feldzug gegen die Parther und büßte fast die Hälfte seiner Armee ein. Für Octavian war die Niederlage eine willkommene Gelegenheit, einen Propagandafeldzug gegen Antonius zu starten, in dessen Mittelpunkt auch Kleopatra stand. Sie wurde als Ehebrecherin, als dekadente orientalische Konkubine, als machtbesessene Feindin Roms beschimpft. Ende 32 v. Chr. verlor Antonius auf Betreiben Octavians all seine Ämter. Kleopatra und ihr Geliebter rüsteten sich für eine bevorstehende Auseinandersetzung mit Octavian.
Die entscheidende Schlacht
Am 2. September 31 v. Chr. kam es schließlich zur entscheidenden Seeschlacht bei Actium, in der Kleopatra und Marcus Antonius vernichtend geschlagen wurden. Antonius beging daraufhin Selbstmord. Als Octavian in Alexandria landete, hatte Kleopatra sich in einen Tempel geflüchtet. Nachdem ihr bewusst wurde, dass sie als Besiegte im Triumphzug durch Rom geführt werden würde, nahm auch sie sich, so berichten es die Chronisten in Rom, das Leben.
Selbstmord einer Gottkönigin
Kleopatra VII. war die letzte und bekannteste Herrscherin in einer dreitausendjährigen Dynastiegeschichte ägyptischer Pharaonen – Gottkönige, die den Zusammenhalt der Gesellschaft im reichsten Land der antiken Welt garantierten. Kleopatras Herrschaft geht zurück auf Alexander den Großen. Sie wurde von ihrem Volk als Königin der Könige verehrt und versuchte in ihrer eigenen, von größten Umwälzungen geprägten Zeit, den Bestand ihres Reiches zu sichern und die Herrschaft an ihre Nachkommen weiterzugeben. Dazu setzte sie alle Mittel ein, ihre Führungs- wie Verführungskraft.
Sie war nicht nur eine machtbewusste, ja skrupellose Herrscherin, sondern auch die Mutter von vier Kindern, von denen der älteste Sohn Kaisarion, von Kleopatra zur Weltherrschaft bestimmt, mit 17 Jahren hingerichtet wurde, der zweite sein Schicksal teilte, der dritte jung starb, das vierte Kind jedoch, Kleopatra Selene, zur Königin von Mauretanien aufstieg.
Die Ausstellung
In Ergänzung zu den Skulpturen widmet sich der zweite Teil der Ausstellung der Kleopatra-Deutung in der Malerei des 16. bis 19. Jahrhunderts. Rund 20 Werke – darunter Gemälde von Jan Steen, Johann Heinrich Tischbein, Angelika Kauffmann und Hans Makart – zeigen, wie die Künstler ein jeweils für ihre Zeit gültiges Kleopatra-Bild schufen. Im Mittelpunkt steht Michelangelos berühmte Zeichnung aus der Casa Buonarotti in Florenz.
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