China: Corona-Infektionszahlen explodieren – Höhepunkt Mitte Januar erwartet

Die Krankenhäuser sind voll, Medikamente werden knapp und Ärzte sind an der Grenze ihrer Belastbarkeit: Der Corona-Tsunami fegt durch das Reich der Mitte.
Titelbild
Corona-Patienten im Tangshan (eine Stadt in der Nähe von Peking) Gongren Krankenhaus am 30. Dezember 2022.Foto: Noel Celis / AFP
Von 3. Januar 2023

In China ist die Zahl der Corona-Infektionen explodiert. Weit über 50 Prozent der Bürger in den Großstädten und Provinzen seien aktuell mit dem Virus infiziert, so die Einschätzung von Gesundheitsbeamten im Land. Damit sei der Höhepunkt der jüngsten COVID-Welle aber keinesfalls erreicht. Die Experten zeichneten in der Tat ein viel düstereres Bild von der Infektionslage, als im offiziellen Narrativ der chinesischen Zentralbehörde behauptet wird.

Laut „Radio Free Asia“ gab Zhang Wenhong, Direktor des Nationalen Zentrums für Infektionskrankheiten, am 29. Dezember eine weitere Prognose. Demnach könnten die Infektionszahlen während des chinesischen Neujahrsfestes (22. Januar) auf bis zu 80 Prozent ansteigen. Um diese Zeit reisen üblicherweise viele Chinesen durch das Land, um ihre Familien zu besuchen.

Zeng Guang, ehemaliger Chefepidemiologe des chinesischen Zentrums für Seuchenkontrolle, schätzt, dass Peking die 80-Prozent-Marke längst überschritten habe. Ihm zufolge könnten sich derzeit mehr als 17,6 Millionen Menschen in der Hauptstadt mit dem Coronavirus infiziert haben.

Kehrtwende in der Corona-Politik

Es scheint, als hätte sich die chinesische Regierung mit ihrer Corona-Politik selbst schachmatt gesetzt. Seit dem ersten Ausbruch in Wuhan vor drei Jahren hatte die Kommunistische Partei Chinas eine restriktive Null-COVID-Politik verfolgt: Jede Infektion sollte durch wiederholte Tests, schnelle Abriegelungen, verlängerte Quarantäne und digitale Überwachung bekämpft werden – trotz wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Einbußen.

Dem Narrativ der KP Chinas folgend verbreiteten chinesische Behörden und staatliche Medien wiederholt Horrornachrichten: Millionen Menschen würden an COVID-19 sterben, wenn sie die Beschränkungen wie im Westen lockern und versuchen würden, mit dem Virus zu leben.

Die rigorose Einschränkung treibt das Volk Ende November schließlich auf die Barrikaden. Es waren landesweit die größten Proteste seit Jahrzehnten. Daraufhin vollzog das Regime eine spektakuläre Kehrtwende und lockerte die restriktiven Maßnahmen. Und plötzlich heißt es in den Staatsmedien, die Omikron-Variante sei vergleichbar mit einem harmlosen Grippevirus.

Corona-Tsunami zieht durch das Land

Wie ein Tsunami fegt eine neue Corona-Welle nun durch das Reich der Mitte. Krankenhäuser im ganzen Land sind überlastet und Ärzte werden gezwungen, ihre Dienste auch im kranken Zustand zu leisten. Medikamente gegen Fieber und Husten sind teilweise nicht mehr vorrätig. Und mehr noch – Bestattungsunternehmer beklagten einen Zustrom von Leichnamen, die auf ihre Einäscherung warteten.

In der Hankou-Begräbnisstätte am Stadtrand von Wuhan trafen am Neujahrstag ununterbrochen Trauernde und Leichenwagenfahrer ein. Die Mitarbeiter am schwer bewachten Eingang des Bestattungsinstituts lehnten es ab, Fragen zu ihrer aktuellen Arbeitsbelastung zu beantworten.

Die Mitarbeiter der Krematorien in Peking erklärten am 16. Dezember, sie seien überlastet. Foto: Noel Celis / AFP

Bestattungsinstitute in anderen Städten Chinas – darunter Chengdu und Peking – erklärten derweil, dass sie seit der Aufhebung der Null-COVID-Politik mehr denn je überlastet seien.

Airfinity, ein in Großbritannien ansässiges Unternehmen für Gesundheitsanalysen, schätzt, dass die Zahl der täglichen COVID-Toten in ganz China bei 11.000 liege. 1,8 Millionen Menschen infizierten sich jeden Tag, so die Angaben vom 29. Dezember.

Öffentlich spricht die Zentralbehörde Chinas hingegen von einigen Tausend Infektionen täglich sowie einer Handvoll COVID-Toten. Gezählt wurden nur Personen, die an einer durch das Coronavirus verursachten Atemwegserkrankung starben, erklärten die Gesundheitsbehörden kürzlich. Todesfälle, die mit anderen Krankheiten und Zuständen erklärt werden können, sind ausgeschlossen. Dies gilt auch, wenn die Verstorbenen positiv auf das Virus getestet worden waren.

Gesundheitsbehörde stoppt Veröffentlichung der täglichen Corona-Zahlen

Es ist schwer, die tatsächliche Ausbreitung und das Ausmaß der Krankheit in China zu ermitteln. Offizielle Angaben verschleiern oft die Realität. Ihre Glaubwürdigkeit schwindet sowohl im Inland als auch im Ausland. Ende Dezember verkündete die chinesische Nationale Gesundheitskommission dann, man werde ab sofort die täglichen Corona-Zahlen nicht mehr veröffentlichen. Eine nähere Erklärung für diese Entscheidung gibt es nicht.

Um also einen ungefähren Eindruck vom Infektionsgeschehen zu bekommen, haben sich einige Wissenschaftler auf regionale Daten gestützt. Seitdem die Corona-Massentests weitestgehend aufgehoben wurden, führen mehrere Provinzen und Städte Online-Erhebungen durch, um die Infektionszahlen zu ermitteln. Die Bürger können freiwillig von zu Hause aus die Ergebnisse ihrer eigenen Antigentests melden.

Mehrere Regionen schätzten auf Grundlage dieser Daten, dass mehr als die Hälfte ihrer Bürger mit dem Coronavirus infiziert war. Die Inselprovinz Hainan etwa meldete eine Infektionsrate von über 50 Prozent. Bei 10 Millionen Einwohnern sind es folglich rund 5 Millionen Infizierte.

Dieses Bild zeigt eine tote Person auf einer Trage im Tianjin First Center Hospital in Tianjin, in der Nähe von Peking, am 28. Dezember 2022. Foto: NOEL CELIS/AFP via Getty Images

Offizielle Daten stoßen auf Skepsis

Die Infektionsrate in der südwestlichen Provinz Sichuan mit mehr als 84 Millionen Einwohnern liegt laut den Angaben der lokalen Behörde nach einer Umfrage bei über 63 Prozent. Die tatsächliche Zahl der Infizierten dürfte aber höher sein. Denn fast ein Drittel der Befragten habe keine Antigen- oder PCR-Tests durchgeführt, obwohl sie Fieber, Husten oder andere COVID-19-Symptome aufwiesen, so die Behörden in einer Erklärung vom 26. Dezember.

Diese Zahlen decken sich mit der Information auf einem geleakten Memo. Die Notizen sollen von einer internen Sitzung der obersten Gesundheitsbeamten Chinas stammen, wie mehrere Nachrichtenagenturen einstimmig bestätigten. Demnach wurde die Hälfte der Bevölkerung in Sichuan sowie in Peking in den ersten 20 Dezembertagen positiv getestet.

Wu Zunyou, Chinas leitender Epidemiologe, sagte auf einer Pressekonferenz am 29. Dezember, dass der Ausbruch der Krankheit in Peking, Tianjin und Chengdu in Sichuan möglicherweise den Höhepunkt erreicht habe. In Shanghai und mehreren Provinzen in Zentral- und Südchina gebe es jedoch immer noch einen Anstieg von Neuinfektionen.

Die Skepsis gegenüber der Zuverlässigkeit der offiziellen Statistiken wächst. Der Epidemiologe Wu erklärte, dass die Übersterblichkeit berechnet werden müsse, um das tödliche Ausmaß des Coronavirus in China ermitteln zu können. Dazu sollen die Todesraten verschiedener Zeiträume miteinander verglichen werden.

Die Welt beunruhigt

Seit dem Corona-Ausbruch vor drei Jahren wird das kommunistische Regime Chinas international dafür angeprangert, dass es Informationen vertuschte, um sein Image zu wahren. Die aktuelle explosionsartige Infektionswelle in China und der Mangel an transparenten Daten haben weltweit Besorgnis ausgelöst. Kürzlich kündigte Peking an, seine Grenzen ab dem 8. Januar wieder zu öffnen. Viele Staaten sind alarmiert.

So ordnen immer mehr Länder Corona-Testpflicht für Reisende aus China an. Australien und Kanada haben sich neulich an Italien, Frankreich, Großbritannien, USA, Japan und Südkorea angeschlossen, eine Testpflicht für Reisenden aus China einzuführen.

In einer Pressemitteilung vom 1. Januar schreibt der australische Gesundheitsminister Mark Butler: „Ich möchte auch betonen, dass dies eine vorübergehende Maßnahme ist, die den Mangel an umfassenden Informationen über die Situation in China widerspiegelt.“

Marokko hat nach Angaben seines Außenministeriums ein Einreiseverbot für Reisende aus China verhängt.

Ein Fahrgast mit Schutzausrüstung ist am 28. Dezember 2022 auf einem Bahnhof in Peking zu sehen. Foto: Noel CELIS / AFP

Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel: Chinese Cities See COVID-19 Infection Rate Exceeding 50 Percent (redaktionelle Bearbeitung dl)

 



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