Große Mehrheit junger Deutscher ist umweltbewusst – viele handeln aber nicht danach
Eine große Mehrzahl der jungen Deutschen legt Wert auf eine intakte Umwelt und hält mehr Umweltschutz für notwendig.
Das geht aus einer am Donnerstag in Berlin veröffentlichten repräsentativen Studie des Bundesumweltministeriums hervor. Diese zeigt allerdings auch eine erhebliche Lücke zwischen diesem Problembewusstsein und praktischem Handeln. So hört für viele der Spaß auf, wenn es um Einschränkungen der eigenen Lebensführung geht.
Insgesamt gaben demnach 44 Prozent der befragten mehr als tausend jungen Menschen im Alter zwischen 14 und 22 Jahren an, für sie gehöre eine intakte, natürliche Umwelt zu einem guten Leben unbedingt dazu. Weitere 42 Prozent stimmten dem im Grundsatz zu. 80 Prozent äußerten sich besorgt, ihre Kinder und Enkel müssten mit einer weniger intakten Umwelt zurechtkommen.
Wesentlich komplizierter wird es allerdings beim eigenen Verhalten der jungen Frauen und Männer. Einerseits ist es 75 Prozent „sehr wichtig“ oder „eher wichtig“, sich „unter allem Umständen umweltbewusst zu verhalten“. Andererseits können sich 46 Prozent beispielsweise nicht vorstellen, aus Umweltgründen auf Flugreisen zu verzichten.
Insgesamt 71 Prozent erklärten sich im Grundsatz bereit, für umweltfreundliche Produkte auch mehr Geld auszugeben. Nur neun Prozent kaufen jedoch selbst gezielt Kleidung mit Öko-Siegel, nur etwa 24 Prozent fair produzierte und gehandelte Produkte. Auch gab jeweils nur eine Minderheit an, sie würden aus Umweltgründen weniger Fleisch essen, vorwiegend Bio-Lebensmittel kaufen oder Recyclingpapier benutzen. Auf Plastiktüten verzichten demnach immerhin 45 Prozent der Befragten.
Um das Defizit beim konkreten Handeln zu verringern, halten es 90 Prozent der Befragten für „sehr wichtig“ oder „eher wichtig“, dass umweltfreundliche Produkte günstiger werden. Gewünscht werden auch eine bessere Kennzeichnung umweltfreundlicher Produkte und mehr Aufklärung über die Folgen umweltschädlichen Konsums. Etwa 80 Prozent sagten, es würde ihnen helfen, „wenn sich die anderen auch umweltbewusst verhalten“ und wenn damit „kein Verlust an Komfort und Bequemlichkeit“ verbunden sei.
86 Prozent sprachen sich dafür aus, der Staat solle durch gezielte gesetzliche Maßnahmen für mehr Umweltschutz sorgen. Allerdings sehen auch 83 Prozent eine maßgebliche Verantwortung der Verbraucher, 68 Prozent der Wirtschaft.
Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) erklärte zu den Ergebnissen: „Die Studie zeigt: Umwelt- und Klimaschutz muss noch stärker in der Lebenswirklichkeit der Jugendlichen ankommen.“ Sie sieht zumindest ein hohes Interesse an Bildungsangeboten zu Nachhaltigkeitsthemen. „Wenn wir diesen Bildungsauftrag ernstnehmen, können wir junge Generationen für Umwelt- und Klimaschutz begeistern und sie motivieren, mehr Eigenverantwortung zu übernehmen“, teilte die Ministerin mit. (afp)
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