Rätsel um Verbleib hunderter ausländischer Terroristen aus Raka – Kehren sie nach Europa zurück?

Die IS-Hochburg Raka ist erobert, doch wo sind die hunderten ausländischen Islamisten? Die Europäer befürchten, dass viele dieser Terroristen den Weg zurück nach Europa finden.
Epoch Times19. Oktober 2017

Die IS-Hochburg Raka ist erobert, doch bleibt das Schicksal von hunderten ausländischen Kämpfern ein Rätsel, die den harten Kern der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) in der nordsyrischen Stadt gebildet haben sollen.

Die Europäer befürchten, dass viele dieser Terroristen den Weg zurück nach Europa finden. Die Innenminister der G7-Staaten wollen daher am Freitag auf Ischia über verschärfte Grenzkontrollen und andere Maßnahmen beraten.

WIE VIELE AUSLÄNDISCHE KÄMPFER GAB ES?

Nach Ausrufung des „Kalifats“ der IS-Miliz in Teilen des Iraks und Syriens im Juni 2014 schlossen sich knapp 40.000 ausländische Kämpfer den Dschihadisten an, um beim Aufbau des „Islamischen Staats“ zu helfen. Darunter waren neben tausenden Tschetschenen, Nordafrikanern und Zentralasiaten auch tausende radikale Islamisten aus den EU-Staaten.

Laut einem „Spiegel“-Bericht von März haben sich über die Jahre auch mehr als 900 Deutsche den Dschihadisten im Irak und Syrien angeschlossen. Ein Drittel von ihnen kehrte später nach Deutschland zurück, rund 145 sollen bei Kämpfen getötet worden sein. Es ist unklar, wie viele Deutsche heute noch in der Region sind, obwohl die IS-Miliz dort fast alle Gebiete verloren hat.

Während der Hochzeit des IS sammelten sich viele Europäer in Raka, das die Dschihadisten zu ihrer informellen Hauptstadt gemacht hatten. Spezielle IS-Zellen planten von dort Anschläge wie in Paris, wo im November 2015 IS-Mitglieder 130 Menschen töteten. Während des viermonatigen Kampfs um Raka sollen die Ausländer erbitterten Widerstand geleistet haben.

WAS IST AUS DEN DSCHIHADISTEN GEWORDEN?

Am Ende waren die Islamisten aber nicht den kurdisch-arabischen Kämpfern der Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) gewachsen, die bei ihrer Offensive auf Raka von US-Spezialkräften und US-Kampfflugzeugen unterstützt wurden. Hunderte IS-Kämpfer sollen in der Schlacht getötet worden sein, doch ist unklar, wie viele Ausländer darunter waren.

Am Wochenende wurde von örtlichen Stammesvertretern des „Zivilen Rats“ eine Vereinbarung ausgehandelt, die den IS-Kämpfern erlaubt, sich mit ihren Angehörigen den SDF-Einheiten zu stellen. Laut dem „Zivilen Rat“, der künftig Raka verwalten soll, und der US-geführten Anti-IS-Koalition waren aber keine Ausländer darunter.

Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, die über zahlreiche Quellen in Raka verfügt, stellten sich 130 bis 150 ausländische IS-Kämpfer vor dem Ende der Schlacht, darunter auch etliche Europäer. Sie hätten sich am Montag den SDF-Einheiten ergeben und seien direkt zur Befragung an ausländische Nachrichtendienste übergeben worden.

WAS GESCHIEHT MIT DEN GEFANGENEN?

Ein Sprecher der Anti-IS-Koalition sagte dagegen, es seien in den letzten Kampftagen vier ausländische Dschihadisten gefangen genommen worden. Sie blieben in der Hand der SDF-Kämpfer, doch würden sie von Mitgliedern der Koalition befragt. Später werde über ihre Auslieferung an ihre Herkunftsländer diskutiert werden, um sie vor Gericht zu bringen.

Die syrischen IS-Kämpfer, die sich am Wochenende dem kurdisch-arabischen SDF-Bündnis ergeben hatten, sollen gemäß der Vereinbarung mit dem „Zivilen Rat“ zunächst registriert werden, bevor sie an örtliche Stammesführer übergeben werden. Diese sollen für sie die Verantwortung tragen.

DROHT EINE GEFAHR DURCH HEIMKEHRER?

Presseberichten zufolge verließ ein Konvoi mit Kämpfern die Stadt vor ihrem Fall, um in IS-Gebiete in der ostsyrischen Provinz Deir Essor zu gelangen. Die SDF-Einheiten weisen die Berichte zurück. Ein SDF-Sprecher sagte, diejenigen IS-Kämpfer, die sich nicht am Wochenende ergeben hätten, seien getötet worden oder hätten sich später gestellt.

Trotzdem besteht die Sorge, dass ausländischen Kämpfern in Raka und anderen Städten die Flucht gelungen ist. Der italienische Innenminister Marco Minetti warnte, es gebe noch immer 25.000 bis 30.000 ausländische IS-Kämpfer, darunter 5000 Europäer. Sie würden die „größte Fremdenlegion“ der Welt bilden und eine ernste Gefahr darstellen, sagte Minetti. (afp)



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