Philippinen: Erbitterter Kampf um Marawi –“Der IS ist ein sehr großes Problem“
In dem einwöchigen Kampf gegen die Islamisten im Süden des Landes konnten philippinische Truppen bisher keinen Erfolg verzeichnen.
Die philippinische Armee versucht seit einer Woche, die Kämpfer aus der Stadt Marawi zu vertreiben. Doch selbst Luftangriffe, Kampfhubschrauber und Soldaten sind machtlos, denn die Islamisten kämpfen erbittert zurück – mit Waffen, die sie aus Polizeistationen, Gefängnissen und einem gepanzerten Polizeifahrzeug stahlen, sagte der Militärsprecher Restituto Padilla laut dem Zeitungsportal U.S.News.
Auch würden die Kämpfer eingesperrte Glaubensbrüder befreien und so ihre Truppenstärke im Kampf gegen die Regierung erhöhen. Ihr Ziel sei es, die philippinische Armee in einen Häuserkampf zu verwickeln und die Stadt länger besetzt zu halten. Es sei unklar, wie viele bewaffnete Kämpfer sich dort aufhielten, sagte ein Sprecher laut dem Deutschlandfunk.
Islamisten-Angriff lange vorher geplant?
Nach Angaben der Armee kontrollierten die Kämpfer ein Zehntel der Stadt, in der große Waffenbestände und reichlich Nahrungsmittel gelagert seien, berichtet U.S.News. Die Besetzung der Stadt sei geplant worden, meinte der Militärsprecher Padilla.
Die Islamisten-Offensive war ausgelöst worden, als die philippinischen Sicherheitskräfte ein Haus erstürmten, in dem sie Isnelon Hapilon, einen Kommandeur der Terrorgruppe Abu Sayyaf, vermuteten.
Die Stärke der Maute-Extremisten bereite dem philippinischen Präsidenten Rodrigo Duterte Sorge. Auch würden Geheimdienstberichte andeuten, dass sich die Maute-Kämpfer mit anderen islamistischen Gruppierungen verbünden und ausländische Kämpfer rekrutieren würden.
„In Marawi […] mussten wir riesige Verluste erleiden, weil wir die eindringenden Truppen sind, und sie [die Maute] haben lange auf die Streitkräfte der Republik gewartet“, so Duterte.
In den Kämpfen seien bisher 89 Islamisten, 21 Sicherheitskräfte und 19 Zivilisten getötet worden.
Kriegsrecht nur zum Kampf gegen Islamisten verhängt
Letzte Woche verhängte Duterte für 60 Tage das Kriegsrecht auf der Insel Mindanao im Süden des Landes, wo sich auch die Stadt Marawi befindet.
Die Kritik, dass er sich die Kontrolle über das Land sichern und eine Diktatur aufbauen wolle, verneinte Duterte. Er wolle keine Diktatur wie Ferdinand Marcos es von 1972 bis 1986 getan hatte, einrichten. Er habe schon lange vor der Invasion des Islamischen Staates (IS) gewarnt und möchte nun die Extremisten bekämpfen.
„Ich haben jeden ausführlich davor gewarnt, dass vor uns eine schwarze Wolke liegt. Damit meinte ich insbesondere die Kontamination durch den IS, der langsam an unsere Küste herankriecht“, sagte Duterte zu Marineangehörigen in der Stadt Davao im Süden des Landes.
Extremisten-Offensive – Treuebeweis für den IS
Die Maute und andere islamistische Gruppierungen hätten dem IS Treue geschworen. Das Militär geht davon aus, dass die Maute-Extremisten mit der Offensive gegen die Stadt Marawi von der Dschihadistenmiliz anerkannt werden wollen.
Laut U.S.News glauben Sicherheitsexperten, der schnelle Aufstieg der Maute spreche dafür, dass die Extremisten im Süden der Philippinen heimlich organisiert und finanziert wurden.
“The black flag of ISIS has been raised in the Philippines.” At least 103 killed as militants clash with government https://t.co/wUxPIM46hO pic.twitter.com/in3KEgQQqf
— CNN International (@cnni) May 29, 2017
Duterte: IS verschwendet menschliches Leben
Duterte meinte, dass er es nicht erlauben werde, dass der Islamische Staat in seinem Land an Energie gewinne und genauso wie in Syrien und dem Irak morde. Er wollte zuerst mit den Maute verhandeln. Letzte Woche änderte er seine Meinung jedoch und sagte, dass er nicht mehr mit Terroristen reden wolle.
„Sie versuchen die Lebensweise für alle zu verbessern. Sie tun das, indem sie Menschen töten und sich auf Gott berufen, und das ist eine schreckliche Ideologie“, sagte Duterte über den Islamischen Staat. „Er [der IS] kennt nichts anderes, als menschliches Leben zu verschwenden“, so der Präsident weiter.
Heute ließ die Regierung verlauten, dass eine andere Rebellengruppe, die „Moro Islamic Liberation Front“ (MILF) zugestimmt hätte, Zivilisten – tot oder lebendig – aus Marawi herauszuholen. Außerdem hätte die Gruppe Dutertes ungewöhnlichen Vorschlag angenommen, in dem Kommunisten, Separatisten und Sicherheitskräfte sich im Kampf gegen den radikalen Islam verbünden sollten.
Die MILF unterschieb 2014 einen Friedensvertrag mit der philippinischen Regierung und griff seitdem keine Regierungstruppen mehr an.
Kongress: Ausrufung des Kriegsrecht richtig
Bei einer speziellen Anhörung zum Kriegsrecht im Kongress, meinte eine Minderheit der Kongressmitglieder, dass Duterte mit seiner Entscheidung überreagieren würde. Die meisten Kongressmitglieder würden dem Präsidenten hingegen zustimmen und meinen, dass es die richtige Entscheidung für eine Sicherheitsbedrohung solchen Ausmaßes wäre.
„Wir haben ein echtes Problem“, meinte der Kongressabgeordnete Harry Roque. „Der IS ist kein kleines Problem, sondern ein sehr großes Problem“.
Mehr dazu:
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Im Kampf gegen Islamisten: Duterte verhängt Kriegsrecht im Süden der Philippinen
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