Kein Ende in Sicht im Syrien-Krieg: Rebellen-Offensive führt zu heftigen Gefechten in Aleppo

Keine Woche nach Ende der zeitweisen Feuerpause sind in der geteilten syrischen Großstadt Aleppo schwere Gefechte ausgebrochen. Die Gruppen des islamistischen Rebellenbündnisses Dschaisch al-Fateh starteten nach eigenen Angaben eine Offensive.
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Syrische MilitärsFoto: GEORGES OURFALIAN/AFP/Getty Images
Epoch Times29. Oktober 2016

Nicht einmal eine Woche nach Ende der zeitweiligen Feuerpause haben sich syrische Rebellen und Regierungstruppen in Aleppo schwere Gefechte geliefert. Die Gruppen des islamistischen Rebellenbündnisses Dschaisch al-Fateh starteten am Freitag nach eigenen Angaben eine Offensive, um sich aus der Belagerung im Ostteil der Stadt zu befreien. Russlands Präsident Wladimir Putin sprach sich gegen eine baldige Wiederaufnahme russischer Luftangriffe auf Aleppo aus.

Die Schlacht werde „die Besetzung der Westbezirke durch das Regime und die unserem Volk auferlegte Belagerung Aleppos beenden“, sagte ein Sprecher der einflussreichen islamistischen Ahrar-al-Scham-Miliz. Dem Bündnis gehören unter anderem die Dschihadisten der Fateh-al-Scham-Front (Armee der Eroberung) an, die bis zu ihrer selbsterklärten Abspaltung vom Terrornetzwerk Al-Kaida Al-Nusra-Front hieß. Seit Juli sind die Rebellen im Osten der Stadt eingekesselt.

Wie die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mitteilte, feuerten die Rebellen „hunderte“ Geschosse auf den Westteil Aleppos ab. Dabei seien mindestens 15 Zivilisten getötet und mehr als hundert weitere verletzt worden. Zudem verübten den Angaben zufolge Selbstmordattentäter mit Autos voller Sprengstoff drei Anschläge auf einen Kontrollposten der Regierungskräfte in West-Aleppo.

Bis zum Abend eroberten die Rebellen der Beobachtungsstelle zufolge einen Großteil des Stadtteils Dahijet al-Assad im Südwesten Aleppos. Allerdings sei eine Militärakademie in dem Gebiet weiter schwer umkämpft. Mindestens 18 syrische Soldaten und andere regierungstreue Kämpfer seien bei den Angriffen am Freitag getötet worden, meldete die Beobachtungsstelle, die ihre Informationen von Aktivisten in Syrien erhält. Angaben zur Opferzahl auf Seiten der Rebellen machte die Organisation nicht.

Die Rebellen nahmen laut der Beobachtungsstelle, deren Angaben kaum zu überprüfen sind, auch den Militärflughafen Nairab und den internationalen Flughafen von Aleppo unter Beschuss, die beide von den Regierungstruppen kontrolliert werden. Von der Provinz Idlib aus seien zudem Raketen auf die Küstenprovinz Latakia abgefeuert worden, wobei mindestens ein Mensch getötet und sechs weitere verletzt worden seien.

Nach Angaben der amtlichen syrischen Nachrichtenagentur Sana bombardierte die syrische Luftwaffe Rebellenstellungen in westlichen und südlichen Vororten Aleppos, „mehrere Terroristen“ seien getötet worden. Das syrische Staatsfernsehen bestritt Geländegewinne der Rebellen in Aleppo.

Ungeachtet der Rebellenoffensive wies Russlands Staatschef Putin eine zuvor öffentlich vorgetragene Bitte des russischen Verteidigungsministeriums um neuerliche Luftangriffe auf Aleppo ab. „Der Präsident hält es für unangemessen, die Luftangriffe wieder aufzunehmen“, erklärte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow. Stattdessen brauche Aleppo nach Putins Einschätzung eine erneute „humanitäre Pause“. Russland nimmt Aleppo nach eigenen Angaben seit zehn Tagen von Luftangriffen aus.

Russland und die syrischen Regierungstruppen hatten vor einer Woche drei Tage lang Aleppo für jeweils elf Stunden nicht beschossen. Während dieser Waffenruhe waren aber kaum Zivilisten geflohen. Offenbar wurden sie von den Rebellen und Terroristen festgehalten. Eine von den Vereinten Nationen geplante Evakuierung von Kranken und Verletzten kam mangels Sicherheitsgarantien nicht zustande.

Die USA warfen der syrischen Regierung am Freitag vor, Hilfslieferungen in die Rebellengebiete verhindert zu haben. Damaskus lasse die Bevölkerung in Aleppo aushungern und begehe damit Kriegsverbrechen, sagte ein US-Regierungsvertreter.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon forderte unterdessen eine Bestrafung der Verantwortlichen eines Luftangriffs auf eine Schule in der Provinz Idlib, bei der am Mittwoch 22 Schüler und sechs Lehrer getötet worden waren. „Solche Angriffe können als Kriegsverbrechen bewertet werden, wenn sie absichtlich geschehen“, erklärte Ban. (afp)



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