Hitler-Vergleiche, Merkel und Europa: Harter Schlagabtausch beim TV-Duell in Österreich

Beim ersten von drei geplanten TV-Duells der beiden Präsidentschaftskandidaten Österreichs Alexander van der Bellen (Grüne) und Norbert Hofer (FPÖ) kamen Hitler- und Nazi-Vergleiche auf beiden Seiten nicht zu kurz. Auch über Merkel und die Auswirkungen ihrer Flüchtlingspolitik auf Österreich wurde konträr diskutiert.
Titelbild
Hochrechnung bei den Präsidentschaftswahlen in Österreich im Mai 2016.Foto: Jan Hetfleisch/Getty Images
Von 21. November 2016

In Österreich lief am Sonntagabend das erste von drei geplanten TV-Duellen zwischen Alexander Van der Bellen und Norbert Hofer über den Bildschirm. Wie die „Kronen Zeitung“ berichtet, soll es ruhig und sachlich verlaufen sein. Erst als es um Untergriffe in den sozialen Netzwerken bzw. darum ging, welcher Kandidat die schlimmeren Fans hat, wurde es zum Teil sehr emotional. Van der Bellen zeigte sich schockiert über Hitler-Vergleiche, Hofer wiederum beklagte sich über Beschimpfungen wegen seiner Gehbehinderung. Laut einer OGM-Umfrage gewann Hofer die Debatte, so die „Kronen-Zeitung“.

Nach dem Duell präsentierte OMG-Meinungsforscher Wolfgang Bachmayer die Ergebnisse einer Live-Befragung während der Sendung. 49 Prozent der 500 Befragten fanden Hofer im Allgemeinen überzeugender als Van der Bellen.

Van der Bellen als besserer Vermittler und Interessensvertreter

Bei der Frage nach dem besseren Vermittler führte Van der Bellen mit 52 Prozent gegenüber Hofer mit 41 Prozent. Der von den Grünen unterstützte Van der Bellen lag mit 49 zu 46 Prozent auch bei der Frage vorn, wer die Interessen Österreichs in der Welt besser vertreten könne.

„Höhepunkte des Duells waren definitiv die Untergriffe in den sozialen Netzwerken“, berichtet die „Kronen Zeitung“ weiter. Hofer soll laut einem Twitter-Posting auf einem Wahlkampffoto mit historischen Aufnahmen von Adolf Hitler mit Schäferhund gleichgesetzt worden sein. Hofer fand dies nicht in Ordnung und präsentierte umgehend Hasspostings gegen seine Person.

Van der Bellen kritisierte, dass die FPÖ-Politikerin Ursula Stenzel ihm unterstellte, sein Vater sei ein Nazi gewesen. Van der Bellen konterte daraufhin, dass sein Vater vor 50 Jahren gestorben sei und sich nicht wehren könne.

Hofers Replik laut „Kronen Zeitung“: „Ganz viele ihrer Unterstützer bezeichnen mich jetzt als Nazi.“ Als Beleg dienten zahlreiche FPÖ-Wahlplakate, die mit Hakenkreuzen beschmiert werden.

Die „gefährlichste Frau Europas“?

Und was sagten die Präsidentschaftskandidaten zu Deutschland? Kurier.at berichtet: „Ist Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel wirklich die „gefährlichste Frau Europas“, wie das FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache meinte, wollte Puls-4-Moderatorin Corinna Milborn von Hofer wissen? Er sei vom Time-Magazin auch schon als „gefährlichster Politiker Europas“ bezeichnet worden, begann Hofer. Er sehe Merkel in einigen Bereichen positiv, doch mit ihrem „Wir schaffen das“ habe sie nur Menschen angelockt. Ihre Entscheidung habe Österreichs Steuerzahlern massiven Schaden zugefügt. Allein die Flüchtlinge von 2015 würden 20 Milliarden Euro kosten: „Ich sage, wir schaffen das nicht.“

Van der Bellen konterte, dass Merkel für ihn die wichtigste Politikerin Europas sei. Ihr Satz sei von Zuversicht getragen gewesen, und das sei gut. Und nicht zuletzt habe Europa eine Verpflichtung, „wenn wir uns schon christliches Abendland nennen, den Menschen zu helfen“. Um schließlich noch anzumerken: „Irgendwo gibt es natürlich auch Grenzen,“ schreibt kurier.at.

Zu viel Porzellan zerschlagen

Für Kommentator Peter Gnam ist „das Ende dieser widerlichen Auseinandersetzung absehbar: Auf keinen der beiden werden die Österreicher wirklich hören. Dazu ist in dem Wahlkampf zu viel Porzellan zerschlagen worden, auch wenn die beiden nicht für alles verantwortlich gemacht werden können. Wir werden also einen Bundespräsidenten bekommen, der von vornherein beschädigt ist. Und es werden jene Stimmen noch lauter werden, die schon bisher gefordert haben, das Amt wegen seiner Bedeutungslosigkeit abzuschaffen. Ja, und manche werden lästern, dass „so einer“ im Monat 25.000 Euro 14-mal im Jahr verdient,“ resümiert die „Kronen Zeitung.“



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