Grüne Claudia Roth will Parlament „gegen rechten Hass und geschichtsvergessene Hetze“ verteidigen
Ihre Mission als Vizepräsidentin des neuen Bundestages hat Claudia Roth bereits klar umrissen: Es gehe darum, das Parlament „gegen rechten Hass und geschichtsvergessene Hetze“ zu verteidigen. Der Einzug der AfD ins Parlament war für die Grünen-Abgeordnete zentrales Motiv für ihre erneute Kandidatur.
Der Bundestag sei kein „Jagdrevier, sondern Zentrum einer soliden Demokratie“, schrieb die 62-Jährige in einem Bewerbungsbrief an die Fraktionsmitglieder.
Am Dienstagnachmittag entscheidet die Fraktion darüber, ob sie Roth erneut als stellvertretende Parlamentspräsidentin ins Rennen schickt. Die streitbare Grünen-Politikerin wurde vor vier Jahren erstmals in das Amt gewählt. Da lag bereits eine lange Parteikarriere mit Höhen und Tiefen hinter ihr.
An Claudia Roth scheiden sich die Geister: Vielen ist sie zu schrill und zu emotional, zu demonstrativ betroffen über die Missstände dieser Welt. Viele andere schätzen sie als geradlinig und glaubwürdig, als bunten Vogel im Politikbetrieb, als energische Kämpferin für Menschen- und Bürgerrechte.
„Ich will ich sein, anders will ich nicht sein“
Die gebürtige Ulmerin arbeitete in den 1980er Jahren als Theater-Dramaturgin und Managerin der Rockband „Ton Steine Scherben“, bevor sie Karriere bei den Grünen machte. „Ich will ich sein, anders will ich nicht sein“ – das Zitat aus einem Lied der Anarcho-Rocker ist ihr Credo. Ihre politische Karriere begann 1985 ganz unspektakulär: Sie bewarb sich auf eine Annonce als Pressesprecherin für die Grünen-Bundestagsfraktion.
1989 zog sie ins Europaparlament ein, wurde dort 1994 Fraktionsvorsitzende. 1998 kehrte Roth nach Deutschland zurück, um über die bayerische Landesliste erstmals ein Mandat im Bundestag zu übernehmen. Dort leitete sie den Ausschuss für Menschenrechte, bevor sie 2001 Grünen-Parteivorsitzende wurde. Nachdem sie vergeblich für eine Ausnahmeregelung bei der Trennung von Amt und Mandat geworben hatte, legte Roth den Parteivorsitz schon 2002 wieder nieder, um ihr Bundestagsmandat zu behalten.
Anschließend übernahm sie in der rot-grünen Regierung unter Gerhard Schröder (SPD) den Vorsitz des neu geschaffenen Bundestags-Ausschusses für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe. Nach der Urabstimmung bei den Grünen im Mai 2003, als die parteiinterne Trennung von Amt und Mandat gelockert wurde, wollte die Basis Roth wieder als ihre Frontfrau. Von Oktober 2004 bis Oktober 2013 war sie erneut Bundesvorsitzende der Grünen.
Roth für Ehe für alle und Zuwanderung
Die Niederlage bei der von ihr angestoßenen Urwahl zur Grünen-Spitzenkandidatur für die Bundestagswahl 2013 markierte einen Tiefpunkt in Roths Parteikarriere. Nach der Bundestagswahl, bei der die Grünen mit 8,4 Prozent hinter ihren Erwartungen zurückblieben, trat die Parteispitze geschlossen zurück, Roth stellte sich nicht mehr zur Wiederwahl. Mit dem Wechsel ins Bundestagspräsidium erfolgte im Oktober 2013 der nächste Schritt ihrer langen Karriere.
Ihren Themen blieb Roth treu, auch wenn sie nicht mehr so im Rampenlicht stand wie zuvor: Allen voran die Menschenrechte, aber auch die Ehe für alle oder die Einwanderungs- und Flüchtlingspolitik. Scharfe Kritik auch an den eigenen Parteikollegen übte die zum linken Grünen-Flügel zählende Politikerin, als der Bundesrat 2014 mit den Stimmen des grün-regierten Baden-Württembergs die Ausweitung der sogenannten sicheren Herkunftsstaaten beschloss.
Eng verbunden ist Roth seit jeher ihrem Wohnort Augsburg – nicht zuletzt als glühender Fan des Fußball-Bundesligisten FC Augsburg. „Bayerisch Schwaben und mein Wahlkreis Augsburg – das ist Heimat für mich“, schreibt sie auf ihrer Website. Nicht nur über ihren Heimatbegriff kann sich Roth im neuen Bundestag mit den Abgeordneten der AfD auseinandersetzen. (afp)
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion