Gorbatschow hat den Eindruck „die Welt stelle sich auf einen Krieg ein“

Der ehemalige sowjetische Präsident Michail Gorbatschow leidet unter der gegenwärtigen Krise zwischen Russland und Deutschland. "Ich bin fest davon überzeugt, dass die Deutschen, die Menschen in Deutschland, keine neue Feindschaft mit den Russen wollen", sagte der Friedensnobelpreisträger.
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Der ehemalige sowjetische Präsident Michail Gorbatschow.Foto: Sean Gallup/Getty Images
Epoch Times15. April 2017

Der letzte Präsident der Sowjetunion, Michail Gorbatschow, malt ein düsteres Bild der russisch-westlichen Beziehungen.

„Ich würde es so sagen: Der Westen – und allen voran die USA – sind von zentralen gemeinsamen Vereinbarungen abgerückt“, sagte der 86-Jährige der „Bild-Zeitung“ (Samstag). „Erinnern Sie sich doch bitte einmal: In der zweiten Hälfte der 1980er Jahre hatten die UdSSR und die USA beispiellose gemeinsame Schritte unternommen! Sie fingen an, ihre Atomwaffenbestände abzubauen. Bedenken Sie nur: 80 Prozent des Atomwaffenpotenzials, das in den Jahren des Kalten Krieges angehäuft worden war, wurde damals vernichtet! Und: Beide Seiten räumten dabei ein, dass niemands Sicherheit darunter leiden musste. Doch dann nutzte der Westen Russlands Schwäche nach dem Zerfall der Sowjetunion und erklärte sich zum „Sieger“ im Kalten Krieg. Der Grundsatz der Gleichberechtigung in den internationalen Beziehungen geriet in Vergessenheit, sodass wir alle dort landeten, wo wir heute sind.“

Gorbatschow warnt auch vor einem neuen Wettrüsten: „Nicht nur, dass es uns droht. Mancherorts ist es bereits in vollem Gange. Nach Europa werden Truppen verlegt, auch schweres Gerät – Panzer und Panzerwagen. Es ist noch gar nicht lange her, dass die Nato und russische Truppen recht weit entfernt voneinander stationiert waren. Nun stehen sie Nase an Nase einander gegenüber.“

Gorbatschow weiter: „Die Sprache der Politiker und hohen Militärs wird immer militanter, die Militärdoktrinen werden immer härter formuliert. All das wird von Massenmedien aufgegriffen und noch mehr angeheizt. Das Verhältnis zwischen den Großmächten verschlechtert sich immer weiter. Es entsteht der Eindruck, die Welt stelle sich auf einen Krieg ein. Es sind also alle Anzeichen eines Kalten Krieges festzustellen.“

Der Friedensnobelpreisträger sagt auch: „Ich bin fest davon überzeugt, dass die Deutschen, die Menschen in Deutschland, keine neue Feindschaft mit den Russen wollen. Wir dürfen nicht zulassen, dass das, was unsere beiden Nationen gemeinsam aufgebaut haben, zerstört wird“. Es gehe ihm nahe, dass die deutsche Führung „eine solche Verschlechterung der deutsch-russischen Beziehungen zugelassen hat“.

Gorbatschow teilt auch die Meinung des amerikanischen Präsident Donald Trumps, der die Nato im Interview mit „Bild“ obsolet genannt hat. Gorbatschow: „Ich teile seine Meinung. Wir haben seinerzeit den Warschauer Pakt aufgelöst. Es gab damals eine Londoner Tagung des Nato-Rates, der zu dem Schluss kam, man brauche eine politische Allianz, aber kein militärisches Bündnis mehr. Ich hoffe, die Nato wird diese Frage wieder aufgreifen.“ (dts)



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