Erdogan will „Säuberungen“ auf Geschäftswelt ausdehnen
Die Gülen-Bewegung sei besonders stark im Wirtschaftssektor vertreten, sagte Erdogan vor den Vorsitzenden von Handelskammern und Börsen in Ankara. Erdogan rief Geschäftsleute dazu auf, auch in diesem Bereich Gülen-Anhänger den Behörden zu melden. „Ich sage euch, das kann sogar euer Verwandter sein.“
Erdogan macht den in den USA lebenden Prediger Fethullah Gülen für den Putschversuch verantwortlich. Wer die Gülen-Bewegung finanziere, trage nicht weniger Schuld als die Putschisten selber, betonte Erdogan. „Wir werden kein Mitleid haben.“ Der Präsident sagte zu den Maßnahmen: „Wir haben noch keinen Punkt gesetzt, das ist erst das Komma.“ Es werde kein Nachlassen bei der „Säuberung“ der Türkei von Gülen-Anhängern geben. „Der Virus hat sich überall ausgebreitet.“
Erdogan forderte Banken dazu auf, die Zinsen für Immobilienkäufe auf unter zehn Prozent zu senken. „Ihr werdet daran schon nicht verlieren“, sagte er. Hohe Zinsen seien ein „Drangsal“.
Die jährliche Inflationsrate stieg im Juli unerwartet stark auf 8,8 Prozent. Das Handelsministerium rechnet nach einem Bericht der Zeitung „Hürriyet“ vom Dienstag in Folge des Putschversuches mit wirtschaftlichen Schäden von umgerechnet mindestens 90 Milliarden Euro. Die Türkische Lira brach ein. Der wichtige Tourismussektor hatte bereits vor dem Putschversuch wegen der Terroranschläge massive Einbußen. Die Rating-Agentur Standard & Poor’s bezeichnet die Türkei inzwischen als „Hochrisiko“-Land.
Bislang sind von den „Säuberungen“ vor allem Staatsbedienstete betroffen. Nach Regierungsangaben vom Dienstag wurden seit dem Putschversuch 58.611 Staatsbedienstete suspendiert, weitere 3499 wurden dauerhaft entlassen. Zusätzlich wurde mehr als 20.000 Lehrern an Privatschulen die Lizenz entzogen.
Nach Angaben des Innenministeriums vom Mittwoch wurden 25.917 Menschen festgenommen, gegen 13.419 Verdächtige wurde Haftbefehl erlassen. Die Reisepässe von 74.562 Personen wurden für ungültig erklärt, um die Flucht von Verdächtigen ins Ausland zu verhindern.
(dpa)
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