Erdogan gegen USA: Von Türkei unterstützte syrische Rebellen bei Al-Bab auf dem Vormarsch
Bei der Offensive zur Rückeroberung der Dschihadisten-Hochburg Raka in Syrien macht die Türkei den USA Konkurrenz. Wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mitteilte, stießen von der Türkei unterstützte syrische Kämpfer am Sonntag bis auf zwei Kilometer auf die nördliche Stadt Al-Bab vor, eine westlich von Raka gelegene Bastion des Islamischen Staats (IS). Von dort aus will Ankara Raka einnehmen.
Die 100.000-Einwohner-Stadt Al-Bab liegt jeweils 30 Kilometer von der türkischen Grenze und von Syriens einstiger Wirtschaftsmetropole Aleppo entfernt. Die meisten Einwohner sind Araber, daneben gibt es eine kurdische Minderheit. Al-Bab ist Hauptziel der von der Türkei am 24. August gestarteten Militäroperation „Schutzschild Euphrat“.
In Ankaras Fadenkreuz sind vor allem die kurdisch-syrischen Volksverteidigungseinheiten YPG. Die türkische Führung sieht die von Washington unterstützte YPG als „Terrororganisation“ an. Sie möchte um jeden Preis vermeiden, dass an der Grenze zur Türkei ein halbautonomes kurdisches Gebiet entsteht.
Der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan hatte am 27. Oktober verkündet, dass seine Truppen nach Al-Bab die von kurdischen Milizen gehaltene Stadt Minbedsch einnehmen und dann auf Raka marschieren würden.
Der Leiter der Beobachtungsstelle, Rami Abdel Rahman, sagte, Al-Bab sei so gut wie umzingelt. Die einzige noch bestehende Öffnung sei die Straße im Südosten zu der von Dschihadisten gehaltenen Stadt Deir Hafer.
Die Demokratischen Syrischen Kräfte (SDF), eine von den USA unterstützte kurdisch-arabische Rebellenallianz, befand sich demnach 15 Kilometer östlich von Al-Bab, die Regierungstruppen zehn Kilometer südlich.
In der Großstadt Aleppo eroberten die Regierungstruppen nach Angaben der Beobachtungsstelle unterdessen unter anderem den westlichen Stadtteil Dahijet al-Assad zurück, außerdem das Dorf Minjan außerhalb von Aleppo. Damit seien die Rebellen vollständig zurückgedrängt worden.
Aleppo ist seit dem Sommer 2012 zwischen Rebellen und Regierungstruppen geteilt und schwer umkämpft. Seit Mitte Juli sind die Rebellen im Ostteil der Stadt eingekesselt. Dort leben schätzungsweise 250.000 Menschen, die seitdem von jeder Versorgung abgeschnitten sind.
Im September hatten die Regierungstruppen eine Offensive gestartet, um Aleppo wieder vollständig unter ihre Kontrolle zu bringen. Dabei wurden sie von russischen Luftangriffen unterstützt. Die Rebellen, darunter auch die Dschihadisten der Fateh-al-Scham-Front, hatten Ende Oktober ihrerseits eine Offensive gestartet, um den Belagerungsring der Regierungstruppen zu durchbrechen. Seitdem wurden nach Angaben der Beobachtungsstelle mehr als 450 Menschen getötet, darunter 215 Rebellenkämpfer, 143 Regierungssoldaten und fast hundert Zivilisten. Die meisten Zivilisten, darunter auch 29 Kinder, starben demnach durch Rebellenbeschuss auf den Westteil der Stadt, wo etwa 1,2 Millionen Menschen leben.
Die in Großbritannien ansässige Beobachtungsstelle bezieht ihre Informationen von Aktivisten in Syrien. Ihre Angaben sind von unabhängiger Seite kaum zu überprüfen.
Der russische Flugzeugträger „Admiral Kusnezow“ erreichte am Samstag die syrische Küste. Auch die ihn begleitenden Kriegsschiffe seien im östlichen Mittelmeer eingetroffen, sagte der Kommandeur Sergej Artamonow. Heimathafen der „Admiral Kusnezow“ ist Seweromorsk in der Barentssee. Der Flottenverband hatte in den vergangenen Wochen die Nordsee und das Mittelmeer durchquert.
Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hatte sich besorgt über die Verlegung einer russischen Kriegsschiffflotte ins Mittelmeer geäußert. Moskau hatte im September 2015 auf Ersuchen des syrischen Staatschefs Baschar al-Assad in den Krieg eingegriffen. In dem Konflikt, der im März 2011 begann, wurden Schätzungen zufolge bereits mehr als 300.000 Menschen getötet und Millionen in die Flucht getrieben. (afp/so)
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