Blutiger Bandenkrieg in brasilianischem Gefängnis fordert 25 Tote, davon 7 enthauptet
Bei Kämpfen zwischen rivalisierenden Banden sind in Brasilien Medienberichten zufolge 25 Häftlinge in einem Gefängnis im Norden des Landes getötet worden. Davon seien sieben enthauptet und sechs verbrannt worden.
Das berichtete das Nachrichtenportal „O Globo“ unter Berufung auf einen Polizeisprecher. Zudem seien nach Angaben des Justizministeriums des Bundesstaates Roraima 100 Angehörige von Gefangenen in der Anstalt zwischenzeitlich als Geiseln genommen worden, hieß es weiter.
Diese waren demnach in der Gewalt von Häftlingen, die mit einer Richterin zu sprechen verlangten. Die Geiseln, bei denen es sich den Angaben zufolge vor allem um Frauen handelte, wurden von einer Spezialeinheit befreit. Die Zeitung „Folha de São Paulo“ berichtete, sie seien unverletzt geblieben.
Die Ausschreitungen in der Haftanstalt Monte Cristo in Boa Vista, Hauptstadt von Roraima, hatten den Berichten zufolge während der Besuchszeiten am Nachmittag (Ortszeit) begonnen, als eine Gruppe von Häftlingen von einem Trakt in den anderen einbrach. Sie seien mit Messern und Holzlatten bewaffnet gewesen, berichtete „O Globo“ unter Berufung auf die Ehefrau eines Häftlings, die selbst dabei gewesen sein soll. Die Lage hatte sich am späten Abend schließlich beruhigt.
Brasiliens Gefängnisse „wahre Schulen des Verbrechens“
Die genauen Hintergründe des Streits zwischen den Häftlingen waren zunächst unklar. Nach Informationen des Portals „UOL“ handelte es sich bei den Angreifern um Mitglieder der kriminellen Organisation Primeiro Comando da Capital (Erstes Kommando der Hauptstadt). Im Trakt 12 seien Mitglieder der Gang Comando Vermelho (Rotes Kommando) inhaftiert gewesen. Das Verbrechersyndikat Primeiro Comando da Capital aus São Paulo war bereits vor zwei Jahren hinter einem brutalen Gefangenenaufstand in einer Haftanstalt im Süden Brasiliens vermutet worden.
Brasilien ist eines der Länder mit der höchsten Zahl von Gefängnisinsassen weltweit. Die Haftanstalten sind häufig überfüllt, renovierungsbedürftig, die Zustände schlecht. In der Vergangenheit ist es deshalb schon mehrfach zu Ausschreitungen gekommen. Im September wurden nach einer Gefängnismeuterei in Jardinópolis mehr als 300 geflohene Häftlinge von der Polizei festgenommen.
Brasiliens Justizminister José Eduardo Cardozo hatte sich im vergangenen Jahr äußerst kritisch über die Lage in den Gefängnissen des Landes geäußert. In den Haftanstalten hätten oft kriminelle Organisationen das Sagen, die die Gewalt außerhalb der Gefängnismauern steuerten. „Die brasilianischen Gefängnisse sind wahre Schulen des Verbrechens“, räumte Cardozo vor einem Parlamentsausschuss in Brasília ein. (dpa / rf)
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