„Wir sind zweifache Opfer“: Doppelter Schmerz für die Opfer ein Jahr nach den Brüsseler Anschlägen

"Wir hatten manchmal wirklich das Gefühl, dass wir buchstäblich auf die Knie gehen mussten, um eine Mindestentschädigung zu bekommen, um weitermachen zu können", sagte Philippe Vansteenkiste, der bei dem Bombenattentat am 22. März 2016 auf die Brüsseler Metro seine Schwester verlor.
Epoch Times20. März 2017

„Wir sind zweifache Opfer“. Es ist eine bittere Bilanz, die Philippe Vansteenkiste ein Jahr nach den Brüsseler Anschlägen zieht. Bei dem Bombenattentat am 22. März 2016 auf die Brüsseler Metro verlor er seine Schwester. Seither kämpft der Belgier gegen ein Verwaltungssystem, um seine Rechte als Hinterbliebener durchzusetzen. Er ist einer von vielen Betroffenen, deren Angehörige von drei Selbstmordattentätern aus dem Leben gerissen wurden.

32 Menschen starben, mehr als 300 wurden verletzt, als am Morgen des 22. März erst am Brüsseler Flughafen Zaventem und kurz darauf in der Metrostation Maelbeek mehrere Bomben gezündet wurden. Verheerend sind die Folgen bis heute für hunderte Angehörige, die über den Verlust geliebter Menschen hinwegkommen müssen.

Vereinigung V-Europe – Opfern der Anschläge und ihre Angehörigen sollen nicht in Vergessenheit geraten

Vansteenkiste hat nach den Anschlägen eine Vereinigung gegründet, um den Opfern und ihren Angehörigen zu helfen, sich Gehör zu verschaffen. „Das Schicksal vom 22. März 2016 hat uns fürs Leben vereinigt“, heißt es auf der Webseite von V-Europe, die auf Französisch, Niederländisch, Englisch und Deutsch existiert. Es ist auch ein Forum für Betroffene, die sich gegenseitig Halt geben.

„Wir hatten manchmal wirklich das Gefühl, dass wir buchstäblich auf die Knie gehen mussten, um eine Mindestentschädigung zu bekommen, um weitermachen zu können“, sagt er der Nachrichtenagentur AFP. Neben der Trauer, der Kampf mit den Behörden.

Notarzt schildert seine Eindrücke an der Metrostation Maelbeek nach den Explosionen

Der belgische Notarzt Olivier Vermylen wird bis heute von den Erinnerungen an den Tag geplagt, an dem Belgien zum Ziel der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) wurde. Der 47-Jährige war einer der ersten vor Ort, die Blicke der Opfer haben sich ihm eingebrannt.

In fast völliger Dunkelheit musste der Notarzt sich um die Verletzten in der Metrostation Maelbeek kümmern. Die Stille und „dann die Gerüche von Staub und Explosionen“ kommen ihm ins Gedächtnis, wenn er daran denkt, sagt er. In seinem Beruf hat er schon viel erlebt. Aber nichts konnte ihn auf solche „Kriegsszenen“ vorbereiten.

Die U-Bahn-Haltestelle wurde etwa einen Monat nach den Anschlägen wieder eröffnet. Eine hinter Glas eingerahmte Tafel mit persönlichen Botschaften von Hinterbliebenen und Anteilnehmenden erinnert heute an den Schreckenstag.

Ausstellung eines Fotografen

Kristin Verellen hat ihren Freund Johan bei dem Anschlag in der Metrostation verloren: „Man ist in seinem Kern erschüttert, in seinem Verhältnis zur Welt“, beschreibt die Belgierin die Folgen. Verellen hat eine Ausstellung organisiert, die Johans Bilder zeigen wird. Er wollte Fotograf werden.

Vater kämpft für die Rechte seiner schwer verletzten Tochter

Der Franko-Amerikaner Nicolas de Lavalette kämpft mit V-Europe seit einem Jahr für die Rechte seiner heute 18-jährigen Tochter, die in der Abflughalle von Zaventem schwer verletzt wurde. „Ich würde mir wünschen, dass es in Belgien eine Struktur gibt, die Opfer von A bis Z begleitet“, sagt der Englischlehrer.

Reaktionen der belgischen Regierung

„Wir erkennen an, dass es noch Dinge gibt, die wir verbessern können“, gestand der belgische Innenminister Jan Jambon in einem Interview mit AFP. Die Regierung sei dabei, dies umzusetzen.

Konfrontiert mit der Kritik hatte die belgische Regierung im Februar angekündigt, einen „Status nationaler Solidarität“ für die Opfer von Terroranschlägen einzurichten, der Betroffenen eine lebenslange finanzielle Hilfe zusichern soll. Doch auch diese Initiative hat einen Haken: Sie soll nur für jene Menschen gelten, die zum Zeitpunkt der Anschläge in Belgien lebten. Viele der Opfer vom 22. März kamen jedoch aus dem Ausland. (afp)

 



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