Italien: Schlepperbande verschiffte Migranten per „Luxustaxi“ – auch Terroristen?
Die Staatsanwaltschaft von Palermo hat eine Bande geschnappt, die Komplett-Arrangements zur illegalen Einreise nach Europa verkaufte: Mit Schnellbooten brachten die Schlepper maximal 14 Personen je Fahrt von Tunesien nach Sizilien. Auch Unterkünfte und Weiterreisen wurden von ihnen organisiert. Italienische Medien beschrieben dies als „Luxustaxi“. Pro Person kostete der Trip 3.000 Euro.
Bei einer Razzia wurden nun fünfzehn mutmaßliche Banden-Mitglieder festgenommen, berichtete die „Süddeutsche Zeitung“. Darunter auch der Chef, ein 28 Jahre alter Tunesier und seine Partnerin, eine 55-jährige Italienerin. Die wichtigsten Figuren der Gruppe waren alles Nordafrikaner, so die Staatsanwaltschaft. Es wurden zwei Schnellboote und zehn Autos sichergestellt, auch ein Zentner Zigaretten war dabei.
Italiens Finanzpolizei hatte zunächst Telefongespräche der Mitglieder abgehört und ihre Aktivitäten genau dokumentiert, bevor sie zuschlug. Die Operation hieß „Scorpion Fish“.
Verdächtige Gespräche
Der Oberstaatsanwalt von Palermo, Francesco Lo Voi äußerte nach der Razzia vor Medien, dass auch Dschihadisten den Dienst der Bande genutzt haben könnten, um nach Europa einzureisen. Abgehörte Telefonate hätten darauf hingewiesen. Ein Passagier hoffte, er möge nicht „wegen Terrorismus“ wieder nach Tunesien zurückgebracht werden. In einem anderen Telefonat sagte die Italienerin zum mutmaßlichen Bandenchef: „Ich schwöre auf Mohammed, der mein Leben ist“, als dieser ihre Loyalität bezweifelte. Auch über die „gerechte Causa“ sei gesprochen worden.
Der Oberstaatsanwalt spricht von einer „Bedrohung für die nationale Sicherheit“. Man werde weiter ermitteln.
Kooperation von Mafia und Terroristen?
In Italien wurde durch den Fall wieder Aufmerksamkeit auf die Frage gelenkt, inwiefern die Mafia mit Islamisten kooperiert. Eine weitverbreitete Ansicht in der italienischen Bevölkerung lautet: „Die Mafia arbeitet mit den Islamisten zusammen, weshalb es in Italien bisher keine größeren Anschläge gab.“ Die „Süddeutsche Zeitung“ berichtet diese These und verweist sie gleichzeitig in das Reich der unbelegten Spekulationen.
Mafia verdient dick an Asylindustrie
Im Mai war ein Millionengeschäft der Mafia mit einem italienischen Asylheim aufgeflogen, welches Ermittler „die Spitze des Eisbergs“ nannten. Auch eine katholische Organisation war darin verwickelt. Dass die Mafia an der Migrationskrise dick verdient beschrieb Beppe Grillo, der Begründer der „Fünf-Sterne-Bewegung“, bereits 2015 auf seinem Blog. Die Mafia könne in der Asylindustrie viel mehr Geld als mit Drogen verdienen, so Grillo.
Jeder in Italien ankommende Migrant hat das Recht auf 1.050 Euro Lebensunterhalt im Monat. Davon geht ein Prozentsatz an die Mafia. Abgehörten Gesprächen zufolge ist dies ein Betrag zwischen ein bis zwei Euro täglich. Für die Mafia sind die Migranten eine Einkommensquelle. Sie sind mehr wert als Drogen. Eine Schiffsladung Afrikaner ist mehr wert als eine Schiffsladung Kokain.“ (Beppe Grillo)
Mehr dazu:
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