Xi’an – Kaiserliche Macht im Jenseits
Die Ausstellung präsentiert neueste archäologische Funde aus der über 180 km langen Gräberlandschaft um die Stadt Xi’an, die durch 13 Dynastien hindurch die Hauptstadt Chinas war und somit die Wiege der chinesischen Kultur darstellt. Den zentralen Zeitraum bilden die Dynastien Qin, Han und Tang (221 v. Chr. – 907 n. Chr.), beginnend mit der Reichseinigung unter dem Ersten Kaiser Qin Shihuangdi. Die rund 200 prunkvollen Kunstgegenstände stammen aus Grabanlagen und Tempelschätzen des Kaiserhauses und adeliger Familien. Die meisten dieser faszinierenden Ausstellungsstücke wurde im Rahmen deutsch-chinesischer Forschungsprojekte bearbeitet. Eine groß angelegte CAD-Rekonstruktion (in zwei Stationen) präsentiert zwei Kaisergräber und erlaubt einen virtuellen Blick in die bislang ungeöffneten Grabkammern. Die Ausstellung macht die Besucher mit modernsten medialen Mitteln mit der Region um die alte Hauptstadt Chinas vertraut und zeigt die immensen Dimensionen dieses Weltkulturerbes auf. Ein ausführliches Begleitbuch und ein zweitägiger internationaler Kongress (21. und 22. April 2006) ergänzen die Präsentation.
Die Bundeskunsthalle zeigt diese Schau anlässlich der bereits seit über 15 Jahren vom Bundesministerium für Bildung und Forschung großzügig geförderten Kooperation zwischen Deutschland und China im Bereich des Kulturgüterschutzes. Im Rahmen dieser Zusammenarbeit konnte das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege München gemeinsam mit chinesischen Forschungsstellen u. a. ein Verfahren zur Erhaltung der Farbfassung von lebensgroßen Tonfiguren in der Grabanlage des Ersten Kaisers Qin Shihuangdi (Qin-Dynastie, 221 – 206 v. Chr.) entwickeln. Das Römisch-Germanische Zentralmuseum Mainz hat neben vielen anderen die Metallgegenstände aus dem Schatz des Famen-Tempels, einer der bedeutendsten Entdeckungen der Nachkriegszeit aus der Tang-Dynastie (618 – 907), restauriert, sowie die umfassende Dokumentation der Kaisergräber aus der Tang-Dynastie begonnen und bereits für fünf Gräber abgeschlossen.
Ausstellungsrundgang
1. Topographie der antiken Hauptstädte Xianyang (Qin-Dynastie) und Chang’an (Han- und Tang-Dynastie) auf dem Gebiet der heutigen Stadt Xi’an in der Provinz Shaanxi
Exponat im Eingangsbereich: lebensgroßer Beamter in Kotauhaltung aus dem Mausoleum Huiling des posthum zum Kaiser ernannten Li Xian (Tang-Dynastie, 618 – 907)
2. Palast und Staat: die Zeit der Reichseinigung unter dem Ersten Kaiser Qin Shihuangdi (um 221 v. Chr.)
Exponate: u. a. kaiserliche Edikte in Standardschrift, Standardgewichte, Münzen sowie Architekturelemente aus der Qin-zeitlichen Hauptstadt Xianyang
3. Das verborgene Universum: Das Mausoleum des Ersten Kaisers Qin Shihuangdi (Qin-Dynastie, 221 – 206 v. Chr.)
· Eine von chinesischen und deutschen Wissenschaftlern an der Technischen Universität Darmstadt gemeinsam entwickelte CAD-Darstellung rekonstruiert die Grabanlage sowie deren bislang ungeöffnete Grabkammer auf der Basis archäologischer Befunde und historischer Schriftquellen.
Exponate:
o Die Terrakottaarmee: Erstmalig wird in dieser Ausstellung ein Tonkrieger mit erhaltener Farbfassung präsentiert. Die komplexe Methode zur Konservierung der Farbfassung wurde vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege entwickelt. Darüber hinaus werden eine Reihe von weiteren lebensgroßen Tonkriegern sowie ein Pferd gezeigt. Ein originaler Steinpanzer und diverse Waffen ergänzen die Präsentation.
o Die Ausstellung zeigt mehrerer Figuren aus anderen Teilen der Grabanlage, um die realen Dimensionen und die Vielschichtigkeit des Mausoleums aufzuzeigen (insgesamt sind 180 Gruben nachgewiesen): zwei Beamte, ein Tierpfleger aus den kaiserlichen Stallungen sowie ein Akrobat.
o Vier lebensgroße Bronzevögel und zwei Musikanten stammen aus einer Nebengrube der Grabanlage, die eine parkähnliche Flusslandschaft nachahmt.
4. Das Grab des Fürsten Bin Wang (Han-Dynastie, 206 v. Chr. – 220 n. Chr.)
Exponate: Komplette Rekonstruktion der Grabkammer mit originalen Wandmalereien. Die Wandmalereien dieser Grabanlage wurden von Restauratoren des Römisch-Germanischen Zentralmuseums Mainz sowohl geborgen als auch konserviert und werden nun zum ersten Mal außerhalb Chinas gezeigt.
5. Zwei Kaisergräber der Han-Dynastie (206 v. Chr. – 220 n. Chr.)
· Der fünfte Abschnitt der Ausstellung stellt zwei weitere Kaisergräber vor: das Mausoleum Yangling des Kaisers Jingdi (reg. 156 – 141 v. Chr.) und das Mausoleum Maoling des Kaisers Wudi (reg. 140 – 87 v. Chr.).
Exponate:
o Yangling: große Formation aus 20 Figuren und 20 Tieren (1/3 Lebensgröße), Keramikfigur einer Tänzerin, Rekonstruktion eines kaiserlichen Wagens
o Maoling: vergoldetes Pferdegeschirr
6. Die Metropole Chang’an (das heutige Xi’an) in den Dynastien Han und Tang (206 v. Chr. – 907 n. Chr.)
Exponate aus aktuellen archäologischen Grabungen: u. a. mythische Grabwächterfiguren, Bronzespiegel, vergoldete Haarnadeln, eine Bergkristallkette mit Jadeanhängern, eine vergoldete Gürtelgarnitur, Miniatursteigbügel und Keramik
7. Das Grab der Prinzessin Li Chui (Tang-Dynastie, 618 – 907)
Exponate: u. a. der prunkvolle vergoldete Kopfschmuck der Prinzessin mit Perlen und Türkisen, Bronzespiegel mit Perlmutt- und Türkiseinlagen, ein silbernes Dreifußgefäß, Tierfiguren aus Ton und eine steinerne Grabinschrift. Das komplette Grabinventar wird derzeit vor Ort von Restauratoren des Römisch-Germanischen Zentralmuseums Mainz konserviert und nun in Teilen zum ersten Mal außerhalb Chinas gezeigt.
8. Das Mausoleum Zhaoling des Kaisers Taizong (Tang-Dynastie, 618 – 907)
· Eine von chinesischen und deutschen Wissenschaftlern an der Technischen Universität Darmstadt gemeinsam entwickelte CAD-Darstellung rekonstruiert die Grabanlage sowie deren bislang ungeöffnete Grabkammer auf der Basis archäologischer Befunde und historischer Schriftquellen.
Exponate: Reproduktion eines lebensgroßen Pferdereliefs (eines der sechs Lieblingspferde des Kaisers Taizong, reg. 627 – 649), zwei originale Steinfiguren (ausländische Gesandte) sowie Funde aus Nebengräbern des Mausoleums: u. a. eine Kamelkarawane aus über 20 Figuren, die die Zeit der Seidenstraße wachruft.
9. Der Schatz des Famen-Tempels (Tang-Dynastie, 618 – 907)
· Der Gold- und Silberschatz des Famen-Tempels, gestiftet durch die Tang-Kaiserin Wu Zetian (reg. 690 – 705), wurde erst im Jahre 1987 in einer unterirdischen Reliquienkammer entdeckt, nachdem 1981 die darüber liegende Tempelpagode eingestürzt war.
Exponate: gezeigt werden 20 kunstvolle Objekte aus dem reichen Schatzfund, u. a. eine vergoldete Reliquienpagode, ein Reliquienbehälter, zwei Mönchsstäbe, eine silberne Weihrauchkugel, eine silberne Teemühle, eine Porzellanvase mit mise-Glasur, ein blauer Glasteller und drei Seidenfragmente. Ein Großteil dieser Objekte wurde vom Römisch-Germanischen Zentralmuseum Mainz restauriert.
10. Frühe Kontakte zu Europa in der Zeit der Seidenstraße (um 900 n. Chr.)
Exponate: Eine kleine Auswahl exquisiter Kunstgegenstände (u. a. Papier und Textilien) aus europäischen Sammlungen belegt frühe Begegnungen zwischen Ost und West auf den verschiedenen Routen der Seidenstraße.
Kunst- und Austellungshalle der Bundesrepublik Deutschland
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