Gegenseitige Attacken beim TV-Duell Fillons gegen Juppé: Jetzt geht es darum „wer Marine Le Pen schlagen kann“
Im Endspurt um die Präsidentschaftskandidatur der französischen Konservativen haben sich die beiden verbleibenden Bewerber gegenseitig scharf angegriffen.
Ex-Premierminister François Fillon sagte am Montagabend im Fernsehsender TF1, Alain Juppé mache eine „Karikatur“ aus seinem (Fillons) Programm, um verlorenes Terrain gutzumachen. Alain Juppé, ebenfalls ehemaliger Regierungschef, nannte einige von Fillons Ansichten „rückständig“. Beide waren am Sonntag als Bestplatzierte aus der ersten Runde der Vorwahl hervorgegangen und gehen am kommenden Sonntag in die Stichwahl.
Fillon sagte, er stehe für Werte und werde sich nicht dafür entschuldigen, sie zu verteidigen. Er verteidige die Familie, die Staatsgewalt und die Liebe zu seinem Land. Juppé ziehe nach eigenen Angaben Papst Franziskus den Teilnehmern der Demo für Alle (La manif pour tous) vor – jene von einem breiten rechten Bündnis veranstaltete Kundgebung. Er – Fillon – und der Papst seien sich aber bei den meisten Themen einig, die Juppé gegen ihn ins Feld führe.
Juppé, der Bürgermeister von Bordeaux, hatte kurz zuvor vor Anhängern in Paris Fillons „äußerst traditionalistische, um nicht zu sagen ein klein wenig rückständige Sicht zur Rolle der Frauen, zur Familie, zur Ehe“ angegriffen. Er erklärte bei dieser Gelegenheit, dass er in diesen Fragen „offener“ sei als sein Konkurrent. „Meinen katholischen Mitgläubigen sage ich, dass ich dem Wort von Papst Franziskus näher stehe als der Demo für alle!“
Zugleich prangerte Juppé die „große Brutalität“ von Fillons Wirtschaftsprogrammen an. Im Fernsehsender TF2 bekräftigte er, nach seiner Niederlage vom Sonntag „keine Sekunde lang“ daran gedacht zu haben, das Handtuch zu werfen. Jetzt komme es darauf an, wer in der zweiten Runde der Präsidentschaftswahl im Mai 2017 in der Lage sein werde, die Kandidatin Marine Le Pen von der Partei Front National zu schlagen. Nur er könne das Lager der Rechten und der Mitte gegen Le Pen vereinen.
In der ersten Runde der Vorwahlen war Fillon, der von 2007 bis 2012 unter dem Staatschef Nicolas Sarkozy Premierminister war, auf mehr als 44 Prozent der Stimmen gekommen. Der lange Zeit als haushoher Favorit gehandelte Ex-Premier Juppé erzielte knapp 29 Prozent. Nur knapp 21 Prozent der Stimmen entfielen auf Sarkozy. Die übrigen vier konservativen Präsidentschaftsanwärter erhielten jeweils weniger als drei Prozent.
Frankreichs Konservative bestimmen zum ersten Mal ihren Präsidentschaftskandidaten in einer Vorwahl. Die Abstimmung richtet sich zwar an Anhänger des konservativ-bürgerlichen Lagers, steht aber grundsätzlich allen wahlberechtigten Franzosen offen. Mehr als vier Millionen Menschen gaben in der ersten Runde eine Stimme ab, eine sehr hohe Beteiligung für eine Vorwahl. (afp)
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