Ehemaliger Olympia-Medallist äußerte sich öffentlich über Organraub in China

Von 22. Februar 2022

Ein zweifacher Olympia-Bronzemedaillengewinner hat sich gegenüber NTD zu seinen Erfahrungen bei den Winterspielen in Peking geäußert. Er erzählt, wie er Pekings Überwachungssystem durchlaufen hat, und wie er den Mut aufbrachte, auf einer Pressekonferenz über die illegalen Organentnahmen der KP Chinas zu sprechen, während die chinesische Polizei ganz in der Nähe stand.

Martins Rubenis ist der erste olympische Teilnehmer aus Lettland, der für sein Land eine Medaille holte. Heute trainiert er das lettische Rennrodelteam.

Rubenis ist seit Jahren Menschenrechtsaktivist, der sich für die Rechte von unschuldig Verfolgten in China einsetzt. Anfänglich war er hin- und hergerissen, ob er überhaupt an den Winterspielen teilnehmen sollte. 

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„Als ich hörte, dass die Olympischen Winterspiele in China stattfinden werden, war ich sehr traurig.“ – Martins Rubenis, Ehemaliger Olympiamedaillengewinner, Trainer des lettischen Rennrodelteams der Männer

„Ich wusste, dass irgendwann der Moment kommen würde, an dem ich mich entscheiden muss, ob ich gehe oder nicht, und wie ich damit umgehe.“ – Martins Rubenis, ehemaliger Olympiamedaillengewinner, Trainer des lettischen Rennrodelteams der Männer.

Als die Zeit gekommen war, hat er sich entschieden:

„Ich hatte das Gefühl, dass ich einfach Schritt für Schritt schauen sollte, wie sich die Dinge entwickeln. Das war meine Chance, die Wahrheit zu sagen und mein Herzensanliegen mit mehr Menschen zu teilen.“

Die nächste Herausforderung war die Beschaffung eines Visums. Er war nicht sicher, ob er eines bekommen würde. Rubenis nimmt seit Jahren an verschiedenen Veranstaltungen gegen die Menschenrechtsverletzungen in China teil. 2006 trat er vor der chinesischen Botschaft in Lettland aus Protest gegen Pekings Organentnahmen in einen Hungerstreik.

Trotz seiner früheren Aktionen verlief der Visumsantrag reibungslos.

Rubenis glaubt, dass die chinesischen Behörden ihn einreisen ließen, um nicht aufzufallen. Er ist Trainer der Nationalmannschaft und gehört auch dem lettischen Olympischen Komitee an. Die Verweigerung eines Visums hätte für Peking ein negatives Image bedeutet. 

Auf die Frage, ob er Angst habe, nach China zu reisen, sagte er:

„Wenn ich das absolut verleugnen würde, wäre das wahrscheinlich falsch.“ – Martins Rubenis.

Rubenis kennt das Ausmaß der willkürlichen Verfolgung und Folterungen von religiösen Gruppen und Dissidenten.

„Als ich das Visum bekam, war mir klar, dass ich meine eigenen Erfahrungen machen musste, um zu sehen, was in China wirklich vor sich geht.“ – Martins Rubenis.

Rubenis war auf die Überwachung durch Peking gut vorbereitet. 

„Ich habe keine persönlichen elektronischen Geräte mit nach China genommen und nicht einmal meine Kreditkarten oder ähnliches benutzt, um keine Spuren in China zu hinterlassen.“ 

Stattdessen nahm er ein altes Handy mit und löschte vorher die Kontakte.

Eines fiel ihm jedoch auf, als er das olympische Dorf betrat, wo die Athleten und Trainer untergebracht waren. 

„Ich hatte eine Gesichtsmaske und eine Mütze auf, und als ich das Tor betrat… Auf einem Bildschirm erschienen mein Name, mein Gesicht und alle Daten über mich.“ – Martins Rubenis.

Die Überwachungskamera konnte ihn nur anhand seiner Augen identifizieren.

„Das war schon ein komisches Gefühl. Sie können dich nicht einmal sehen, wissen aber, wer du bist.“ – Rubenis.

Innerhalb des Dorfes, so Rubenis, sind überall Kameras aufgestellt, und sogar an der Verpflegungsstation standen Polizisten. 

„Man steht den ganzen Tag unter Beobachtung. Ich weiß nicht, ob es noch versteckte Kameras in unseren Zimmern gab oder was auch immer. Aber ich hatte das Gefühl, dass ich dort nie allein war.“ 

Abgesehen von der Überwachung warnten Menschenrechtsgruppen die Sportler davor, in China über Menschenrechtsfragen zu sprechen.

„Wir kennen die Menschenrechtslage und das Recht auf freie Meinungsäußerung in China. Wir glauben nicht, dass den Athleten wirklich viel Schutz gewährt wird.“ – Rob Koehler, Generaldirektor, Global Athlete.

Den Athleten wurde geraten, sich erst zu äußern, wenn sie wieder zu Hause sind. Aber Rubenis war anderer Meinung. Auf einer Pressekonferenz in Peking sagte er:

„Die unmenschlichste Sache, die die KP Chinas immer noch tut, sind die Zwangsorganentnahmen bei gutherzigen Menschen, bei Chinesen, die nur aus Gewissensgründen gefangen sind.“

Die chinesische Polizei stand etwa drei Meter entfernt.

„In diesem Moment hatte ich überhaupt keine Angst. Ich fühlte, dass es meine Pflicht ist. Es ist wirklich wichtig, dass Menschen aus freien Ländern verstehen, was in China wirklich vor sich geht und ihre Stimme erheben.“ – Martins Rubenis.

Er sagte, innerhalb oder außerhalb Chinas ändere sich an dieser Tatsache nichts.

„Und ich glaube, wenn man in der Sache stark bleibt, merken sogar viele kommunistische Parteimitglieder, dass das, was mit Falun Gong geschieht, und die Entnahme menschlicher Organe falsch ist. Und wenn sie das in China hören können, dann ist es einfach gut für sie.“ – Martins Rubenis.

Seit Jahren stellt die chinesische Organtransplantationsindustrie Organe in einer Geschwindigkeit bereit, die im Westen unvorstellbar ist. Manche Krankenhäuser besorgten vier passende Herzen in zehn Tagen oder zwei Lebern in nur vierundzwanzig Stunden. 

Im Jahr 2018 fällte ein internationales Tribunal in London sein endgültiges Urteil zu den Vorwürfen der Zwangsorganentnahmen. Die Mitglieder des Tribunals sind renommierte medizinische und juristische Experten.

„Es steht außer Zweifel, dass die Zwangsentnahmen von Organen in erheblichem Umfang und durch staatlich organisierte oder zugelassene Organisationen und Einzelpersonen erfolgte.“ – Sir Geoffrey Nice, Vorsitzender, China-Tribunal.

Laut Tribunal stammen die meisten Organe von Falun-Gong-Praktizierenden und Uiguren. Auch US-Gesetzgeber verurteilen Pekings Zwangsorganentnahme. 

„Das ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit.“ – Dana Rohrabacher, ehemalige US-Abgeordnete.

Was geschah, nachdem Rubenis  sich über die erzwungene Organentnahme in Peking geäußert hat?

„Die chinesische Botschaft hat versucht, mich über das lettische Olympische Komitee zum Schweigen zu bringen.“ – Martins Rubenis.

Die chinesische Botschaft in Lettland lud den Präsidenten des Komitees zu einem Treffen ein und forderte ihn auf, Rubenis eine Botschaft zu übermitteln – er solle sich benehmen.

„Aber ich war wirklich froh, vom Präsidenten zu hören, dass er der Meinung ist, dass jeder aus unserem Team seine Meinung sagen darf.“ 

Der Präsident versicherte Rubenis, dass sie (die Sportler) das Recht hätten, sich zu Themen zu äußern, die für sie wichtig sind.



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