Für Asyl-Stadt auf Tempelhofer Feld: Berlin will Volksentscheid annullieren
Im Jahr 2014 wurde per Volksentscheid beschlossen, dass das Tempelhofer Feld in seiner bisherigen Form erhalten bleibt und nicht wie die Stadt Berlin wollte, großzügig bebaut wird. Dies soll nun offensichtlich ausgehebelt werden und stückchenweise kamen die Pläne der Stadt ans Tageslicht.
Der Berliner Senat will das Tempelhofer Feld stärker als bisher bekannt nutzen, um dort Migranten unterzubringen. 7.000, 8.000 oder mehr Menschen sollen im nächsten Jahr hier in provisorischen Unterkünften wohnen – ein Lager von der Dimension einer Kleinstadt soll auf dem Feld entstehen, berichtete die Berliner Morgenpost.
Rund 2.000 Asylbewerber wohnen bereits aktuell in den ehemaligen Hangars des Flughafens. Bald sollen es 5.000 sein: Drei weitere Hangars werden als Unterkünfte vorbereitet. Außerdem plant der Senat, am Rand des Feldes weitere mobile Unterkünfte in Form von Traglufthallen.
Warum nicht auf bestehendem Beton bauen?
Die Initiatoren des Volksentscheides von 2014 wittern Betrug: Sie vermuten, dass die Migrationskrise nur ein vorgeschobenes Argument ist, um die alten Bebauungspläne wieder aus der Schublade zu holen, was auch die Piraten-Partei befürchtet, denn die konkreten Baupläne ähneln ganz stark jenen, die der Senat schon vor dem Volksentscheid in die Welt gesetzt hatte.
23 Hektar groß ist das Vorfeld des Flughafen Tempelhofs – eine versiegelte und betonierte Fläche, die sich hervorragend für provisorische Unterkünfte eignet. Die Initiatoren des Volksentscheids lieferten bereits einen Plan, wie man das Vorfeld nutzen könnte, um damit eine Bebauung des Tempelhofer Feldes zu vermeiden. Das Vorfeld ist nicht durch das Tempelhof-Gesetz geschützt und kann deshalb beliebig verändert werden.
Bis zu sechs Hallen mit Platz für bis zu 750 Menschen könnten hier aufgebaut werden. „Jeder Abgeordnete muss sich die Frage stellen, ob er ein Volksgesetz kippen will – oder den Weg der Vernunft geht", so die Mitverfasserin des Tempelhof-Gesetzes Christiane Bongartz laut Tagesspiegel.
Das betonierte Vorfeld hat viele Vorteile: Darunter läuft ein „Hauptkanal" zur Ableitung von Regenwasser, wo Leitungen zur Versorgung der Hallen mit Wasser, Strom und Wärme durchgeleitet werden könnten. Auch gebe es sichere Zugänge und Zufahrten. Diese zu nutzen, sei preiswerter als die Neuerschließung der vom Senat befürworteten Flächen. Hier, vermuten die Aktivisten, dürften noch alte Weltkriegs-Bomben schlummern. Auch wäre eine Lärmschutzwand wegen des tosenden Verkehrs nötig.
„Technisch enorm aufwendig“
Der Sprecher der Senatsverwaltung für Bauen Martin Pallgen erklärte jedoch dem Tagesspiegel, dass eine Wasserversorgung auf dem Vorfeld nur mit enormmn technischen Aufwand möglich sei. Die betonierte Fläche des Vorfeldes stehe unter Denkmalschutz. Alle Leitungen müssten über der Oberfläche frostsicher über große Strecken entlanggeführt werden. Abwässer müssten in Sanitärtanks vorbehandelt und aufgefangen werden. Die Entsorgung müsste unter Frostschutzbedingungen und mittels regelmäßigem Abpumpen erfolgen. (rf)
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