Walter Kohl fordert Staatsakt für verstorbenen Altkanzler am Brandenburger Tor
Der Sohn des verstorbenen CDU-Altkanzlers Helmut Kohl, Walter Kohl, hat die bisherige Planung für das Begräbnis seines Vaters kritisiert. Seit einer Woche gebe es Diskussionen über die Trauerfeier, die er bisher schweigend verfolgt habe, sagte Kohl in einem am Freitag auf „Zeit Online“ veröffentlichten Interview. „Ich finde die bisherige Entwicklung unwürdig für meinen Vater, für Deutschland und für Europa.“
Walter Kohl plädierte dafür, dass die deutsche Trauerfeier für seinen Vater nicht in Speyer, sondern in Berlin stattfindet. „Ich möchte als Familienmitglied einen Diskussionsvorschlag unterbreiten, der sowohl die europäische als auch die deutsche Dimension verbindet.“
Nach dem europäischen Trauerakt am 1. Juli morgens in Straßburg solle am Brandenburger Tor in Berlin „die deutsche Verabschiedung mit drei verbundenen Elementen stattfinden“. Diese drei Elemente sollten nach der Auffassung von Walter Kohl bestehen aus „einem Staatsakt, bei dem sich Deutschland verabschiedet, einem ökumenischen Requiem, das die Konfessionen vereint und schließlich militärischen Ehren, dem Großen Zapfenstreich“.
Das Brandenburger Tor steht für die Deutsche Einheit
Das Brandenburger Tor stehe wie kaum ein anderes Bauwerk für die deutsche Einheit, sagte der Sohn des Altkanzlers. Er habe seinen Vater im Dezember 1989 bei der Öffnung des Brandenburger Tores begleitet und wisse, „wie wichtig und bewegend dieser Moment für ihn war“. Er sei überzeugt, dass sein Vorschlag „bei voller Gesundheit seine Zustimmung gefunden hätte“.
Bislang ist in Absprache mit Kohls Witwe Maike Kohl-Richter eine deutsche Abschiedszeremonie nur in Speyer geplant, wo Helmut Kohl am 1. Juli nach einem europäischen Staatsakt im Europaparlament in Straßburg beigesetzt werden soll. Es ist der erste europäische Staatsakt in der Geschichte. Danach wird der Sarg nach Speyer überführt.
Walter Kohl wird nach eigenem Bekunden nicht an der privaten Beisetzung auf dem Friedhof am Dom zu Speyer teilnehmen. Mit der Entscheidung für ein Begräbnis in Speyer solle das politische Lebenswerk seines Vaters von seiner ersten Frau Hannelore getrennt werden, kritisierte Walter Kohl. Hannelore Kohl, die sich 2001 das Leben genommen hatte, ist seine Mutter. Sie ist in Ludwigshafen begraben.
„Er selbst hat immer betont, dass sein Lebenswerk ohne seine Frau Hannelore nicht möglich gewesen wäre. Deshalb finde ich es richtig, wenn er neben ihr seine letzte Ruhe findet“, fügte Walter Kohl hinzu. „Für mich ist klar: Hannelore Kohl darf nicht einfach weggekürzt werden.“
Er werde an der privaten Beisetzung in Speyer nicht teilnehmen, „auch um jeden Eindruck zu vermeiden, ich würde dies gutheißen“, unterstrich der Sohn des Altkanzlers. Dennoch liege ihm „eine angemessene Würdigung“ des politischen Lebenswerkes seines Vaters am Herzen.
Helmut Kohl war am Freitag vergangener Woche im Alter von 87 Jahren in seinem Haus in Ludwigshafen-Oggersheim gestorben. Der CDU-Politiker war von 1982 bis 1998 Bundeskanzler. (afp)
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