Von 10 auf 100: Mehr „Willkommenskitas“ für Flüchtlingskinder in Sachsen geplant
In Sachsen gibt es zurzeit zehn „Willkommenskitas“. In diesen Einrichtungen wurden 130 pädagogische Fachkräfte drei Jahre lang beraten und geschult, um rund 200 „Kinder mit Fluchthintergrund“ angemessen zu betreuen.
Die Pädagogen arbeiteten vor allem daran, wie sie Vorurteile abbauen und mit den Eltern der Kinder kommunizieren können. Außerdem wurden die pädagogischen Fachkräfte beim Thema Asylrecht beraten, heißt es auf der Seite der „Deutschen Kinder- und Jugendstiftung“ (DKJS), dem Initiator des Programms „WillkommensKITAs“.
Lob für die „Willkommenskitas“
Die sächsische Integrationsministerin Petra Köpping lobte das Projekt. Es leiste „einen wunderbaren Beitrag für eine gelingende Integration von Kindern und ihren Familien in Sachsen“, so Köpping. Die Pädagogen hätten nicht nur Kinder gut betreut, sondern „sie haben durch den Aufbau neuer Netzwerke auch die kommunale Integration der Familien in beispielhafter Weise unterstützt“, so die Ministerin auf der Abschlussveranstaltung des Projekts am Samstag.
„Geflüchtete Kinder brauchen einen Ort, an dem sie sich willkommen und sicher fühlen, wo sie Freunde finden, spielen und einfach Kind sein dürfen. WillkommensKITAs sind solche Orte. Deshalb sind die Erfahrungen des Modellprogramms für alle sächsischen Kitas und darüber hinaus wegweisend“, meinte auch die DKJS-Geschäftsführerin Heike Kahl.
Zahl der „Willkommenskitas“ soll auf 100 steigen
Das Programm „WillkommensKITAs in Sachsen“ läuft bis Jahresende aus. Es war das Modellprojekt für weitere „Willkommenskitas“ in Sachsen-Anhalt und in der Region Trier, wo 20 bzw. 5 „Willkommenskitas“ eingerichtet wurden.
Wegen des Erfolgs soll in Sachsen die Zahl der „Willkommenskitas“ ab 2018 bis 2022 verzehnfacht werden. Unterstützt wird das Projekt von der Förderinstitution „Auridis“, die von Aldi Süd finanziert wird.
In Deutschland fehlen fast 300.000 Kita-Plätze
Mitte Mai schrieb die „Bild“-Zeitung, dass in Deutschland 293.486 Kita-Plätze fehlen. In Westdeutschland fehlen 262.436 Betreuungsplätze für Kinder unter drei Jahren. In Ostdeutschland sind es demnach 31.050 Plätze, hieß es in dem Blatt unter Berufung auf Zahlen des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln.
Besonders groß ist dem Bericht zufolge der Mangel an Betreuungsplätzen in Nordrhein-Westphalen, dort liegt die Betreuungslücke bei 16,2 Prozent (77.459 Plätze). In Bremen sind es sogar 20,2 Prozent (3763 Plätze). In Rheinland-Pfalz und Bayern ist die Quote ähnlich hoch, hier fehlen laut „Bild“ 16.704 beziehungsweise 52.131 Plätze.
Nach Berechnungen von Wido Geis vom Institut der deutschen Wirtschaft Köln wird der Bedarf an Kita-Plätzen weiter steigen. „Deutschland braucht mehr als eine Millionen Plätze – im letzten Jahr lagen wir gerade mal bei 720.000 Plätzen“, sagte Geis der „Bild“-Zeitung.
Ende April hatte der Bundestag ein zusätzliches Investitionsprogramm für 100.000 neue Kita-Plätze gebilligt. Damit sollen die Ausbauhilfen des Bundes für die Jahre bis 2020 um mehr als 1,1 Milliarden Euro aufgestockt werden. Allein für das laufende Jahr stehen damit laut Bundesfamilienministerium insgesamt fast 2,5 Milliarden Euro zur Verfügung.
Kita-Kosten für private Haushalte deutlich gestiegen
Neben den fehlenden Kita-Plätzen, gibt es noch das Problem der steigenden Kosten für die Kita-Betreuung.
Mussten Eltern für ein Kind unter drei Jahren im Jahr 2005 noch durchschnittlich 98 Euro pro Monat zahlen, waren es 2015 bereits monatlich 171 Euro, berichteten die Zeitungen der Funke-Mediengruppe im vergangenen Monat unter Berufung auf eine Untersuchung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). Die Betreuungskosten für über Dreijährige stiegen demnach im Bundesdurchschnitt von 1996 bis 2015 von 71 auf 97 Euro.
(afp/as)
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