„Volksverräter“-Rufe: Gauck in Sebnitz massiv ausgebuht – Zwei Verletzte nach Tumult
Bundespräsident Joachim Gauck ist gestern während eines Besuchs in Sebnitz (Landkreis Sächsische Schweiz) beschimpft worden. Auf dem Weg ins Rathaus, wo er sich in das Goldene Buch der Stadt eintragen wollte, empfingen ihn mehrere Menschen mit Buh-Rufen. Zudem riefen sie „Gauck verschwinde“ und „Volksverräter“. Das bestätigte eine Sprecherin des Bundespräsidenten. Nach unterschiedlichen Angaben bestand die Gruppe der Schimpfenden aus 30 bis 50 Personen.
Gauck begrüßte in Sebnitz Teilnehmer des 116. Deutschen Wandertages und wurde während seines Besuches offenbar mehrfach beschimpft: Auch als er auf dem Weg vom Rathaus „über den mit Wanderfreunden dicht gefüllten Marktplatz zu seinem Auto“ war. Mit dabei waren in dieser Situation auch Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) und der Sebnitzer Oberbürgermister Mike Ruckh (CDU), sowie Gaucks Lebensgefährtin. Rufe wie „Gauck Stasi“ oder "IM-Spitzel" wurden laut, berichteten SZ und MDR. Über die Protestierenden schrieb die Sächsische Zeitung: „Nach Informationen von SZ-Reportern waren unter den meist älteren so genannten besorgten Bürgern auch junge Menschen mit eindeutigen Neonazi-T-Shirts.“
7-minütiges Video der Proteste:
https://youtube.com/watch?v=FjDU4LNSEss
Auf SZ-Fotos der Protestierenden sieht man unter anderem Banner mit den Aufschriften "Willkommen in Dunkeldeutschland" und "Wir sind das Pack". Ein Demonstrant trug ein T-Shirt mit dem Slogan "Not my president".
Zwei Verletzte
„Kurz bevor Gauck am Ende des Marktes sein Auto erreichte, musste die Polizei die Menge auseinandertreiben. Dabei sollen mindestens zwei Menschen verletzt worden sein. Nach unbestätigten Berichten von Zeugen wurde eine Person von der Polizei weggetragen, eine andere wurde beim Einsatz von Reizgas verletzt“, so das Medium weiter. Nachdem der Wandertag weiterging habe sich die Gruppe der Schimpfenden zerstreut, so die SZ.
„Bei den Protesten wurden auch Gegenstände geworfen“, schrieb Mopo24 heute: „Mindestens eine Person soll von der Polizei in Gewahrsam genommen worden sein.“
Laut Polizei traf Gauck bei dem Auftritt insgesamt 250 Bürger.
In dem deutsch-tschechischen Grenzort Sebnitz gab es bereits mehrere Pegida-initierte Demonstrationen. Der Sebnitzer OB Mike Ruckh (CDU) hatte deshalb im Vorfeld gewarnt, „dass ein Zwischenfall die mehrjährige Vorbereitungsarbeit und die erhoffte positive Nachwirkung des Deutschen Wandertags für die gesamte Region zunichte machen könnte“, so die SZ.
Schmähung mit Ansage
Der Focus berichtete:
„Bereits im Vorfeld hatten fremdenfeindliche Bündnisse Stimmung gegen den Gauck-Besuch gemacht und zu Protestaktionen aufgerufen. Ein rechter Blog verbreitete eine Fotomontage des Bundespräsidenten mit der Ankündigung ‚Der Gaukler kommt!‘ und rief dazu auf, den Besuch zum ‚Spießroutenlauf‘ für ihn werden zu lassen.“
Ex-Pegidafrau Tatjana Festerling habe den Aufruf auf Facebook geteilt, so der Focus.
(rf)
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