UPDATE zum Fall Lisa: Täter filmte Missbrauch auf Video
Am Freitag gab es neue Ermittlungsergebnisse im Fall Lisa F. Die 13-jährige Berliner Deutsch-Russin habe am Tag ihres Verschwindens bei einem 19-jährigen Freund übernachtet. (Er sei Deutscher und habe keinen Migrationshintergrund, betonte Spiegel Online.)
Doch die Geschichte, dass sie von bis zu drei Männern missbraucht worden sei, hat einen wahren Kern: Sie geschah bereits im Oktober 2015. Zwei Männer werden verdächtigt, in den Monaten vor dem Verschwinden des Mädchens bereits sexuelle Kontakte zu ihr gehabt zu haben. Medien und Staatsanwaltschaft hatten tagelang von „einvernehmlichen“ Kontakten gesprochen, obwohl wegen schweren Kindesmissbrauchs ermittelt wurde.
Die beiden Männer sind bekannt und gefunden worden, teilte der ermittelnde Staatsanwalt Martin Steltner gegenüber EPOCH TIMES am 29. Januar mit. Da aber aktuell keine Haftgründe vorliegen, sind sie noch frei. Vernehmungen der beiden Personen hätten teilweise schon stattgefunden. (Seine vollständige Aussage HIER.)
Das sagt Lisas Anwalt:
„Wir haben hier eine gute professionelle Ermittlungstätigkeit der Polizei“, sagt dazu Lisas Anwalt Alexeij Danckwardt. Gleichzeitig habe es jedoch „eine schlimme Öffentlichkeitsarbeit“ und „einen unsensiblen Umgang mit den Eltern des Opfers“ gegeben.
In einem ungeschnittenen Video-Interview mit Russland.TV sagte Danckwardt, dass die neuen, handfesten Ermittlungsergebnisse „erstaunlicherweise nicht so betont“ würden, wie die Tatsache, dass man Lisas Aufenthaltsort am 11. Januar bestimmen konnte. Für den Anwalt ist der Fall noch keineswegs gelöst. Er packte aus, was bisher gesichert ist (Stand 29.Januar):
Video überführt den Täter
„Es ist nämlich, Stand heute, ERWIESEN dass Lisa im Oktober 2015 Opfer eines sexuellen Missbrauchs durch mindestens zwei, wahrscheinlicher drei erwachsene Männer geworden ist.
Einer dieser Täter war so dumm und hat die Tat auf Video gefilmt. Diese Videoaufnahme ist beschlagnahmt und somit ist der Täter der Tat überführt. Die Tat steht auch fest“, so Danckwardt.
Die Frage, was im Januar passiert sei, sei noch nicht geklärt. Er führte aus: „Solche Kinder, die Opfer von sexuellem Missbrauch werden, sind traumatisiert und haben häufig Angst, über ihre Erlebnisse auch nahestehenden Personen zu erzählen – also ihren Eltern. Grund sind verschiedene psychologische Mechanismen, zum Beispiel auch die Scham oder eben Schuldgefühle. Das sind ja alles Sachen, die die Pädophilen auch ausnutzen, bewusst ausnutzen. Und ähnlich ist es eben auch mit Lisa passiert.“
Lisa war seit Oktober verändert
Er habe die Mutter nochmals befragt und sie habe ihm bestätigt, dass sich im fraglichen Zeitraum Lisas Charakter und ihr Verhalten massiv geändert hatten. „Sie hatte also mit schlimmsten inneren Spannungen zu kämpfen“, so der Anwalt.
Für ihn gibt es jetzt zwei Möglichkeiten: „Entweder hat sie wirklich in diesem 19-jährigen jungen Mann einen guten Freund gefunden, dem sie vertraut und dem sie auch vertrauen kann und hat sich an ihn gewandt und wollte dort Hilfe suchen. Das ist durchaus eine denkbare These.“ Etwas merkwürdig sei jedoch, dass die Mutter des 19-jährigen am 11. Januar nicht versuchte, Lisas besorgte Eltern zu unterrichten, dass ihre Tochter bei ihnen in guten Händen sei.
„Also die erste These ist, es war wirklich nichts passiert, außer dass ein guter Freund die Lisa bei sich hat übernachten lassen“, so der Anwalt. Für ihn sei jedoch die zweite These bis heute nicht ausgeräumt, „dass auch in diesen drei Stunden Lisa durch diesen 19-jährigen dann nochmal missbraucht wurde“, was er durchaus für möglich hält. Danckwardt wies darauf hin, dass die Polizei sich in diesem Punkt allein auf die Aussage des jungen Mannes und seiner Mutter stütze, was unseriös sei.
Lisas Aussagen müssten nun einem gerichtspsychologischen Glaubhaftigkeitsgutachten unterzogen werden – erst dann seien die Ermittlungen beendet. Er werde darauf bestehen, so Danckwardt.
Warum das Mädchen seine tatsächlichen Erlebnisse vom Oktober nun im Januar im Bezug auf ihr 30-stündiges Verschwinden erzählt habe, dafür gebe es verschiedene Erklärungsansätze: „Entweder sie wollte den jungen Mann schützen“, oder sie schämte sich ihres Verschwindens und fürchtete Repressionen seitens der Eltern, so der Anwalt. Es handele sich um eine „sogenannte Übertragungsgeschichte, wo das Kind seine Erlebnisse aus der Vergangenheit auf jetzt übertragen hat.“
„Ich sage es nochmal: Wir haben hier eine gute professionelle Ermittlungstätigkeit der Polizei. Dafür ist die Polizei zu loben. Wir haben gleichzeitig eine schlimme Öffentlichkeitsarbeit und wir haben einen unsensiblen Umgang mit den Eltern des Opfers“, so Danckwardt.
Und die Vorgeschichte?
Zur Vorgeschichte des Falles schrieb Spiegel Online: „Lange vor dem Verschwinden des Mädchens hatte es offenbar sexuellen Kontakt zu einem Türken und zu einem Deutschtürken gegeben. Darauf waren die Behörden im Rahmen der Ermittlungen aufmerksam geworden.“
Lisas Mutter sagte gegenüber dem Medium, ihre Tochter befinde sich seit Montag in „stationärer psychiatrischer Behandlung" und es gehe ihr „sehr schlecht“. Das Mädchen hatte seit seiner zweiten Aussage geschwiegen.
„Sie sagt ja nun gar nichts Verwertbares“, konstatierte Staatsanwalt Steltner laut Berliner Morgenpost. (rf)
Siehe auch:
Interview mit Anwalt der 13-jährigen Lisa: Definitiv "sexueller Missbrauch" – Staatsanwalt ermittelt
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion