„Ich habe selber Angst“ – Flüchtlinge in Sorge
„Das ist nicht gut.“ Rami Alskheili wiederholt diesen Satz immer wieder. Er meint den Bombenanschlag in Ansbach, den Amoklauf von München und die Würzburger Axt-Attacke.
Der 21-Jährige informiert sich mit seinem Smartphone ständig über den aktuellen Stand. Bekannte aus seiner Heimat Syrien hätten ihn schon gefragt, was los sei. Angst mache ihm das nicht, betont der junge Mann.
Er weiß, dass der 27-Jährige, der am Sonntag eine Bombe nahe eines Open-Air-Konzertes in Ansbach explodieren ließ, aus Syrien kam. Schon jetzt gebe es wenig Kontakt mit Deutschen, sagt er. Sein Vater nickt. „Nicht gut“, sagt auch er.
So wie den beiden geht es zahlreichen Bewohnern in einer Gemeinschaftsunterkunft des Freistaats Bayern im unterfränkischen Aschaffenburg – am äußersten nördlichen Zipfel des Bundeslandes, das in den vergangenen Tagen gleich drei Mal mit sogenannten Großlagen umzugehen hatte.
Neben dem Anschlag in Ansbach, bei dem der Täter getötet sowie zwölf Menschen schwer verletzt wurden, waren das der Amoklauf von München eines 18-Jährigen mit insgesamt zehn Toten am Freitagabend und davor die Axt-Attacke eines 17-jährigen Flüchtlings in einem Zug bei Würzburg mit fünf Verletzten.
In der Aschaffenburger Unterkunft in einem schmucklosen Gewerbegebiet leben nach Angaben der Regierung von Unterfranken in Würzburg mehr als 400 Menschen. Einer von ihnen ist ein Mann aus dem ehemaligen Jugoslawien. Er ist Roma, namentlich genannt werden will er nicht. Er fürchtet Vorbehalte gegen Muslime.
„Mein Vater ist Bartträger“, sagt er. „Wenn er durch die Stadt geht, wird er mittlerweile anders angeschaut. Früher haben die Leute „Hallo“ gesagt, jetzt wechseln sie die Straßenseite.“ Sein Bruder sagt: „Ich habe selber Angst.“ Aber deswegen könne man jetzt nicht alle Muslime über einen Kamm scheren. Klar sei: „Wenn man nach Deutschland kommt, muss man sich anpassen.“
Sari Gad ist ebenfalls Syrer, er flüchtete aus dem vom Bürgerkrieg zerstörten Aleppo, wo seine Mutter bis heute ausharrt. Der 25-Jährige, der in seiner Heimat nach eigenen Angaben als Modell gearbeitet hat und nun seit fünf Monaten in Aschaffenburg ist, hat eine klare Meinung zu den jüngsten Vorfällen: „Das sind Terroristen.“ Ihn bedrücke das, er fürchte eine noch distanziertere Stimmung gegenüber Flüchtlingen in Deutschland. „Viele wollen sich von Muslimen fernhalten“, sagt er.
Die Meinung unter den Flüchtlingen von Aschaffenburg ist klar. Keiner zeigt auch nur ansatzweise Sympathie für die Taten von Würzburg, München und Ansbach – ganz im Gegenteil. „Das ist traurig für Deutschland“, sagt Shadi Noman aus Syrien. Der gelernte Zahntechniker kritisiert die Verhältnisse in der Unterkunft und bedauert, dass es in seinen bisherigen 18 Monaten in Deutschland nicht gelungen sei, mit Deutschen in Kontakt zu kommen. „Niemand interessiert sich für uns, wir sind ausgegrenzt“, sagt der hagere Mann im Poloshirt neben dem vergitterten Eingang der Unterkunft. „Die Nachrichten sind nicht gut. Das tut uns leid!“
Sein Landsmann Sari Gad hat nach dem Amoklauf in München in gebrochenem Deutsch eine Botschaft gepostet, um seine Anteilnahme auszudrücken. „Unsere Herzen mit Dir“, schreibt er da mit Blick auf seine neue zweite Heimat. Dazu ein Foto von sich hinter Gitterstäben eines Tores des Aschaffenburger Schlosses. (dpa)
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