Trotz Job – Armutsrisiko bei fast jedem zehnten Bundesbürger
Die Armutsgefährdung von Beschäftigten in Deutschland ist in den vergangenen zehn Jahren deutlich angestiegen, zuletzt aber etwas gesunken.
Aktuell ist fast jeder zehnte Erwerbstätige armutsgefährdet. Das geht aus aktuellen Daten des Europäischen Statistikamts Eurostat hervor, auf die die Linken im Bundestag aufmerksam gemacht haben.
Waren im Jahr 2006 noch 5,5 Prozent der Erwerbstätigen von Armut bedroht, sind es im vergangenen Jahr 9,5 Prozent gewesen. Im Jahr davor waren es 9,7, 2014 noch 9,9 Prozent.
Als armutsgefährdet gilt, wer einschließlich staatlicher Transfers weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens erzielt. Bereits im Sommer hatte die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung in einer Studie auf das verbreitete Armutsrisiko auch unter Beschäftigten hingewiesen. Die Studienautoren kamen zu dem Fazit, dass der Zusammenhang zwischen Beschäftigungswachstum und Armut komplizierter als gemeinhin angenommen sei.
Ein Hintergrund ist, dass das Beschäftigungswachstum in Deutschland auch auf dem Anwachsen der Teilzeitstellen und anderer atypischer Beschäftigungsverhältnisse beruht. Laut Eurostat ist bei Teilzeit- und befristet Beschäftigten das Armutsrisiko deutlich höher. Im vergangenen Jahr waren 15,2 Prozent der Teilzeitbeschäftigten von Armut bedroht. Bei befristet Beschäftigten liegt die Armutsgefährdung bei 20,5 Prozent.
Auch innerhalb dieser Gruppen lag die Armutsgefährdung allerdings vor Jahren noch niedriger, bei Menschen mit Befristungen etwa 2005 erst bei 8,6 Prozent. Und auch bei Vollzeitbeschäftigten stieg die Armutsgefährdung in Deutschland von 3,5 Prozent im Jahr 2005 auf 6,5 Prozent in 2016.
Die stellvertretende Vorsitzende der Linksfraktion, Sabine Zimmermann, hatte auf die Trends aufmerksam gemacht. „Nach wie vor sind viel zu viele Menschen in Deutschland arm trotz Arbeit“, sagte sie der Deutschen Presse-Agentur. Der Mindestlohn müsse erhöht, Leiharbeit und sachgrundlose Befristungen sollten abgeschafft werden. (dpa)
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