Sturmtief Herwart: Camper in Niedersachsen ertrunken – Bahn fährt erst Montag wieder + Videos
Update 14:00 Uhr: Bahn nimmt Fernverkehr erst Montag wieder auf
Wegen der durch das Sturmtief „Herwart“ verursachten Schäden kann die Deutschen Bahn den gesperrten Fernverkehr in weiten Teilen Norddeutschlands erst am Montag wieder aufnehmen, wie die Bahn mitteilte.
Betroffen sind die Strecken Bremen-Hannover, Dortmund-Hamburg, Hamburg-Berlin, Berlin-Leipzig, Berlin-Dresden, Hannover–Dortmund und Berlin-Frankfurt am Main.
Infolge des Sturms hatte die Bahn aus Sicherheitsgründen den Zugverkehr in Niedersachsen, Bremen, Hamburg und Teilen Schleswig-Holsteins am Sonntagmorgen größtenteils eingestellt. Das wirkt sich bundesweit auf den Fernverkehr aus.
Reisende sollten sich vor Reiseantritt über die aktuelle Lage informieren. Am Sonntagmittag waren die Städte Hamburg, Bremen, Kiel, Hannover und Berlin nicht mit Fernverkehrszügen zu erreichen.
Camper bei Sturmflut in Niedersachsen ertrunken
Ein 63-Jähriger ist am Ufer des Jadebusens in Niedersachsen von der Sturmflut überrascht worden und ertrunken. Der Mann habe den Ermittlungen zufolge mit seinem Bruder auf einem Campingplatz am Strandbad Sehestedt in einem Bulli übernachten und sich beim Heran nahen des Wassers zu Fuß in Sicherheit bringen wollen, teilte die Polizei mit.
Der 59 Jahre alte Bruder konnte sich noch an einem Mast festhalten. Er wurde von einer DLRG-Schlauchboot-Besatzung am frühen Morgen gerettet und unterkühlt in ein Krankenhaus gebracht. Der 63-Jährige wurde wenig später tot geborgen.
12:00 Uhr: Schäden in vielen Teilen des Landes
Das Sturmtief Herwart hat am frühen Sonntagmorgen in weiten Teilen Deutschlands große Schäden verursacht. In Berlin rief die Feuerwehr den Ausnahmezustand aus, wie es auf Twitter hieß. Im Innenstadtbereich wurde demnach beim Einsturz eines Gerüstes ein Mensch verletzt, zudem wurde das Dach eines Hauses abgedeckt.
Auch in Hamburg gab es erhebliche Beeinträchtigungen. Die Bahn stellte in weiten Teilen Norddeutschlands den Zugverkehr ein.
Hamburg: Die Fische kommen freiwillig auf den Fischmarkt
In Hamburg machte vor allem die schwere Sturmflut den Menschen zu schaffen. Im Bereich der Hafencity liefen Tiefgaragen voll, auch am überfluteten Fischmarkt und von der Strandallee in Blankenese mussten Fahrzeuge geborgen werden.
Wegen des Sturms hatten die Einsatzkräfte mit zahlreichen umgestürzten Bäume, Baugerüsten und Dachteilen zu kämpfen. In Hamburg-Altengamme musste die Feuewehr eine Kuhherde aus dem Hochwasser retten. Im Laufe des Sonntagvormittags beruhigte sich die Lage allmählich.
Auch Mecklenburg-Vorpommern war stark von dem Sturmtief betroffen. In Greifswald wurde nach Angaben der Polizei ein Haus durch einen umgestürzten Baum teilweise zerstört.
In den Urlaubsorten Zinnowitz und Heringsdorf auf Usedom wurden Autos durch umgestürzte Bäume beschädigt. Das Polizeipräsidium Rostock meldete über 51 umgestürzte Bäume, die teilweise Straßen blockieren. Auch Mülltonnen und Verkehrszeichen lagen auf den Straßen.
Gütersloh: Der Sturm reißt ein Baugerüst in der Fußgängerzone um
Deutsche Bahn stellte Zugverkehr weiträumig ein
Die Deutsche Bahn stellte nach eigenen Angaben den Zugverkehr aus Sicherheitsgründen in Niedersachsen, Bremen, Hamburg und in Teilen Schleswig-Holsteins weiträumig ein.
Von den Sperrungen waren insbesondere auch die Fernverkehrsstrecken Berlin-Hamburg, Berlin-Hannover, Rostock-Hamburg, Bremen-Hannover und Dortmund-Hamburg sowie die Verbindungen von Hamburg nach Westerland, Kiel und Stralsund betroffen.
Auch in Mecklenburg-Vorpommern war der Zugverkehr demnach auf mehreren Strecken wegen umgestürzter Bäume sowie Ästen in den Oberleitungen beeinträchtigt. Reparaturtrupps entfernten mit Kettensägen umgestürzte Bäume von den Gleisen, beschädigte Oberleitungen wurden repariert.
Hubschrauber seien zur Streckenkontrolle im Einsatz. Die Bahn bat Reisende, sich online vor Antritt der Fahrt über die Einschränkungen zu informieren.
Nach Angaben des Deutschen Bahn soll sich die Lage im Laufe des Sonntags allmählich entspannen. Aber insbesondere für die Küsten sowie die Mittelgebirge und den Alpen waren demnach noch orkanartige Böen zu erwarten.
Drei Tote in Tschechien und Polen
In Tschechien und Polen sind mindestens drei Menschen durch den Herbststurm „Herwart“ ums Leben gekommen. In Tschechien wurden nach Behördenangaben am Sonntag ein Mann und eine Frau von umstürzenden Bäumen erschlagen.
In Polen starb ein Autofahrer, als er mit seinem Wagen in der Nähe von Stettin in einen vom Sturm abgerissenen Ast fuhr. Dutzende Bahnverbindungen in Tschechien waren unterbrochen, die Wasserstände mehrerer Flüsse im Norden des Landes stiegen bedrohlich an.
Hunderttausende Haushalte in Tschechien waren nach Angaben des Versorgungsunternehmens CEZ ohne Strom. Auch in Polen waren rund 200.000 Menschen von Stromausfällen betroffen. In Österreich wurde der Ski-Weltcup-Auftakt der Herren in Sölden wegen des Sturms abgesagt.
(afp/dpa)
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