Studie zeigt: Die islamische Lehre spielt für Radikale eine wichtigere Rolle als angenommen

Junge Muslime in Europa radikalisieren sich nicht aus Langeweile und Frust, sondern sie sind mit der islamischen Lehre eng verbunden. Das ist das Ergebnis einer Studie des islamischen Theologen Ednan Aslan von der Universität Wien.
Titelbild
Salafisten in Deutschland.Foto: Sean Gallup/Getty Images
Epoch Times3. August 2017

Die islamische Lehre spielt bei der Radikalisierung junger Muslime eine wesentlichere Rolle als bisher angenommen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des an der Universität Wien tätigen islamischen Theologen Ednan Aslan, die am Dienstag veröffentlicht wurde. Demnach seien Frustration und Mangel an beruflichen Perspektiven alleine nicht ausreichend, um die Radikalisierung junger Muslime in Europa zu erklären.

Das 310 Seiten starke Werk, das in der „Tagespost“ zusammengefasst wird, kommt zu dem Schluss, dass „unabhängig von ihrem religiösen Wissensstand, eine radikalisierte Person in der Theologie ein Angebot sieht, das ihrem Leben Sinn und Struktur verleiht.“ Aufschlussreich sei, dass der Großteil der Befragten aus einem gläubigen muslimischen Elternhaus stamme und die Grundlagen des Islam bereits vor der Radikalisierung gekannt habe.

Der Salafismus werde von den Betroffenen als „ganzheitliches, religiöses und gesellschaftspolitisches Konzept verstanden, das alle Bereiche des Lebens“ regle. Wer sich dem salafistischen Milieu anschließe, richte nicht nur seine tägliche religiöse Praxis neu aus, sondern auch seinen Umgang mit der sozialen Umwelt, heißt es in der Studie, der 29 biografische Interviews mit straffälligen Muslimen in Österreich zugrunde liegen.

Eine zentrale Rolle würden dabei bestimmte Moscheen und religiöse Autoritäten spielen: „Personen, die über ein höheres theologisches Wissen verfügen, fungieren als Autoritäten und spielen bei der Verbreitung der Ideologie eine zentrale Rolle“, so der Autor.

Muslim Ednan Aslan kritisiert die islamistische Szene seit vielen Jahren, heißt es im Bericht der Tagespost. Das Milieu beschreibt er als, „gut vernetzt“ mit einem „gewissen Grad an Infrastruktur“. Damit könne man tatsächlich ein Angebot machen, analysiert er.

Im Radikalisierungsprozess sei offenbar nicht nur die Abgrenzung von der säkularen westlichen Gesellschaft wichtig, sondern auch die von der Mehrheit der Muslime, heißt es weiter. Die radikalen Gruppen und Individuen würden sich laut der Untersuchung als die einzig wahren Muslime verstehen.

Das soziale Umfeld werde als verkommen wahrgenommen, die Demokratie abgelehnt, der Westen zum Feind der muslimischen Welt erklärt, heißt es in der 18-monatigen empirischen Studie, die vom österreichischen Außenministerium gefördert wurde.

Deutsche Studie spricht von „religionsfernen“ Radikalen

Die „Welt“ berichtete unlängst von einer Studie über die dschihadistische Jugendszene in Deutschland. Diese kam offenbar zu einem ganz anderen Ergebnis. Hier hätten Jugendliche nur wenig über den Islam gewusst und sich unreflektiert eine eigene Weltanschauung konstruiert, heißt es dort.

Die Untersuchung der Bielefelder Universität habe für ihre Ergebnisse WhatsApp-Chatprotokolle einer salafistischen Jugendgruppe ausgewertet, so Welt.

Laut der Studie seien besonders junge Menschen auffällig, die sich in einer kritischen Lebensphase befänden. Das dschihadistische Angebot liefere ihnen Sehnsuchtsorte und die Chance auf einen Neustart genau da, wo sie von der Gesellschaft nicht abgeholt würden. (mcd)



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