Rainer Wendt zu Chemnitz: Registriert, nicht identifiziert – Albakr ist erfahrener Terror-Kämpfer

Leichtsinnige Grenzöffnung für Tausende, zahlreiche falsche Pässe und unzählige ungeprüfte Identitäten: Der Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) Rainer Wendt glaubt, dass das Ausmaß der aktuellen Bedrohung nicht wirklich abschätzbar ist. Der Chemnitzer Fall um den mutmaßlichen Terroristen Jaber Albakr wirft Fragen auf, die viele schon wieder verdrängt hatten.
Titelbild
Rainer Wendt (R) über den Bomben-Bastler von Chemnitz im InterviewFoto: JOSEPH EID / AFP / Getty Images/YouTube, Screenshot / Polit Archiv/Polizei Sachsen/ept
Epoch Times10. Oktober 2016

Viele Bürger in Deutschland glauben vielleicht, dass der vorübergehende Kontrollverlust durch die per Kanzlerin-Dekret verordneten offenen Grenzen vom September letzten Jahres und die damit verbundenen ungezählten und unkontrolliert einreisenden Migrantenmassen  der Vergangenheit angehören und wir nun wieder alles im Griff haben. Die Flüchtlinge seien doch registriert und identifiziert und alles werde gut.

Der Bundesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, glaubt dies nicht.

Im Fall des Chemnitzer Bombenbau-Experten Albakr aus Syrien schien alles in Ordnung: Der Mann war mit einem syrischen Pass im Februar 2015 über Österreich eingereist und wurde mit Fingerabdrücken registriert. Er wurde mit den entsprechenden nationalen und internationalen Terrorismus-Datenbanken gecheckt. Es gab keine Einträge.

Registriert ist nicht identifiziert

Auch die beim BAMF registrierten Flüchtlinge sind keineswegs alle identifiziert. „Wir müssen uns weitgehend auf ihre Angaben verlassen“, so Wendt. Viele kamen sogar ohne Papiere, verloren. Einige seien gar mit gefälschten Pässen gekommen, über deren wahre Identität würden wir überhaupt nichts wissen.

„Das kann ein durchaus sehr relevant hoher Personenkreis sein, das können einige Tausend sein“, beziffert Wendt das von ihm geschätzte Ausmaß.

Schon im letzten Jahr hätte man nach Meinung des Beamten Transitzonen einrichten müssen, in denen die Migranten bis zur zweifelsfreien Feststellung ihrer Identität hätten verbleiben müssen. Die Politik habe anders entschieden. Jetzt müsse die Polizei zusammen mit den Verfassungsschutzbehörden dafür sorgen, dass sie genügend Hinweise zu denjenigen die im Land sind bekommen, um die Verdächtigen herauszubekommen.

Wir dürfen uns gar nichts vormachen.“

(Rainer Wendt, Hauptkommissar)

https://www.youtube.com/watch?v=qPUbGykoxSc

Asyl mit falschem Pass dank BAMF

Um die unsichere Lage in den Griff zu bekommen, fordert Rainer Wendt, dass das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge verpflichtet wird, jegliche entdeckte Passfälschung der Polizei zu melden. Man müsse sich einmal vorstellen, in welch einem Land wir leben, sagte Wendt:

Da ist eine Bundesbehörde, die stellt Tausende gefälschte Pässe fest und meldet das nicht der Polizei.“

(Rainer Wendt, Bundesvorstand Deutscher Beamtenbund)

Für Wendt ein „unfassbarer Zustand“. Es dürfe nicht sein, dass jemandem Asyl gewährt werde, der mit einem gefälschten Pass eingereist sei. „Und die Polizei weiß gar nichts davon“, so Wendt.

Doch wie schon erwähnt, bei dem Chemnitzer Bomben-Bastler Jaber Albakr stimmte alles, oberflächlich gesehen.

TATP – hochexplosiv, höchst instabil

Der in der Chemnitzer Wohnung gefundene Sprengstoff TATP gilt als äußerst wärme- und sogar reibungsempfindlich. Das kristalline Pulver kann durch Zerbrechen einzelner der Kristalle schon explodieren. Die Zutaten zur Herstellung sind in Deutschland frei erhältlich. Der Herstellungsprozess hingegen ist komplex und erfordert ein gewisses Fachwissen über die Herstellung und Handhabung von instabilen Sprengstoffen. Die Sprengkraft liegt bei etwa 80 Prozent derer von TNT und liegt fünf- bis zehnfach über der von Schwarzpulver.

In der gestürmten Wohnung des zweiten Tatverdächtigen, Khalil A., aus dieser entwischte der Hauptverdächtige Jaber Albakr kurzerhand der Polizei, wurden nach unterschiedlichen Medien-Quellen zwischen 1.000 und 1.500 Gramm des Materials gefunden. Laut einem von der „Bild“ befragten Sprengstoffexperten sollen 200 Gramm in Fachhänden genügen, um eine Halle zum Einsturz bringen zu können.

Dramatisch: Derselbe Sprengstoff soll bei den Anschlägen in Paris im vergangenen November benutzt worden sein.

Wendt dazu: Dieser sei kein handelsüblicher Sprengstoff gewesen, den man irgendwo hätte stehlen können. Der Verdächtige habe ihn selbst herstellen müssen, dazu habe er eine entsprechende Ausbildung benötigt, sagte Rainer Wendt, Bundesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft im „N24“-Interview.

Das deutet darauf hin, dass es sich hier um einen erfahrenen Terror-Kämpfer handelt.

(Rainer Wendt, Hauptkommissar, Bundesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft)

https://www.youtube.com/watch?v=K6QgwN7W7Mo

Infos zu den Tatverdächtigen von Chemnitz

Hauptverdächtiger: Jaber Albakr (22), festgenommen am 10. Oktober in Leipzig, wurde in Deutschland erstmals registriert am 19. Februar 2015 in München nach seiner Einreise aus Österreich und kam am nächsten Tag zur Erstaufnahmeeinrichtung (EAE) in Chemnitz. Im selben Monat stellte er einen Asylantrag, der im Juni mit einer dreijährigen befristeten Anerkennung genehmigt wurde. In seiner Zeit in der EAE Chemnitz war er im Wohnhotel Kappel untergebracht. Im März dieses Jahres wurde er dem Landkreis Nordsachsen zugewiesen und wohnte seither in Eilenburg. Zuvor waren keine besonderen Auffälligkeiten über den jungen Mann bekannt.

Mit-Tatverdächtiger: Khalil A. (33), festgenommen am 8. Oktober am Hauptbahnhof Chemnitz, reiste erstmals in Deutschland am 25. November 2015 ein und wurde in NRW untergebracht. Am 18. Dezember 2015 stellte er einen Asylantrag in Bad Berleburg. Am 5. März 2016 wurde der Mann als Flüchtling anerkannt. Er bekam vom Landkreis Viersen am 29. März eine Aufenthaltserlaubnis. Der Umzug nach Chemnitz erfolgte am 12. Juli.

Ihm wird Beihilfe zur Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat vorgeworfen. Er hatte dem Hauptverdächtigen seine Wohnung zur Verfügung gestellt und die benötigten Chemikalien im Internet bestellt.

Siehe auch:

Pressekonferenz zum SEK-Einsatz in Chemnitz: Innenminister Ulbig kritisiert „miese Stimmung“-Macher gegen Flüchtlinge

Von Landsleuten gefesselt: Chemnitzer Terrorverdächtiger Albakr in Leipzig verhaftet – 1 kg hochexplosives TATP in Wohnung



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