Petry zu Gauland-Aussage über Stolz auf Wehrmacht: „Ich verstehe, wenn die Wähler entsetzt sind“
Kurz vor der Bundestagswahl geht AfD-Chefin Frauke Petry auf Distanz zum Spitzenduo ihrer Partei. Sie verstehe, wenn die Wähler über Äußerungen von Alice Weidel und Alexander Gauland „entsetzt“ seien, sagte Petry der „Leipziger Volkszeitung“ vom Mittwoch.
„Es ist zu erleben, dass sich gerade viele bürgerliche Wähler abwenden“, sagte die 42-Jährige, die als Spitzenkandidatin der sächsischen AfD bei der Bundestagswahl antritt.
„Das liegt auch an Schlagzeilen, wie sie in jüngster Zeit produziert wurden“, sagte Petry. Wie kürzlich bekannt wurde, soll Weidel 2013 in einer E-Mail rassistische und Demokratie verachtende Bemerkungen gemacht haben. Gauland hatte Anfang September bei einem Treffen der AfD-Rechtsaußen-Gruppe „Der Flügel“ das Recht auf „Stolz“ auf die Leistungen von Wehrmachtssoldaten gefordert.
Petry kritisierte den Richtungsstreit und den erstarkenden rechten Flügel innerhalb der Partei, der die AfD schwäche. Die parteiinternen Konflikte gingen „natürlich nicht spurlos“ an der AfD und den Wählern vorbei. „Die Gefahr für die Kanzlerin ist durch die internen Verwerfungen der AfD kleiner geworden“, sagte Petry.
Für die Bundestagswahl erwartet sie, „dass die AfD auf jeden Fall zweistellig wird“. In Sachsen liege die Partei momentan bei knapp unter 20 Prozent, sie habe hier „allerdings schon mal mehr Zuspruch“ gehabt, sagte Petry.
In der AfD tobt seit längerem ein erbitterter Führungsstreit. Auf dem Kölner Parteitag im vergangenen April war Petry de facto kaltgestellt worden, Weidel und Gauland wurden zum Spitzenduo für die Bundestagswahl gewählt. Im Wahlkampf war die Bundesvorsitzende über Sachsen hinaus kaum sichtbar.
Petry verteidigte ihren auf dem Kölner Parteitag gescheiterten Zukunftsantrag. „Ich hatte gehofft, die AfD personell und strukturell so aufzustellen, um ab 2021 regieren zu können“, sagte sie. „Das wäre aber nur gegangen, wenn der Wähler weiß, was er mit der AfD bekommt – mit einer Fundamentalopposition oder einer Bewegungspartei, wie es große Teile der Partei sehen, geht das nicht.“ (afp)
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