Pegida-Krach zwischen Bachmann und Festerling – was steckt dahinter?
Das Zerwürfnis an der Pegida-Spitze ist schon zwei Monate alt – vergangene Woche wurde es medienträchtig. Alles begann mit einem Facebook-Post von Edvin Wagenfeld, besser bekannt als Pegida-Redner „Ed, der Holländer“. Er schrieb, Festerling sei am 18. April das Mikrophon verboten worden mit den Worten: "Du hast deine Rede nicht eingereicht und wir wollen nicht, dass du über Bilderberg sprichst". Außerdem habe man ihr gesagt: „Wir haben einen Beschluss gefasst, dich wegen PEGIDA Schädigung aus dem Verein auszuschließen." Diese Worte sollen von Lutz Bachmann gekommen sein, wie Festerling am 16. Juni in einer eigenen Erklärung mitteilte.
Festerling war schon seit längerem nicht mehr auf dem Dresdener Pegida-Podium gesehen worden. Stattdessen trat sie bei Legida in Leipzig auf und unter dem Motto "Festung Europa".
Pegida dementiert Rauswurf
Vergangene Woche erfolgte eine Erklärung des Pegida-Vereins:
„Bezugnehmend auf den Post von Edwin Wagenveld (siehe Facebook, 03.06.2016 um 23:52 Uhr) möchten wir unseren Mitstreitern, PEGIDA-Spaziergängern und Sympathisanten folgendes mitteilen:
1. Tatjana Festerling hat das PEGIDA OrgaTeam verlassen.
2. Sie wurde weder ausgeschlossen, noch bekam sie Redeverbot. Sie wurde nicht – wie in dem Post behauptet – von der Bühne gejagt.
3. Wahr ist, dass Tatjana Festerling ihre Rede dem OrgaTeam nicht im Vorab zur Verfügung gestellt hat.
4. Der Ausschluss von Tatjana Festerling aus dem PEGIDA Förderverein e.V. stand am 18.04.16 bereits im Raume, war aber weder definitiv gefasst, noch lag er unmittelbar zum Beschluss vor.
5. Der Ausschluss von Tatjana Festerling aus dem PEGIDA Förderverein e.V. wird nunmehr bei der nächsten Vereinssitzung beschlossen.“
Zur Begründung wurde angeführt, dass Festerling im Namen von Pegida zahlreiche Alleingänge unternommen habe, die nicht mit dem Verein abgesprochen gewesen seien. Dies betraf sowohl ihre Reden, als auch ihre Besuchs- und Verhandlungsaktivitäten in anderen europäischen Ländern, da „jeder öffentliche Auftritt und jede Reise der Zustimmung von mehr als der Hälfte der Mitglieder bedarf“, so die Mitteilung in Bezug auf die Vereinsstatutenvon Pegida. Auch erklärte man, weshalb Absprache fundamental wichtig sei: „Die Behörden um Heiko Maas suchen und warten nur darauf, einen Grund zu finden, uns zu verbieten.“
Der Verein wollte „die Angelegenheit offiziell und sauber“ regeln und habe Festerling gebeten, noch einmal auf das Pegida-Podium zu kommen „um ihr für ihre bisherige, wirklich großartige Tätigkeit zu danken und sie offiziell und in allen Ehren aus dem Verein und der Orga zu verabschieden, damit sie sich vollends auf „Fortress Europe“ konzentrieren kann. Daran hatte sie bedauerlicherweise keinerlei Interesse.“
Die Erklärung endete mit den Worten: „Wir gehen getrennte Wege, jedoch eint uns alle das gleiche Ziel.“
Festerling konterte diese Erklärung daraufhin ausführlichst unter dem Titel „Bachmann lügt“
Eitelkeit, Bilderberger, Finanzen, AfD?
Pegida-Anhänger mutmaßen im Internet nun über die tatsächlichen Ursachen des Streits: Einerseits wird das große Ego der Protagonisten Bachmann und Festerling als ausschlaggebend erachtet. Bachmann habe bereits mehrere Mitstreiter vergrault, heißt es da – wie zum Beispiel „Horst – die Stimme“ oder den Schweizer Eidgenossen Ignaz Bearth.
Andere Stimmen vermuten eine Art politische Steuerung – da der Umgang mit den „Bilderbergern“ ein Streitthema gewesen war. Bachmann hatte, nachdem die Ankündigung der Bilderberg-Konferenz in Dresden bekannt geworden war, das Geheimmeeting als „Koks- und Nuttentreffen von Neureichen“ bezeichnet, sonst aber keinerlei Stellung bezogen. Auch die angekündigten Proteste während der Bilderberg-Konferenz blieben aus. Festerling hatte ihre scharfe Rede gegen das Elitentreffen schließlich in Leipzig bei „Legida“ gehalten.
Auch zum finanziellen Management des Pegida-Vereins hatte sich Festerling kritisch geäußert. Sie habe niemals volle Einsicht erhalten und deshalb alle ihre Reisen und Ausgaben privat abgerechnet. „Ich halte aber Transparenz und Offenheit gegenüber den Mitgliedern und den Menschen von der Straße für ungeheuer wichtig“, schreibt sie. Weiter wirft sie Bachmann vor, willkürlich innerhalb der Bewegung zu agieren. Demokratische Prozesse und Entscheidungsfindungen würden nicht stattfinden. Angesichts dessen, dass das Orga-Team schon mit dem Pegida-Verein „recht überfordert“ sei, habe sie von der geplanten Gründung einer Pegida-Partei abgeraten.
Der Umgang mit der AfD dürfte ein weiteres Streitthema gewesen sein: Bachmann wirft Festerling vor, dass sie sich gegen eine Kooperation mit der AfD gestellt habe – in einem eigenen Facebook-Posting. Er unterstellt Festerling den Versuch „patriotische Kräfte“ zu spalten. Gleiches wirft Festerling Bachmann vor: Sie behauptet, hinter seiner Annäherung an die AfD stecke der Plan, Frauke Petry zu stürzen.
Ein Déjà-vu
Der Pegida-Krach erinnert in Themen und Argumentation stark an die erste Spaltung, die sich Anfang 2015 ereignet hatte: Damals hatten Kathrin Oertel, René Jahn und weitere Vereinsmitglieder die Bewegung verlassen. Die Teilnehmerzahlen erlebten einen Knick. Das Demonstrationsbedürfnis der sächsischen Bevölkerung jedoch blieb. (rf)
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