Panda-Übergabe in Berlin: Merkel und Xi auf Kuschelkurs vor G20
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Chinas Staatschef Xi Jinping zelebrierten heute im Berliner Zoo einen Panda-Staatsakt. Zwei Bären aus China werden nun für 15 Jahre in Berlin residieren dürfen – in einem luxuriösen Gehege, das 9 Millionen Euro kostete – und gegen eine Leihgebühr von umgerechnet 920.000 Euro pro Jahr.
Der Termin hatte vor dem G20-Gipfel psychologische Wirkung: Die beiden Export-Nationen Deutschland und China demonstrierten Nähe.
„Gerade angesichts der Differenzen der Europäer mit US-Präsident Donald Trump wirkt das neue Verhältnis Berlin-Peking fast wie Flitterwochen“, schrieb die „Bildzeitung“, die den Staatsakt eine „große PropaPANDA-Show“ nannte.
Der chinesische Staatschef bat vor dem Deutschland-Besuch um eine Vertiefung der strategischen Partnerschaft. Bei der Panda-Übergabe betonte Merkel, dass man alles getan habe, damit sich Bären in Berlin wohlfühlen können. Und weiter: „Beide werden Sonderbotschafter unserer Länder sein.“ Xi erinnerte in seiner Rede an die seit 45 Jahren bestehenden diplomatischen Beziehungen und äußerte Hoffnung auf Nachwuchs.
Angela Merkel hat im Jahr 2015 persönlich den Panda-Deal eingefädelt.
Drei Tage Panda-Party
Ab morgen werden die Pandas für Zoobesucher sichtbar sein. Heute war der Berliner Zoo aus Sicherheitsgründen fast zur Hälfte gesperrt. Um den Hype voll auszukosten, betrieb der Berliner Zoo seit Wochen einen „Panda-Blog“ mit Videos. Mit einem dreitägigen chinesisches Fest wird die Eröffnung außerdem gefeiert.
https://www.youtube.com/watch?v=0gv41UGc5Eo
Was ist der Preis?
Neben den millionenschweren Ausgaben zieht ein Panda-Leasing wirtschaftliche Deals und politische Folgen nach sich. Was könnte das im Fall der Berliner Pandas sein?
Hanna Müller vom Bundesverband der Deutschen Industrie sagte zu Al Jazeera: Zwischen Deutschland und China gehe es nun verstärkt um Investitionen, sowie Kooperationen in Forschung und Entwicklung. Auch wolle man viel mehr zum Thema Innovation und Zukunftstechnologie tun.
Außenpolitik-Experte Jin Canrong wird da im rbb konkreter: Deutschland gilt als wichtig genug, um Pandas zu bekommen, so Jin. „China möchte die Beziehungen zu Deutschland noch verbessern. Die chinesische Führung hofft auf eine starke EU, auch wenn es gerade große Herausforderungen gibt. Aber eine starke EU ist in Chinas Interesse. Und eine starke EU braucht eine starke Führung. Und wir glauben, dass Deutschland da die beste Wahl ist.“
Angela Merkel hat im Jahr 2015 persönlich den Panda-Deal eingefädelt.
Der Wolf im Panda-Pelz
Dass der Panda Chinas härteste Währung ist, konstatierte 2013 bereits eine Studie der Oxford University. Der Kuschelfaktor der Bären sorge für starke, langanhaltende Beziehungen im Wirtschaftsbereich. Und sicher ist auch: Wem Chinas KP-Regime einen Panda ausleiht, von dem erwartet es Gegenleistungen. Das friedliche Image des Pandas überdeckt dabei die knallharten Absichten eines totalitären Staates, der bis heute für seinen Machterhalt über Leichen geht.
Zunächst nutzten Chinas KP-Führer Pandas als Staatsgeschenke. Bis 1982 vergaben Mao Zedong und Deng Xiaoping 23 Pandas an acht Länder.
Auf den Besuch von US-Präsident Richard Nixon in Peking 1972 folgte ein Panda-Geschenk an die USA. Nixons Besuch war einer Anerkennung des seit 1949 existierenden KP-Regimes gleichgekommen. Die ersten Berliner Pandas nahm Helmut Schmidt von KP-Führer Deng Xiaoping entgegen.
„Die Pandas gehören zu Berlin und es ist schön, dass wir die beiden in unserer Stadt haben“, sagte nun der Regierende Bürgermeister Müller als er die Tiere am 24. Juni in Empfang nahm.
Mittlerweile werden Pandas nur noch verliehen – was bedeutet, dass die KP ihren Freundschaftsbeweis auch zurückfordern und als Druckmittel verwenden kann. Als Peking 2009 nicht wollte, dass US-Präsident Obama den Dalai Lama traf, wurden zwei Pandababys, die in den USA zur Welt kamen, außerplanmäßig zurückgefordert.
Demonstranten außer Sichtweite verwiesen
Vor dem Panda-Staatsakt wurde eine Gruppe von Menschenrechtsdemonstranten von der Polizei eine Straße weiter verwiesen. Die „Gesellschaft für bedrohte Völker“, Falun Gong-Anhänger und Unterstützter von Liu Xiaobo mussten umziehen: Sie wurden aus Sichtweite des berühmten Zootores an die Ecke Kurfürstens./Ansbacher Str. verwiesen, damit die chinesische Delegation ihre Kritiker nicht sehen muss.
Siehe auch:
Wie Chinas Pandas internationale Deals klarmachen
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