„Nachtflüge für Flüchtlinge“: Ein Reporter recherchiert am Airport Köln-Bonn

Was ist dran am Internet-Gerücht, dass Flüchtlinge nachts heimlich über den Flughafen Köln-Bonn nach Deutschland geschleust wurden, bzw. werden? Ein Reporter forschte im und um den Flughafen, sprach mit Fluggästen, Taxifahrern und Sicherheitsleuten. Und das kam dabei heraus ...
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SymbolbildFoto: MICHAEL GOTTSCHALK/AFP/Getty Images
Epoch Times11. August 2016

Insgesamt war der Reporter mit der „Recherche der ‚Jungen Freiheit‘“ von 24 Uhr bis 7 Uhr unterwegs. Davon war er die ersten zweieinhalb Stunden als „Unbeteiligter“ im Terminalbereich unterwegs, tourte anschließend um den Airport herum, um später wieder im Innenbereich zu recherchieren.

Als Letztes sprach er mit einer Angestellten einer Tankstelle direkt neben Terminal 2. Diese erzählte ihm, dass vor zwei Wochen in einer Nacht unüblich viele Flieger aus der Türkei gekommen seien. Sie sprach von 18 Stück. In der Folgenacht kamen elf Maschinen an. Das habe sie über die Anzeigetafel für die An- und Abflüge gesehen, die in der Tankstelle hängt. Sie habe sich gewundert, ob das alles Touristen seien. Das sei ihr wieder eingefallen, als sie dieser Tage auf Facebook von den Gerüchten um nächtliche Migranten-Transporte las.

Doch das war direkt nach dem Putsch in der Türkei. „Gut möglich, dass die Reisegesellschaften Sonderflüge eingesetzt haben, um besorgte Touristen auszufliegen, und dass das dann zur Entstehung des Gerüchtes beigetragen hat“, so der Reporter. Die Frau habe auch bestätigt, dass sechs oder sieben Türkei-Flüge pro Nacht in der Ferienzeit normal seien, auch schon in den vergangenen Jahren.

Dann: Volltreffer?

Der JF-Reporter suchte nach möglichen massenhaften Migrationsbewegungen, wie syrischen Familiennachzüglern beispielsweise, eingeschleust in Urlaubsfliegern aus der Türkei. Er überprüfte, ob entsprechende Personen aus den normalen Ausgängen, wie die anderen Fluggäste, kämen oder aber über gesonderte Ausgänge abtransportiert würden. Sein Fazit: „Ich habe nichts, wirklich gar nichts, gesehen, was einen Verdacht in diese Richtung rechtfertigen würde“, sagte Marco Pino von der JF. Allerdings räumt er ein: „Um endgültige Gewissheit zu haben, müsste man dort mehrere Nächte recherchieren, und auch Zugang zu sämtlichen Bereichen haben.“

Doch dann, plötzlich, ein Bus, der übers Rollfeld fährt, voll mit Leuten, weg von den Terminals Der Reporter dachte: „Volltreffer! Bin sofort ins Auto, in die Richtung gefahren. Das war am Frachtbereich und General Aviation Terminal. Ich hab geparkt, die Kamera in die Hand und bin dahingelaufen.“ Doch dann stellte sich heraus, dass es der Mitarbeiter-Eingang war, Schichtwechsel. Der Bus fuhr die Angestellten direkt zum Mitarbeiterparkplatz.

Der Reporter sprach auch noch mit Sicherheitsleuten, Taxifahrern und Fluggästen – keiner konnte die Gerüchte um geheime Migrantentransporte bestätigen.

Nachtflüge und Türkei-Tourismus

„Die Abflughalle von Terminal 2 war gegen 4.00 Uhr morgens überraschend voll. Gut, seitens Air Berlin gingen mehrere Flieger Richtung Spanien und Balearen, aber auch die Check-In-Schalter für Türkeiflüge waren gut ausgelastet. Hat mich wirklich gewundert, denn da waren auch viele Deutsche dabei. Es machen offenbar immer noch relativ viele Leute Urlaub in der Türkei, trotz Terror, Putsch und Erdogan“, resümiert Marco Pino zu seinen Beobachtungen.

Da es in Köln-Bonn kein Nachtflugverbot gibt, wird der Flughafen in Ferienzeiten für zusätzliche Kapazitäten genutzt, vor allem von Anbietern für Türkeireisen, da die Nachtflüge günstiger sind. „So könnte sich der überproportional hohe Anteil von Türkeiflügen in der Nacht leicht erklären. Das reichte dann auf dem Nährboden der gegenwärtigen Verunsicherung für das Entstehen eines solchen Gerüchtes – zumal das Vertrauen der Bevölkerung in Politik und Medien gerade beim Thema Flüchtlinge und Einwanderung verständlicherweise nicht mehr sehr groß ist“, erklärt Pino sich die Entstehung des Gerüchts.

Also doch nichts, oder?

„Aber noch mal: ganz ausschließen kann man es eben nicht. Dafür ist eine Nacht zu wenig und auch der Kölner Flughafen zu groß, die Zugangsbarrieren zu hoch, als dass man es definitiv ausschließen kann“, so Pino.

Außerdem: „Warum sollte die Politik so blöd sein, das so zu tun?“ Müsste denn alles über einen Flughafen laufen? „Verteilen sie das auf Frankfurt, München, Düsseldorf und Tegel – und die Einwanderer gehen in den Massen der Reisenden unter. Warum also ausgerechnet Köln-Bonn zum Migranten-Drehkreuz erheben?“, fragt sich der Reporter.  Das wäre doch auch alles geheim, warum das dann auf einem öffentlichen Flughafen machen und nicht auf einem abgeschirmten, vielleicht militärischen? „Aber das sehe ich auch erst so, seit ich da eine komplette Nacht verbracht und ausführlicher darüber nachgedacht habe.“ (sm)

Schweigepflicht! – Schwierige Bundespressekonferenz vom 10. August 2016:

Journalisten-Frage zu nächtlichen Flügen im Resettlement-Programm der EU [ab 45:00] mit Anspielung auf das Nachtflug-Gerücht.

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Siehe auch:

Meldung über Nachtflüge für Flüchtlinge „größter Unsinn“, so Sprecher des Innenministeriums



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