Mordfall Maria: „Timeline“ der Tatnacht entschlüsselt – Husseins iPhone geknackt – Mörder lauerte in der Nacht
Für Maria (19) macht es keinen Unterschied mehr, sie ist tot – geschändet und ermordet von einem angeblich minderjährigen Migranten aus Afghanistan, der, wie sich zwischenzeitlich herausstellte, ein erwachsener Mann ist.
Nach Auswertung der Handydaten des Angeklagten wurde dessen Aussage widerlegt, dass er seinem Opfer nur zufällig begegnet sei. Mehr noch er war über eineinhalb Stunden am Tatort nahe der Jugendherberge und lauerte dort vermutlich auf ein nächtlich heimkehrendes Opfer.
Doch wie gelangten die Ermittler an die Handydaten?
Geknackt: Husseins iPhone 6s
Weder Hussein K. noch sein Anwalt gaben den geheimen Zahlencode des iPhone 6s preis. Doch die Polizei konnte über die Sprachsteuerung „Siri“ Zugriff auf die Kontakte und Fotos auf dem Handy erlangen. Mehr konnten die Ermittler jedoch noch nicht erreichen.
Die Freiburger Kriminalpolizei beauftragte eine Münchner Spezialfirma, das Handy von Hussein K. zu untersuchen.
Das Handy wurde ihm am Tag der Festnahme abgenommen. Es war durch einen Pin-Code geschützt, dadurch war es nicht möglich, die Daten auszulesen.“
(Kripo Freiburg, SOKO „Dreisam“)
Der Spezialfirma gelang es tatsächlich, das Gerät zu cracken, wie der Beamte vor Gericht mitteilte. Damit erhielt er, als zuständiger Ermittler, Einsicht auf die volle Dateistruktur des Handys, wie die „Badische Zeitung“ berichtet, und damit auf das Verhalten des Täters in jener Nacht des 15. auf den 16. Oktober 2016.
Was Geo- und Bewegungsdaten verraten
„Es ist alles absolut stimmig“, erklärt der Ermittler vor Gericht über die Daten aus dem Handy von Khavari.
Mit einer speziellen Software wurden die Geodaten im Cache des Handys analysiert. Diese würden nach Aussage des Experten entstehen, wenn Apple automatisch Daten sendet und in einer Datenbank gespeichert, während das iPhone selbst auch über diverse Sensoren eine Vielzahl von Bewegungsdaten aufzeichnet, so die „Badische“. Dazu gehörten beispielsweise Schritte, Treppenstufen, Entfernungen.
Man habe dann die Geodaten und die Bewegungsdaten in Zusammenhang gestellt, so der Experte der Polizei.
Wir haben festgestellt, dass ab dem 30.9. bis zum Zeitpunkt der Festnahme, Daten vorhanden sind, die uns immer wieder Standortdaten des Handys des Beschuldigten liefern.“
(SOKO „Dreisam“)
Das Geheimnis der Funkzellen
Samstagnachmittag, 15. Oktober 2016: Husseins Handy befindet sich an dessen Wohnort. Um 20.28 Uhr verrät eine Wifi-Quelle, dass sich das Smartphone in der Nähe des Hauptbahnhofs ist. Von dort aus bewegt sich das Handy weiter. Eine Mobilfunkzelle zeigte etwas später an, dass sich das iPhone am Flückigersee war, mehrfach sogar.
Da die Daten aus Funkzellen ähnlich ungenau seien, wie die von Wifi-Quellen, wurde das Handy auch in drei entfernte Funkzellen, u.a. in der Bettackerstraße eingeloggt. Der Experte dazu: „Funkzellen können mehrere Kilometer entfernt sein, auch zwei Kilometer entfernt.“ Dazu muss man nicht eingeloggt sein. „Es reicht, wenn Ihr iPhone registriert, dass das Wifi da ist.“
Die „Timeline“ der Tatnacht
„Unsere Software konnte noch nicht alles interpretieren“, doch habe sie die Möglichkeit, eine „Timeline“ darzustellen, so der Ermittler im Gerichtssaal in Freiburg.
Laut den Handydaten bewegte sich Hussein K. in jener Nacht vom Flückigersee zur „Stusie“, der Studentensiedlung am Seepark, dem größten Studentendorf Freiburgs. Von dort aus ging es zur Haltestelle Stadttheater. Hier erhält Khavari einen Wifi-Kontakt an der Sparda-Bank. Weiter geht es zur Kaiser-Joseph-Straße, beim Bertoldsbrunnen vorbei und zur Salzstraße. Hier ist die „Sonderbar“, ein Lokal in der Innenstadt und beliebter Treffpunkt von Homosexuellen. Dort verweilte der Afghane bis nach 1 Uhr.
Um 1.36 Uhr befindet sich Khavari in der Innenstadt. Videoaufnahmen belegen, dass er um 1.57 Uhr in die Straßenbahn einsteigt und zur Endhaltestelle Lassbergstraße fährt. Dort wird er wieder in eine Funkzelle eingeloggt. Um 2.46 Uhr kontaktiert das Handy das Wifi der Jugendherberge. Um 4.17 Uhr ist Hussein K. am Tatort, was seine GPS-Daten belegen. „Wenn eine App aktiv war, die GPS-Daten nutzt, kann das passiert sein“, erklärt der Kripo-Experte den Umstand.
Durch Versuche mit einem baugleichen iPhone machten die Ermittler Tests zu den Bewegungsabläufen: „Jemand mit ähnlicher Statur wie der Angeklagte ist die Böschung der Dreisam hochgelaufen.“ Lief die Testperson die Böschung gerade hinauf, wurde vom iPhone ein Stockwerk einer Treppe aufgezeichnet. Ging die Person schräg hinauf, gab es keine Aufzeichnung. Das Überwinden von drei Höhenmetern innerhalb von 16 Schritten wurde als Treppe registriert. In den Daten gibt es gewisse Ungenauigkeiten, außerdem werden diese nicht sofort in der Datenbank gespeichert, es können teils Minuten vergehen.
Die letzten Ergebnisse der Tests besagten, dass Hussein K. bis 2.32 Uhr in Bewegung war. Dann folgt eine Phase mit nur wenigen Schritten, die bis 2.52 Uhr geht. Um 2.55 Uhr zeigte das Bewegungsmuster eine Treppe an, vermutlich bestieg er die Böschung der Dreisam. Dies passe wiederum mit der Berechnung des Heimwegs von Maria L. zusammen, so der Kriminalbeamte.
Am Tatort 2.55 bis 4.15
Danach habe sich das Handy von Khavari kaum bewegt, für eine Stunde und zwanzig Minuten. In dieser Zeit geschah dann irgendwann die Tat.
Um 4.15 Uhr, folgte dann wieder ein „Treppengang“, die Dreisam-Böschung hinauf, vom Tatort weg. Um 4.18 Uhr wurde ein letztes Treppensteigen des Hussein K. registriert. Vielleicht ging es die Böschung noch einmal hinauf oder aber auf den Dreisamradweg hoch zur Brücke in Ebnet.
Die Auswertung von Marias Nokia-Handy ergab: „Der letzte Zeitstempel aus dem Opferhandy war 4.12 Uhr und um 4.15 Uhr haben wir im Handy des Angeklagten ein Treppensteigen.“
„Es ist alles absolut stimmig“, so der Experte abschließend.
Die Verhandlung wird am Donnerstag, 25. Januar 2018 ab 14 Uhr am Freiburger Landgericht fortgesetzt.
https://www.youtube.com/watch?v=ae4SlcE4fH0
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