Militante Linke versammelt sich zu Großdemo gegen G20-Gipfel – Polizei und Gipfelgegner bereiten sich auf Krawalle vor

Unmittelbar vor dem Beginn des G20-Gipfels könnten Hamburg am Donnerstag (19.00 Uhr) erstmals schwere Ausschreitungen bevorstehen. Angehörige des militanten linksradikalen Spektrums wollen bei einer Großdemonstration mit dem Titel "Welcome to Hell" (Willkommen in der Hölle) durch die Hansestadt ziehen. Die Veranstalter erwarten nach eigenen Angaben bis zu zehntausend Teilnehmer.
Titelbild
G20-Gegner in Hamburg.Foto: CHRISTOF STACHE/AFP/Getty Images
Epoch Times6. Juli 2017

+++ Newsticker +++

Mit einem der größten Einsätze der Hamburger Polizei bereitet sich die Hansestadt auf den G20-Gipfel der großen Wirtschaftsmächte vor. Auch die Gipfelgegner mobilisierten ihre Kräfte. Am Tag vor dem Start gab es in einem Porschezentrum der Stadt eine Brandstiftung, hinter der die Polizei militante Aktivisten vermutet. Zu dem weltpolitischen Großereignis am Freitag und Samstag werden mehr als 100 000 Gegendemonstranten in Hamburg erwartet. Die Polizei hat mehr als 19 000 Beamte im Einsatz. Mit Besorgnis blicken sie vor allem auf eine Autonomen-Demo am Nachmittag.

Fußballclub FC St. Pauli richtet 200 Schlafplätze ein

Der für seine linksalternativen Fans bekannte Fußballclub FC St. Pauli öffnet das Millerntorstadion für G20-Demonstranten. Die Vereinsführung habe entschieden, dass ab Donnerstagmittag 200 Schlafplätze im Umlauf der Haupttribüne eingerichtet werden könnten, teilte der Verein mit. Damit werde auf die „absurden Campverbote“ und die „fehlenden Schlafmöglichkeiten für auswärtige Gäste“ reagiert, die gegen den Gipfel protestieren wollten.

Zuvor hatten bereits einige Kirchen und das Schauspielhaus in Hamburg Demonstranten Schlafmöglichkeiten angeboten. Um die Frage der Übernachtungscamps für G20-Demonstranten gibt es seit Tagen Streit. Die Sicherheitsbehörden hatten Versuche gestoppt, in Parks zentrale Zeltlager aufzustellen. Am Mittwoch erlaubte das Hamburger Oberverwaltungsgericht indes den Aufbau von 600 Schlafzelten im Elbpark Entenwerder und im Altonaer Volkspark.

„Der FC St. Pauli steht für Weltoffenheit und Meinungsvielfalt – demokratische Werte wie Versammlungs- und Meinungsfreiheit sowie das Demonstrationsrecht sind ein hohes Gut, welches es immer zu schützen gilt“, erklärte der Verein. Friedlicher Protest sei zuzulassen.

Militante Linke versammelt sich zu Großdemo gegen G20-Gipfel

Vor der für Donnerstagabend geplanten Anti-G20-Demonstration von radikalen Linken ist es in Hamburg weitgehend ruhig geblieben. In der Nacht zum Donnerstag versammelten sich nach Angaben der Polizei bis zu 11.000 Menschen friedlich bei Technomusik, um gegen den Gipfel zu protestieren. Vereinzelt gab es am Rande des Geschehens auch Flaschenwürfe.

Zwei Menschen wurden laut Polizei vorläufig festgenommen, vier weitere kamen zwischenzeitlich in Gewahrsam. Zudem wurden vier Polizisten verletzt. Im Stadtteil Eidelstedt brannten in der Nacht darüber hinaus zehn Luxusautos auf dem Gelände eines Porschehändlers. Die Ermittler gingen von Brandstiftung aus. Ein Zusammenhang mit dem G20-Gipfel werde geprüft, hieß es.

 „Welcome to Hell“

Die Staats- und Regierungschefs der 20 großen Industrie- und Schwellenländer kommen am Freitag und Samstag in Hamburg zusammen. Vor und während des Treffens werden Ausschreitungen befürchtet. Am Donnerstagabend wollen Demonstranten aus dem militanten linksradikalen Spektrum unter dem Motto „Welcome to Hell“ (Willkommen in der Hölle) durch die Hansestadt ziehen.

Die Organisatoren aus dem Umfeld des Autonomenzentrums Rote Flora erwarten bis zu zehntausend Teilnehmer. Den Behörden zufolge könnte es sich bei dem Aufzug um eine der potenziell gewaltträchtigsten Demonstrationen gegen den Gipfel handeln.

„Lieber tanz ich als G20“

Der friedliche Protestumzug vom Mittwochabend stand unter dem Motto „Lieber tanz ich als G20“ und führte von den Landungsbrücken am Hafen bis in die Innenstadt. Dort trafen die Teilnehmer auf eine zweite, ebenfalls friedliche Demonstration, der sie sich teilweise anschlossen. 2500 Menschen zogen laut Polizei anschließend noch bis in die Nähe der Messehallen, wo das G20-Treffen stattfinden wird.

Auch die Feuerwehr meldete keine „nennenswerten Einsätze“ von den Protestaktionen. Unterdessen reisten auch aus dem Ausland G20-Demonstranten nach Hamburg. Ein Sonderzug verließ nach Angaben der Bundespolizei am Mittwochabend mit vierstündiger Verspätung das schweizerische Basel. Bundespolizisten hatten darin zuvor 210 Fahrgäste kontrolliert, 33 von ihnen wurde die Einreise verweigert. Am Donnerstagmorgen erreichte der Zug Hamburg.

Zum G20 werden Zehntausende Gegendemonstranten aus verschiedenen Lagern erwartet, darunter bis zu 8000 gewaltbereite Linksextremisten. Es wird mit Ausschreitungen gerechnet. Mindestens 19.000 Beamte werden das Gipfeltreffen absichern.

Übernachten in Protestcamps erlaubt

Unterdessen erhielten die G20-Gegner nun doch die gerichtliche Erlaubnis, in zwei sogenannten Protestcamps zu übernachten. Im Elbpark Entenwerder genehmigte das Oberverwaltungsgericht Hamburg den Aufbau von 300 Schlafzelten. Auch im Altonaer Volkspark dürfen nun Demonstranten übernachten. Dort wurden nach Angaben der Polizei ebenfalls 300 Zelte zugelassen.

Die Frage der Schlafcamps hatte in den vergangenen Tagen für viel Aufregung gesorgt. Am Sonntag hatten die Einsatzkräfte noch den Versuch unterbunden, im Camp Entenwerder Schlafzelte zu errichten. Dabei kam es zu kleineren Auseinandersetzungen. Auch in Altona hatte die Polizei den Aufbau von Schlafzelten zunächst verhindert. Die Sicherheitsbehörden werten sie als Sicherheitsrisiko und sehen Verbindungen zur linksextremen Szene. (afp/dpa/dts/so)



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